Studie empfiehlt "Mix" aus privater und öffentlicher EB-Finanzierung
Eigenverantwortung als aktueller Trend in der EB-Finanzierung
Der Ausgangspunkt für den Bericht ist der heute laut den AutorInnen weit verbreitete Fokus auf Eigenverantwortung in der Erwachsenenbildung – auch in finanzieller Hinsicht. Daneben spielen in OECD-Mitgliedsländern auch Unternehmen, ArbeitgeberInnen, die Privatwirtschaft und NGOs eine Rolle, wenn es um die Finanzierung von weiterbildenden Maßnahmen geht. In den OECD-Mitgliedsländern finanzieren ArbeitgeberInnen durchschnittlich den größten Anteil an weiterbildenden Maßnahmen.
Zugleich gibt es, so die AutorInnen, auch kritische Stimmen, die anführen, eine mangelnde öffentliche Finanzierung würde vor allem marginalisierten Gruppen Steine in den Weg legen und Bereiche wie z.B. Basisbildung untergraben.
Um dies auszugleichen, gab es laut dem Bericht bereits in den vergangenen Jahren durch die UNESCO Forderungen, die Akteure in der Erwachsenenbildung zu diversifizieren und Versuche zu starten, die Anliegen von Gesellschaft, Staat, aber auch Markt miteinander zu vereinen. Eine ähnliche Forderung bringt die OECD, rezitieren die Bericht-AutorInnen: So sollen sich die Regierungen und ArbeitgeberInnen, aber auch Einzelpersonen an der Finanzierung der Erwachsenenbildung beteiligen.
Vielfältigkeit der Erwachsenenbildung erfordert vielfältige Finanzierung
Die AutorInnen des Berichts erläutern, dass einseitige Finanzierung aufgrund der Vielfältigkeit der Akteure in der Erwachsenenbildung – z.B. gibt es öffentliche Bildungseinrichtungen, private Bildungsanbieter oder zivilgesellschaftliche Organisationen, die Weiterbildungen veranstalten – ungeeignet sei. Zentral sei für Akteure in der Finanzierung demnach stets die Frage, wer, was, wo und für welchen Zweck finanziell unterstützt werden sollte.
Die öffentlich finanzierte Erwachsenenbildung solle, so die AutorInnen, soziale und kulturelle Anliegen im Auge behalten, etwa Zusammenhalt, Emanzipation und Inklusion fördern und breite Zielgruppen ansprechen. Ein weiterer Studienbericht von DVV International "Public Financing of Popular Adult Learning and Education (ALE)" widmet sich etwa der öffentlichen Finanzierung von Volksbildung und thematisiert Bildungsaspekte wie z.B. Community Learning.
In Bezug auf den privaten Sektor, unter dem die Finanzierung durch Einzelpersonen als auch durch ArbeitgeberInnen verstanden wird, erläutern die AutorInnen, dass hier vor allem in die Weiterbildung von Beschäftigten investiert wird. Sie empfehlen, auch hier auf unterschiedliche Unterstützungsmodelle zu setzen, wie z.B. Bildungskonten oder Bildungsurlaub. Die AutorInnen raten ArbeitgeberInnen, Ihren ArbeitnehmerInnen für die Zeit der arbeitsplatzrelevanten Weiterbildung finanzielle Sicherheit zu gewähren. Bei Weiterbildungen, die auf persönlichen Wünschen der ArbeitnehmerInnen basieren, solle hingegen auf öffentliche bzw. private Finanzierung gesetzt werden.
Good-Practice-Beispiele aus Serbien und Deutschland
Als Beispiele für erfolgreiche Finanzierung stellen die AutorInnen des Berichts verschiedene Projekte aus z.B. Kanada, Neuseeland, Serbien und Deutschland vor. In Serbien wurde die Initiative "Second Chance – Functional basic education of adults in Serbia" etabliert, die eine praxisorientierte Erwachsenenbildung mit Fokus auf Basiskompetenzen fördern sollte. Bei der Finanzierung wirkten sowohl die EU, als auch Ministerien, die Regierung, NGOs und lokale ArbeitgeberInnen sowie Unternehmen mit.
Mit der "Collective part-time education in the metal and electrical industry" wird eine weitere Initiative, nämlich aus Deutschland, vorgestellt. Das zentrale Finanzierungsinstrument im Rahmen der Initiative ist das Bildungskonto. Hier sammeln sich Zahlungen an den Mitarbeiter/die Mitarbeiterin wie z.B. Überstunden oder Jahressonderzahlungen in einem Bildungskonto an. Mit dem Bildungskonto kann Weiterbildung finanziert, aber auch die Lohnfortzahlung während der Freizeit ermöglicht werden, z.B. wenn ArbeitnehmerInnen nicht-arbeitsplatzrelevante Weiterbildungen absolvieren möchten.
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