OECD: geringer Reformbedarf bei österreichischer Erwachsenenbildung

31.03.2021, Text: Jennifer Friedl, Redaktion/CONEDU
Neues Dashboard erlaubt Ländervergleich der Erwachsenenbildungssysteme nach OECD-Prioritäten.
Im Dashboard können Interessierte das EB-System des eigenen Landes mit dem eines anderen Landes vergleichen.
Foto: Pixabay Lizenz, Padrinan, http://pixabay.com
Im Dashboard "Prioritäten für die Erwachsenenbildung" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gibt es die Möglichkeit, Informationen zu nationalen Erwachsenenbildungssystemen zu erhalten und mit den Systemen anderer Länder zu vergleichen. Konkret finden sich im Dashboard die aus einer OCED-Studie (wir berichteten) hinzugezogenen Daten zu sieben Dimensionen wie u.a. zu Inklusivität, Finanzierung oder Ausrichtung am Qualifikationsbedarf. Bei der Einstufung der OECD, wie dringend das System eines Landes optimiert werden müsse, belegt Österreich den 25. von 35 Plätzen.

Österreich punktet in Bereichen der Finanzierung, Beratung und Inklusivität

In der Auswertung zeigt das Dashboard, dass das österreichische Erwachsenenbildungssystem verglichen mit den anderen Ländern in Bezug auf Finanzierung im besseren Mittelfeld liegt. Das bedeutet, dass sich Österreich bei den Punkten, die im Dashboard Scores genannt werden, mit 0,60 leicht über dem Durchschnitt befindet. Im Ranking belegt Österreich damit den vierten von 33 Plätzen. Positiv hervorgehoben wird z.B. die staatliche Finanzierung von beruflicher Weiterbildung, um Personen für arbeitsmarktrelevante Bereiche zu qualifizieren. Fast 12% der in den Daten berücksichtigten Personen geben für Österreich an, weiterbildende Trainings aufgrund der finanziellen Hindernisse nicht besucht zu haben. In Deutschland, das den 12. Platz belegt, sind es knapp 10%. Den ersten Platz in der Kategorie Finanzierung belegt Japan, hier sind es lediglich 8%, die aufgrund der Kosten nicht an Trainings teilnehmen können.

 

Auch im Bereich der Flexibilität von Lernmöglichkeiten (wie z.B. zeitlichen und räumlichen Barrieren für Lernmöglichkeiten) und Bildungs- und Berufsberatung liegt Österreich im mit Punkten von 0,56 leicht über dem Durchschnitt und insgesamt auf Platz neun von 35. Basierend auf den durch die OECD gesammelten Daten erhalten demnach 54% der im Dashboard berücksichtigten Personen Beratung in Bezug auf (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten durch dafür vorgesehene Institutionen und Organisationen.

 

In Bezug auf die Frage, wie inklusiv die Lernmöglichkeiten für Erwachsene sind, gibt das Dashboard an, dass Österreich den vierten von insgesamt 30 Plätzen belegt und somit in Bezug auf Geschlecht, Altersgruppen, aber auch Vorqualifikation eine hohe Inklusivität aufweist. Die Punkte für Österreich liegen hier bei 0,62, also über dem Durchschnitt. Den ersten Platz im Punkt Inklusivität belegt Griechenland, während die Niederlande am letzten Platz den höchsten Verbesserungsbedarf laut OECD aufweisen.

88% der Unternehmen bieten berufliche Weiterbildung an

Laut OECD-Dashboard belegt das Erwachsenenbildungssystem in Österreich den 14. von 33 Plätzen in der Frage, in welchem Ausmaß Menschen und Firmen sich an Lernmöglichkeiten beteiligen. Die Punkte liegen bei 0,55 und damit erneut leicht über dem Durchschnitt. 88% der Unternehmen bieten demnach Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung an. Im Durchschnitt investieren Menschen 40 Stunden im Jahr in non-formales, berufsrelevantes Lernen. Knapp 40% der befragten Personen geben an, sich in den letzten 12 Monaten an formalen und non-formalen Lernmöglichkeiten für den Job beteiligt zu haben. In den USA, die in diesem Punkt auf Platz 1 liegen, liegt der Prozentsatz bei 50%.

41% geben an, mehr Training für berufliche Tätigkeiten zu benötigen

Den 26. von 32 Plätzen erhält Österreich in der Frage, inwiefern das Lernen Erwachsener den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes entspricht. Rund 41% der in den Daten berücksichtigen Personen geben an, mehr Training in Bezug auf berufliche Tätigkeiten zu benötigen. 46% der ArbeitgeberInnen merken an, Schwierigkeiten zu haben, Arbeitsplätze angemessen zu besetzen. Die beste Anpassung an Arbeitsmarktbedürfnisse findet sich laut Dashboard in Dänemark.

Mehr als die Hälfte findet Weiterbildungen nützlich für ihren Job

Rund 56% der Teilnehmenden aus Österreich gibt an, zumindest eine der besuchten Weiterbildungsaktivität als nutzbringend für den eigenen Job zu erachten. In Chile, das auf Platz 1 liegt, sind dies 64%. Insgesamt 86% der Befragten in Österreich geben an, aktuell oder in naher Zukunft Fähigkeiten zu nutzen, die sie in Weiterbildungen erwerben konnten. Für fast 70% hat sich durch neu erlangte Kompetenzen ihre Beschäftigungssituation verbessern können.

Erwachsenenbildungssysteme müssen laut OECD auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren

Digitalisierung, Globalisierung und eine älter werdende Bevölkerung stellen nicht nur die Arbeitsmärkte, sondern auch Erwachsenenbildungssysteme vor große Herausforderungen. Von diesen hänge es laut OECD auch maßgeblich ab, ob Unternehmen und Volkswirtschaften, aber auch Individuen von den gesellschaftlichen Veränderungen profitieren können. Die OECD sieht ihre Aufgabe darin, den Ländern aktuelle Daten, Richtlinien sowie internationale Good-Practice-Beispiele zur Verfügung zu stellen.

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