Neuerscheinung zu Validierung von Kompetenzen in der Erwachsenenbildung

12.04.2021, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Sechs AutorInnen gehen dem Forschungsstand der Kompetenzvalidierung nach, reflektieren die Validierungspraxis und zeigen das Potenzial von Validierung innerhalb der Erwachsenenbildung auf.
Das neu erschienene Buch gibt es kostenfrei als E-Book oder als gebührenpflichtige Print-Version. Es steht unter der offenen Lizenz CC BY SA.
Montage: Unsplash-Lizenz, Spencer/bearb. durch Paar/CONEDU, unsplash.com
Kompetenzvalidierung ist ein Verfahren, durch das Personen ihre Kompetenzen, die sie in verschiedenen Lernkontexten erworben haben, bei einer kompetenten Stelle zertifizieren lassen können. Initiativen zur Kompetenzvalidierung für Erwachsenen- und WeiterbildnerInnen gibt es in den deutschsprachigen Ländern bereits seit einiger Zeit, die Weiterbildungsakademie (wba) Österreich existiert bspw. seit 2007. ErwachsenenbildnerInnen können über die wba ihren jeweiligen Kompetenzstand auf zwei Levels zertifizieren lassen. Auch informell (z.B. durch mehrjährige Praxis) erworbene Kompetenzen werden dabei angerechnet.

 

In einer aktuellen Publikation verknüpfen und reflektieren sechs AutorInnen am Beispiel der wba Themen der Professionalisierung und Kompetenzvalidierung im Kontext von Erwachsenenbildung. In der Publikation geht es den AutorInnen darum, die Komplexität der Validierungspraxis zu zeigen, zu reflektieren und auf das Potenzial innerhalb der Erwachsenenbildung aufmerksam zu machen. Die AutorInnen behandeln dabei theoretische Perspektiven des Themas, präsentieren empirische Studien zur Weiterbildungsakademie und führen die Ergebnisse dieser Bereiche zusammen bzw. stellen zentrale Ergebnisse vor.

Qualitätssicherung im Validierungsverfahren

Die AutorInnen beschreiben im Buch drei Beispiele für Ansätze, die Qualität von Kompetenzvalidierungsverfahren beschreiben bzw. sichern wollen. Neben den Leitlinien des Europäischen Verbandes für Berufsbildung (Cedefop) und dem Nordic Model gehen sie auf die österreichische Validierungsstrategie näher ein.

 

Die Strategie aus 2017 will einen strategischen Rahmen zur Weiterentwicklung, Koordination und Vernetzung in der Validierungspraxis setzen. Dazu wurde u. a. ein Katalog mit Qualitätskriterien entwickelt, der Merkmale und Charakteristika von unterschiedlichen Validierungsmaßnahmen berücksichtigen und definieren soll, die für ein qualitativ gutes Validierungsverfahren notwendig sind. Der Katalog ist in neun Kategorien unterteilt, eine dieser Kategorien ist bspw. die Kategorie "Allgemeine Qualitätskriterien". Darunter fallen etwa die Orientierung an Lernergebnissen oder an Standards, die Ermöglichung des Zugangs für alle Zielgruppen, ein intaktes Schnittstellenmanagement sowie Datenschutz.

Formale Weiterbildungen sind noch keine Garantie für Kompetenz-Anerkennung

Die AutorInnen gehen im Buch auch auf verschiedene empirische Befunde der wba ein. U.a. wurden Portfolios von wba-KandidatInnen aus 2016 untersucht sowie weitere Dokumente aus dem Anerkennungsprozess herangezogen, um Einblick in die Validierungspraxis und den Umgang mit Kompetenznachweisen zu erhalten.

 

So zeigt sich beispielsweise, dass insgesamt bei den eingereichten Nachweisen Teilnahmebestätigungen von Seminaren/Kursen dominieren. 41% sind demnach dieser Kategorie zuzuordnen. Teilnahmebestätigungen von Seminaren/Kursen haben laut Ergebnis auch eine große Chance anerkannt zu werden: 76% der Seminar-Teilnahmebestätigungen wurden – zumindest teilweise – anerkannt. Weiters zeigt sich, dass formale Weiterbildungen per se noch keine Garantie für eine Anerkennung sind: Bei Hochschulzeugnissen liegt die Anrechnungsquote bei 29%.

 

Angesichts dessen, dass ZertifizierungsanwärterInnen häufig Nachweise von Kursen/Seminaren für die Anerkennung ihrer Kompetenzen einreichen, zeigt sich weiters, dass die Nachweise häufig von traditionellen Bildungsträgern stammen.
Neben Universitäten und Schulen sind das v.a. die Volkshochschule, das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb), das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI), das Berufsförderungsinstitut (bfi) und Trinergy International.

Validierung: Potenzial für die Erwachsenenbildung

In der Erwachsenenbildung gibt es keine systematisch aufgebaute Grundqualifikation wie etwa für LehrerInnen an Schulen. Auch ein verbindender Aspekt, wie das Konzept von Unterricht, das alle LehrerInnen im Schul-Bereich verbindet, liegt in der Erwachsenenbildung nicht vor. Dennoch zeige die Expertisenforschung, dass einer geteilten Praxis von ExpertInnen strukturierende Merkmale zugrunde liegen, so erörtern die AutorInnen im Buch. Gemeint damit sind etwa eine bestimmte gemeinsame Sprache, Begriffe oder Medien. Diese sind nicht beschreibbar, nicht vermittelbar und oftmals nur durch Erfahrung zu erlernen. Kompetenzanerkennung habe daher Potenzial für die Erwachsenen- und Weiterbildung als professionelles Handlungsfeld, schlussfolgern die AutorInnen im Buch.

 

Die AutorInnen widmen sich in dem Zusammenhang auch den Validierungsfachkräften und sagen, dass die Anforderungen an diese über bisherige Beratungsverständnisse hinausgehen. Welche Kompetenzen dabei genau eine Rolle spielen, müsse man vor dem jeweiligen Verfahrenskontext der Validierung beurteilen. Ob sich daraus schließlich ein allgemeiner Anforderungskatalog für Validierungsfachkräfte ableiten lassen wird, wird man beobachten müssen, so die AutorInnen.

 

 

Gruber, Elke/Schlögl, Peter/Assinger, Philipp/Gugitscher, Karin/Lachmayr, Norbert/Schmidtke, Birgit (2021): Kompetenzanerkennung und Validierungspraxis in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Theoretische Bezüge und empirische Befunde. Bielefeld: wbv Media. 176 Seiten, EUR 49,90 oder kostenfrei online, ISBN 978-3-7639-6021-7, E-Book: 978-3-7639-6587-8.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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