Europaweite Befragung zur Wahrnehmung von Erwachsenenbildung

22.01.2021, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Erwachsenenbildung ist für die meisten europäischen und österreichischen BürgerInnen gleich wichtig wie Schule oder Universität. Beim Ranking nach wahrgenommener Qualität landet Österreich auf Platz drei.
Cedefop hat erhoben, wie die europäische Bevölkerung Erwachsenenbildung wahrnimmt.
Unsplash-Lizenz, Alex Perez, bearb. durch Paar/CONEDU, unsplash.com
In mehr als 40 000 Interviews hat das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) Menschen in der EU, in Norwegen und Island zu ihren Eindrücken über Erwachsenen- und Weiterbildung befragt. Die Ergebnisse: Der Großteil der Berfragten weist der Erwachsenen- und Weiterbildung eine wichtige Rolle zu, häufig auf einer Stufe mit Schule oder Universität. Hauptgrund für die Teilnahme an Erwachsenen- und Weiterbildung ist die persönliche Entwicklung. Informationen über Erwachsenen- und Weiterbildung seien leicht zu finden und die Qualität gut.

Persönliche Entwicklung ist in Österreich Hauptgrund für Weiterbildung

Als Gründe, wieso sie an formaler Weiterbildung teilnehmen, nennen die befragten EU-BürgerInnen vor allem Zweierlei: Persönliche Entwicklung (66%) und Verbesserung der beruflichen Kompetenzen (64%). Mehr als ein Drittel gibt außerdem an, die Basiskompetenzen mit Weiterbildung zu verbessern. 20% sagen, sie nutzen formale Weiterbildung um Computerkenntnisse weiterzuentwickeln.

 

Auch bei den Befragten in Österreich sind persönliche Entwicklung (73%) und das Verbessern beruflicher Kompetenzen (72%) die häufigsten Gründe für formale Weiterbildung. Fast die Hälfte gibt hierzulande an, durch formale Weiterbildung ihre Basiskompetenzen zu verbessern, fast ein Viertel trainiert laut Befragung ihre Computerkenntnisse.

 

Ganz gleich fällt das Ranking in Hinblick auf die Frage nach Gründen für informelle Weiterbildung aus. Persönliche Entwicklung wird hier allerdings noch häufiger genannt (EU: 81%, AT: 77%) der Ausbau von beruflichen Kompetenzen etwas weniger oft (EU: 49%, AT: 58%). Auffallend: Die Hälfte der Befragten in Österreich gibt an, informelle Weiterbildung zu nutzen, um ihre Basiskompetenzen zu verbessern, EU-weit sind das nur 35%.

Weiterbildung gilt als wichtig – auch für die berufliche Entwicklung

96% aller Befragten geben an, dass es wichtig oder eher wichtig ist, sich im Laufe des Lebens immer wieder weiterzubilden. Das gilt auch für Österreich, hierzulande hielten dies 95% der Befragten für (eher) wichtig.

 

Weitgehend einig sind sich die Befragten europaweit auch darin, dass Erwachsenen- und Weiterbildung wichtig für die berufliche Entwicklung ist. Nur 8% der Befragten stimmen hierbei im Durchschnitt eher nicht oder nicht zu. In Österreich sind es 5%.

 

84% der Befragten halten Erwachsenen- und Weiterbildung im EU-weiten Durchschnitt außerdem für wichtig oder eher wichtig, um Arbeitslosigkeit zu reduzieren. 88% sagen das in Österreich.

Erwachsenen- und Weiterbildung ist so wichtig wie Schule und Uni

Ist Erwachsenen- und Weiterbildung genauso wichtig wie Schule und Universität? "Ja" sagen 46% der Befragten, 37% sagen "eher ja". In Österreich beantwortet die Hälfte der Befragten die Frage mit "Ja", 35% mit "eher ja".

 

Zurückhaltender sind die Befragten bei eindeutigen Antworten auf die Frage, ob man mit Erwachsenen- und Weiterbildung eine vergleichbare Bildung erhält wie über die Schule oder die Universität. Im EU-Durchschnitt sagen hier 41% eher ja. lediglich fast ein Drittel stimmt hier völlig zu. Genauso in Österreich: 44% stimmen eher zu, 34% stimmen voll zu.

Qualität von Erwachsenenbildung: Österreich auf Platz drei

69% aller Befragten sind der Meinung, dass die Qualität von Erwachsenen- und Weiterbildung in ihrem Land im Allgemeinen als gut oder ziemlich gut betrachtet wird. Die Erwachsenen- und Weiterbildung in Österreich schneidet im EU-Durchschnitt besonders gut ab: Fast neun von zehn Befragten sagen, dass die Qualität hierzulande als gut oder ziemlich gut gilt. Das ist im Länder-Vergleich die dritthöchste Zustimmung. Nur Malta und Irland liegen hier vor Österreich.
Die meisten negativen Einschätzungen gibt es in Italien. Fast die Hälfte sagt, dass die Qualität als schlecht oder eher schlecht eingeschätzt wird.

Informationen über Weiterbildung sind leicht zu finden

Fast zwei Drittel aller Befragten in der EU sind der Meinung, dass Informationen über Möglichkeiten von Erwachsenen- und Weiterbildung leicht oder eher leicht zu finden sind. In Österreich sind das noch mehr, nämlich 82%. EU-weit gibt es aber große Unterschiede. Schlusslichter bilden etwa Italien und Frankreich. In Italien sagen fast vier von zehn Befragten, dass Informationen schwer oder eher schwer aufzufinden sind, in Frankreich sind noch mehr dieser Meinung (44%).

 

Auf die Frage, wo man sich am besten über Erwachsenen- und Weiterbildung informieren kann, nennen die meisten das Internet (EU-weit: 63%), 47% nennen hier Hochschulen, 43% Berufs- oder Branchenverbände. Sehr ähnlich ist das für Österreich: 64% der Befragten nennen das Internet als wichtigste Quelle, 53% Hochschulen und 43% Verbände.

Über die Befragung – zweiter Band folgt

Für die Befragung hat Cedefop 40 466 Telefoninterviews mit Erwachsenen ab 25 Jahren geführt, die in der Europäischen Union, Island oder Norwegen leben. Der Zeitraum für die Durchführung war zwischen Mai und Juli 2019. Cedefop veröffentlicht die Umfrageergebnisse in zwei Bänden. Der hier vorgestellte erste Band untersucht die Wahrnehmung der Bevölkerung in den Mitgliedstaaten. Der zweite Teil wird die Wahrnehmung der EU-Bevölkerung von Erwachsenen- und Weiterbildung im Kontext von demografischen und sozioökonomischen Daten betrachten. Er soll noch 2021 erscheinen.

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