Beim Zeitunglesen voneinander lernen

03.12.2020, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Im Forschungsprojekt App-solute Neuigkeiten tauschen sich Alt und Jung über das Zeitunglesen aus, reflektieren dadurch gegenseitig Vorurteile und stärken ihre digitalen Kompetenzen.
Intergenerationelle Teams tauschen sich im Projekt zu Leseerfahrungen von Print-Zeitungen und E-Paper aus.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Hartinger, https://app-solute-news.uni-graz.at/de/projekt/
Das Projekt "App-solute Neuigkeiten" der Age and Care Research Group Graz untersucht die Alltagshandlung "Zeitunglesen", die online und über Print-Medien stattfindet. Dazu arbeiten Studierenden und ältere TeilnehmerInnen ab 60 Jahren zusammen. In intergenerationellen Zweier-Teams diskutieren und beschreiben sie das Lesen von Print-Zeitungen und vergleichen es mit der Lese-Erfahrung via App und E-Paper.

Digital Stories gewähren neue Einblicke in Altersstereotype

Gemeinsam erarbeiten die intergenerationellen Projekt-Teams sogenannte "Digital Stories". Diese beleuchten, welche Leseverhalten vorherrschen und welches Wissen bzw. welche Ideen, Fragen oder Probleme in den intergenerationellen Teams ausgetauscht wurden. "Indem die handelnden AkteurInnen vernetzt werden und die kreative Methode des Digital Storytellings auf partizipative Art und Weise auf die Alltagshandlung Zeitunglesen in Blick auf die wirkenden Altersstereotype angewandt wird, werden innovative Einblicke ermöglicht", erklärt das Projektteam.

 

Die Age and Care Research Group untersucht anschließend die Stories aus kultur- und sozialwissenschaftlicher sowie aus volkswirtschaftlicher Sicht und thematisiert auf deren Basis Anforderungen, die an eine digitalisierte, alternde Gesellschaft gestellt werden.

Vorurteile sichtbar machen

"App-solute Neuigkeiten" hat außerdem das Ziel, Vorurteile und Ängste im Umgang mit digitalen Alltagstechnologien sichtbar zu machen. "Durch die Zusammenarbeit in intergenerationellen Tandems wird bereits in der Durchführung des Projektes am Abbau gegenseitiger Vorurteile gearbeitet und ein Voneinander-Lernen in den Vordergrund gestellt", so das Projektteam. Gerade im Kontext des Digitalen seien Vorurteile zwischen Alt und Jung präsent. Vor allem die Selbstzuschreibungen, die aus gesellschaftlichen Narrativen heraus entstehen und übernommen werden, sollen dadurch thematisiert werden, um sowohl "Ageism" als auch den betroffenen Personen mehr Sichtbarkeit zu bieten, erklärt das Projektteam. Das Projekt will somit ein Voneinander-Lernen auf Augenhöhe in den Mittelpunkt stellen und altersbedingte Zuschreibungen thematisieren.

 

Das kritische Hinterfragen von Altersbildern könne zudem auf individueller sowie gesellschaftlicher Ebene wirken und Haltungen, Handlungsweisen und Strukturen verändern. "Das Projekt soll einen kleinen Beitrag dazu leisten, bestehende Vorurteile zu besprechen und auf den Tisch zu bringen und weitere Auseinandersetzung damit und Forschung dazu anstoßen."

Stärkung der digitalen Kompetenzen

Die TeilnehmerInnen stärken im Projekt ihre digitalen Kompetenzen, indem sie sich mit digitalem Lesen und dem Digital Storytelling auseinandersetzen. Konkret erhalten die TeilnehmerInnen eine Schulung zur App-Nutzung der Kleinen Zeitung und haben die Möglichkeit an einem Workshop zum Digital Storytelling teilzunehmen, in dem die TeilnehmerInnen lernen, ihre eigene Digital Story als Erfahrungsbericht über die intergenerationellen Gespräche und deren Erfahrungen mit dem digitalen und analogen Zeitunglesen zu erstellen. "Diese aus den Digital Stories gewonnenen Erkenntnisse fördern einerseits das Wissen um die Nutzung digitaler Medien, tragen andererseits aber auch zur zielgruppenadäquaten Erstellung digitaler Inhalte bei", erzählt das Projektteam.

Corona-bedingte Änderungen im Projekt bringen auch neue Chancen

Die Umstände rund um Corona haben auch für das Projekt Veränderungen angestoßen. Anstelle der Treffen an der Universität Graz, finden die Treffen der intergenerationellen Teams nun unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen in Privathaushalten statt. Dabei sollen Personen, die ohnehin im Familienkreis miteinander in Kontakt stehen, die intergenerationellen Teams bilden. Diese Vorgehensweise bringe auch neue Möglichkeiten, so das Projektteam: Einerseits könne man dadurch auch TeilnehmerInnen 60+ erreichen, die in anderen Forschungssettings schwerer zu erreichen sind, beispielsweise jene, die einen Wohnsitz außerhalb der Stadt Graz haben oder diejenigen, für die der Gang an die Universität eine zu große Hürde bedeutet hätte. Andererseits können nun auch Personen mit Vorerkrankungen mitmachen, die sich zwar mit ihrer Familie weiterhin treffen, aber für die die Anwesenheit an der Universität ein großes Gesundheitsrisiko bedeutet hätte.

Erste Ergebnisse im Frühjahr 2021

Die Arbeiten in den individuellen Teams haben im November begonnen und dauern in der ersten Durchführungsrunde bis März 2021. Dann soll es auch erste Ergebnisse im Rahmen der Digital Stories geben. Außerdem soll mit Projektende auch ein Leitfaden verfügbar sein, der die Ergebnisse, die aus dem Projekt hervorgehen, zusammenfasst. "Während der gesamten Projektlaufzeit werden auch immer wieder Neuigkeiten und Erkenntnisse über die Projektwebsite veröffentlicht", erklärt das Projektteam.

 

Die Forschungsergebnisse sollen auch Unternehmen zur Verfügung stehen: "Die Ergebnisse können innerhalb eines möglichen Folgeprojekts dazu dienen, Unternehmen bezüglich der sozialen, intergenerationellen und digitalen Kompetenz weiterzubilden, Alltagstechnologien mit größerer Sensibilität betreffend stereotyper Altersbilder zu entwickeln und diese Technologien für alle Altersgruppen verfügbar zu machen."

 

App-Solute Neuigkeiten ist ein Projekt der Age and Care Research Group Graz und ist durch das Land Steiermark gefördert. Das Projektteam umfasst derzeit Ulla Kriebernegg (Age and Care Research Group Graz/Institut für Amerikanistik Uni Graz) als Projektleiterin und Teresa Hartinger (Institut für Amerikanistik der Uni Graz) als Projektverantwortliche. Das Projekt läuft vom 1.3.2020 bis zum 31.7.2022.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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