BFI bildet erstmals Tunnelbautechniker aus

05.10.2020, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Seit Anfang August absolvieren 16 Teilnehmer die neue Ausbildung in Tunnelbautechnik am BFI Steiermark.
Angehende Tunnelbautechniker im Ausbildungsort Tunnel
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Ing. Peter Schwab/Zentrum am Berg, Schulungstunnel sorgen für Praxisnähe, auf erwachsenenbildung.at

In vier Monaten zur begehrten Fachkraft

Die österreichische und weltweite Tunnelbauindustrie braucht dringend gut ausgebildete ExpertInnen. Dies auf Ingenieursebene, vor allem aber auf der handwerklichen Ausführungsebene vor Ort im Tunnel unter Tage. Aspiranten für diesen Handwerksberuf können sich nun in Eisenerz in einer kompakten Spezialausbildung qualifizieren. Für die ersten 16 von ihnen war am 3. August Kursstart. Bis 13. November bereiten sie sich theoretisch und praktisch auf ihr künftiges Arbeitsgebiet vor. Sie sollen als Teamleiter MitarbeiterInnen einschulen, die Aufgabenstellungen der Teams organisieren u. Ä. Ziel ist es, auch Frauen für die Tunnelbautechnik zu gewinnen und diesen fordernden Beruf kollektivvertraglich zu verankern.

Entwicklung durch renommierte Kooperationspartner

Die neue Tunnelbautechnikausbildung hat das BFI Steiermark gemeinsam mit bekannten Größen der Branche entwickelt und führt sie zusammen mit diesen durch: mit der Austrian Tunnelling Association (ATA), dem 1996 gegründeten Zusammenschluss der führenden heimischen Tunnelbaufirmen – BeMo, Hinteregger, Jäger, Östu-Stettin, Porr, Strabag und Swietelsky – sowie der Montanuniversität Leoben. Dort wurde 1974 erstmals in Österreich ein Lehrstuhl eingerichtet, dessen Zielsetzung es war und ist, den Geist der sogenannten Salzburger Schule der Geomechanik und die Neue Österreichische Tunnelbaumethode auch auf universitärer Ebene zu vermitteln.

Weltweit einzigartige Ausbildung

Der stellvertretende ATA-Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer der G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m. b. H., Dipl.-Ing. Manfred Bauer, war maßgeblich an der Konzipierung der Ausbildung beteiligt, die technologisch wie sicherheitstechnisch auf dem letzten Stand ist. Vorab hatte er sich einen Überblick über internationale Schulungsangebote im Tunnelbau verschafft. Auf Basis seiner Recherchen bezeichnet er die neue Ausbildung nicht nur als innovativ, sondern als "weltweit einzigartig".

Die Ausbildung kurz umrissen

Die Ausbildung umfasst insgesamt 568 Unterrichtseinheiten und gliedert sich in vier Module:

  • Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
  • Schulung auf Tunnelspezialgeräten
  • Grundlagen des Tunnelbaus
  • Praktische Übungen

 

Technische Vorkenntnisse bzw. ein technischer Beruf und Erfahrung im Tunnelbau sind erwünschte Voraussetzungen für die Ausbildung. Für Praxisnähe sorgen Schulungstunnel im Maßstab 1:1 am Übungsgelände des "Zentrums am Berg" (ZaB) der Montanuniversität Leoben in unterschiedlichsten Ausbaustufen. An zwei Straßen- und Eisenbahntunneln bauen die Ausbildungsteilnehmer weiter und dort legen sie auch ihre Abschlussprüfung ab.

Unterstützung kommt von Geräteherstellern

Das Curriculum der praktischen Ausbildung sieht u. a. Exkursionen zu namhaften Geräteherstellern und auf Baustellen vor. So lernen die angehenden Tunnelbautechniker modernste Geräte kennen, erhalten direkt vor Ort Unterweisungen durch die Hersteller und können die Geräte dann auch bei ihrer Abschlussprüfung aktiv verwenden.

Ausbildung mit Mehrwert

Die innovative Ausbildung in Eisenerz vermittelt nicht nur tunnelbautechnische Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen. Sie qualifiziert auch zum Ersthelfer, zum Sprengbefugten und zur Sicherheitsvertrauensperson. Die Abschlussprüfung beinhaltet außerdem das Personenzertifikat "Tunnelbautechniker" gemäß ISO 17024. Dieses international anerkannte Kompetenzzertifikat wird von der akkreditierten Zertifizierungsstelle SystemCERT Zertifizierungsges. m. b. H. ausgestellt und ist fünf Jahre gültig. Zur Verlängerung sind eine einschlägige Fortbildung (mindestens acht Unterrichtseinheiten) und drei Jahre Berufspraxis (Vollzeit) im Fachgebiet nachzuweisen.

Langjährige Erfahrung im Fachbereich Technik/Ökologie/Sicherheit

Gerade technische Schulungen haben eine lange Tradition am BFI. Bereits in den 1960er Jahren fanden ganz in der Nähe der aktuellen Tunnelbautechnikausbildung auf der Tollinghöhe bei Leoben die ersten Sprengbefugten-Ausbildungen statt. Noch heute hat das BFI Steiermark diese gesetzlich geregelte Ausbildung im Angebot. Jahr für Jahr stellt es den AbsolventInnen nach erfolgreicher Abschlussprüfung staatlich gültige Zeugnisse aus.

 
 
Weitere Informationen:
 
 
Dieser Text ist nicht lizenziert, die Rechte liegen beim Urheber / bei der Urheberin. Er darf ohne Erlaubnis zur Verwertung nicht verwendet werden.

Verwandte Artikel