Was Erwachsenenbildung zu Umweltbewusstsein beitragen kann
Nachhaltigere Wirtschaft durch Green Skills
Shinyoung Jeon (OECD) widmete sich in ihrer Key-Note der nachhaltigeren und umweltbewussteren Gestaltung der Wirtschaft. Dabei sei es in der beruflichen Weiterbildung von Bedeutung, so Jeon, die Kompetenzen von Teilnehmenden hinsichtlich Umwelt und Nachhaltigkeit zu stärken. Mit Blick auf die durch Covid-19 ausgelöste Wirtschaftskrise und die hohe Anzahl an Personen mit geringen Schreib-, Lese- und Rechenkompetenzen betonte Yeon, dass eine nachhaltigere Wirtschaft und Arbeitsweise nur dann möglich sei, wenn Erwachsene auch in der beruflichen Weiterbildung mit einem Bewusstsein für die Umwelt und damit zusammenhängenden Green Skills ausgestattet werden.
Leihen statt kaufen: nachhaltiger Konsum am Beispiel Leihladen
In einem Networkingpool stellten Claudia Lo Hufnagel (Die Wiener Volkshochschulen) und Michael Schwinghammer (Leila Wien) die Idee hinter dem Erasmus+ Projekt "Library of Things" vor. In der "Bibliothek der Dinge", auch Leihladen genannt, gibt es die Möglichkeit, verschiedenste Objekte wie z.B. Werkzeuge, Zelte, Küchengeräte oder Kameras auszuleihen und nach Gebrauch wieder zurückzubringen. Auf diese Art und Weise soll das Prinzip "Leihen statt kaufen" gelebt und auf die Wichtigkeit von Ressourcenschonung hingewiesen werden. Zusätzlich sparen die NutzerInnen Zeit und Geld. Die Finanzierung erfolgt je nach Leihladen durch Projektgelder, Leihgebühren oder Mitgliedschaften. Für Interessierte und Personen, die Leihläden nutzen, gibt es zusätzlich die Möglichkeit, Workshops zu besuchen. Ziel der Bildungsangebote ist, durch Diskussionen, Videovorführungen und Vorträge Reflexionen zu nachhaltigem Konsum, Privilegien und Zusammenhängen von z.B. Green Skills und Nachhaltigkeit zu fördern. Der Ansatz der Leihläden geht zurück auf Ansätze der Sharing Economy bzw. des Commons-Ansatzes.
Lesen als Instrument der Umweltbildung
Eine Key-Note von Margit Helene Meister (Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft Land Niederösterreich) widmete sich der Initiative "Leseumwelt" als Instrument für Umweltbildung. Dafür wurden in niederösterreichischen Bibliotheken mittlerweile über 50 Büchertürme errichtet, die verschiedene Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit behandeln und für Menschen jeden Alters passende Bücher bereithalten. Das generationsübergreifende Projekt möchte damit vor allem im non-formalen und informellen Bildungsbereich zur Förderung von Umweltbewusstsein beitragen.
Gesellschaftliche Veränderung durch Bewusstsein für Biodiversität
In einem weiteren Networkingpool stellten David Marchetti (Global Nature Fund Sitftung) und Eva Gänsdorfer (Global 2000) das Erasmus+ Projekt "Inspiring for biodiversity" vor. Ziel ist es, pädagogische Methoden zu sammeln, die dabei helfen, Lernenden in der Erwachsenenbildung ein Bewusstsein für Biodiversität zu vermitteln. Dabei zeige sich, so Marchetti, dass es in verschiedenen Ländern teils sehr unterschiedliche Methoden gibt, um für das Thema der Biodiversität zu sensibilisieren. Von konservativen Tools wie z.B. Vorträgen und Texten bis hin zu aktiven Methoden wie Ausflügen, World Cafés, Spielen und Workshops zur Bienenzucht sei es vor allem die Vielfalt der Methoden, die laut den Vortragenden notwendig ist, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Ein zentraler Ansatz des Projektes ist, Wertschätzung gegenüber Natur und Biodiversität zu fördern und damit zu einer umweltbewussten Gesellschaft beizutragen.
Politische Verantwortung in Erinnerung rufen
Zum Abschluss der Konferenz fand eine Diskussion aller Teilnehmenden zu den vermittelten Inhalten statt, wobei die Frage im Zentrum stand, was die TeilnehmerInnen für die künftige Gestaltung der Erwachsenenbildung mitnehmen.
Neben der Entwicklung von nachhaltigen Lösungen für den Alltag von Lernenden wie z.B. zur Plastikreduzierung oder klimafreundlichen Ernährung müsse man auch auf systemischer Ebene sensibilisieren und politische Verantwortung einfordern, so Margit Helene Meister. Klimaaktivismus sei dafür unentbehrlich. Auch die verstärkte Nutzung von Social Media und das bewusste Sichtbarmachen von Umweltthemen auf Plattformen wie z.B. EPALE sei von großer Bedeutung, so Carin Dániel-Ramírez-Schiller.
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