Mit politischer Bildung gesellschaftliche Veränderung fördern
ErwachsenenbildnerInnen, BasisbildnerInnen, Lehrende und OrganisatorInnen erhielten einen Raum, um sich gemeinsam über Themen, Praxisfelder und Konflikte politischer Bildung unterhalten und verschiedene Arbeitsfelder aufeinander beziehen zu können. "Der Bedarf an Austausch, Kritik und gemeinsamer Praxis ist enorm" sagt Janek Niggemann (Universität Wien und Forum kritische politische Bildung) aus dem Team für die Konzeption des Salons, dem auch Rainer Hackauf und Sandra Stern (MitinitiatorInnen des Bureaus für Selbstorganisierung) angehören.
Miteinander statt gegeneinander
Salon Bildung richtet ein Augenmerk darauf, Theoretisches und Praktisches miteinander zu verbinden: "Der Salon verfolgt den Anspruch, das in der Praxis oft auftauchende Nebeneinander und Gegeneinander von Analyse, Theorie, Praxis und Weiterentwicklung zu verändern", so Niggemann. Das gemeinsame Denken ermöglicht neue Denk- und Diskussionsräume, die sich nicht auf bekannte Bildungsinstitutionen begrenzen und so Orte für eine Bildung schaffen, die sich kritisch aufladen kann: "Bildung kann als Kooperation verschiedener Menschen im Heute eine Hoffnung greifbar machen, die wir für das Morgen dringend brauchen", erläutert Niggemann.
Utopie als wesentlicher Aspekt kritischer politischer Bildung
Im Zuge der drei Termine standen Diskussionen zu aktuellen Konflikten in der politischen Bildung und Überlegungen zur Umsetzung konkreter Maßnahmen im Zentrum. In einem Gastvortrag zur Bedeutung von Utopie und Kritik in der politischen Bildung erklärte Politikwissenschaftlerin María do Mar Castro Varela (Alice-Salomon-Hochschule Berlin), dass die Beschäftigung mit Utopien (noch nicht real vorhandenen, aber vorstellbaren Gesellschaftsordnungen) notwendig ist, um nicht nur das Gegenwärtige zu problematisieren, sondern sich auch an Alternativen heranzutasten und ihnen schrittweise Leben einzuhauchen. Dazu gehöre auch das Element des Scheiterns, das Teil aller Bildung sei und Möglichkeiten für das Entzünden von Kritik biete.
Raum für Möglichkeiten der Veränderung bereitstellen
Bereits seit 2017 veranstaltet die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin den Salon Bildung, der ein öffentliches Format zur Diskussion relevanter Aspekte emanzipatorischer Bildung bietet und in der Tradition politischer Salons steht: "Der Salon war in Zeiten der Französischen Revolution ein Ort, an dem in geschütztem Raum über Möglichkeiten eines anderen Morgens gesprochen und verhandelt wurde", so Niggemann. Diesen Aspekt greift der Salon auf und entwickelt ihn weiter. Eine klare Abgrenzung findet sich allerdings zum damit ebenfalls verbundenen Aspekt der Hinterzimmerpolitik, in der nur bestimmte Gruppen, wie z.B. bürgerliche Männer der Revolution, Zugang hatten.
Mit der Umsetzung in Wien erhielten nun auch Personen in Österreich die Chance, den Salon kennenzulernen und sich auszutauschen. "ErwachsenenbildnerInnen finden einen Ort, an dem ihre Perspektive unverzichtbar ist und sie zugleich über ihren Wirkungsradius hinausgehen können", erläutert Niggemann.
Bildung nicht als Allheilmittel betrachten
Ein wichtiger Ansatz der Veranstaltungsreihe ist allerdings, so Niggemann, Bildung nicht mit einem Problemlösungsversprechen zu versehen und die fälschliche Annahme zu kreieren, sie allein könne soziale Probleme beseitigen. Dennoch berge sie das Potenzial, vermeintlich verfestigte Verhältnisse aufzulockern und die Bedingungen für eine demokratische Lösung von Problemen mitzugestalten: "Bildung als Selbstveränderung ist ein Lernprozess, der auch die Umstände verändert, in denen er stattfindet. Eine kritische politische Bildung interessiert sich deswegen für die Möglichkeiten, anders werden zu wollen. Sie will gesellschaftliche Probleme angehen", so Niggemann.
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