Bildungskarenz liegt im Trend

13.12.2019, Text: Jennifer Friedl, Redaktion/CONEDU
Vor allem seit der Wirtschaftskrise 2008 steigt die Zahl der Personen, die Weiterbildungsgeld beziehen, kontinuierlich.
Von Jänner bis Juli 2019 nutzten in Österreich 10.688 Personen ihr Weiterbildungsgeld.
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Bereits seit über 20 Jahren haben ArbeitnehmerInnen durch die Unterstützung mit Weiterbildungsgeld die Möglichkeit, ihre Ausbildungen zu Ende zu bringen, höhere Qualifikationen zu erwerben oder sich im Fachbereich weiterzubilden. Damit sollen nicht nur Arbeitsplätze gesichert, sondern auch die Chancen am Arbeitsmarkt gesteigert werden. Zu den Voraussetzungen gehören z.B. Bildungsnachweise und eine vor dem Antritt vorhandene arbeitslosenversicherungspflichtige Beschäftigung. Für Unternehmen besteht der Vorteil der Bildungskarenz vor allem darin, dass MitarbeiterInnen ihr Wissen erweitern und für den Job relevante Fähigkeiten stärken können. Das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) widmet der Bildungskarenz ein Spezialthema und präsentiert aktuelle Tabellen und Grafiken.

Frauen gehen häufiger in Bildungskarenz

In den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres machten 10.688 Personen von ihrem Weiterbildungsgeld Gebrauch. Davon sind 63 % weiblich. In Bezug auf den Bildungsstand zeigt sich, dass fast die Hälfte derer, die in diesem Zeitraum Bildungskarenz in Anspruch genommen haben, eine höhere bzw. akademische Ausbildung vorweisen. 88 % dieser Personen sind zwischen 20 und 44 Jahren alt. Am häufigsten nehmen Menschen aus Wien Bildungskarenz in Anspruch (29%), gefolgt von Oberösterreich (19%) und der Steiermark (15%).

Immer mehr Menschen nehmen Bildungskarenz in Anspruch

Seit der Wirtschaftskrise 2008/2009 steigt laut AMS die Zahl der Personen, die Weiterbildungsgeld beziehen, kontinuierlich. Für alle Bundesländer zeigt sich laut AMS im Jahr 2018 ein Anstieg von 34,4 % im Vergleich zu 2009. Geändert hat sich nicht nur die Anzahl der BezieherInnen. Verändert hat sich auch, wer Bildungskarenz in Anspruch nimmt. So nehmen Frauen im Gegensatz zu früher Bildungskarenz heute häufiger in Anspruch als Männer (Verhältnis 57:43%). Im Jahr 2009 war es ein Verhältnis von 35 % zu 65 %. Außerdem nehmen immer mehr AkademikerInnen Bildungskarenz in Anspruch: 27% wiesen im Jahr 2009 eine höhere bzw. akademische Ausbildung auf, im Jahr 2018 waren es bereits 41%. Auch die Anzahl der AntragsstellerInnen mit ausländischer Staatsbürgerschaft hat sich verdoppelt: 2009 nahmen 5 % Bildungskarenz, 2018 waren es 11%.

Verbesserung der beruflichen Perspektive als zentrales Motiv

Laut AMS nehmen die Bildungskarenz heute vor allem Personen in Anspruch, die ihre berufliche Situation stabilisieren oder verbessern möchten. Eine Evaluierung aus dem Jahr 2009 zeigte, dass vor allem die Wirtschaftskrise den Trend zur Höherqualifizierung stark vorangetrieben hat. Auch ein Wechsel des Berufsfeldes oder des Arbeitgebers wurden damals als Gründe für Bildungskarenz ermittelt.

Vor allem Personen aus Gesundheits- und Sozialbereich nutzen Weiterbildungsgeld

Im Jahr 2018 waren 17% der Personen in Bildungskarenz im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt. Jeweils 10-11% arbeiteten in den Wirtschaftsabteilungen Warenproduktion, Handel, öffentliche Verwaltung oder leisteten freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienste. 2009 waren hingegen vor allem Personen aus der Warenproduktion (42%) in Bildungskarenz. Der Anteil der Personen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich belief sich vor zehn Jahren auf 9%.

Personen in Bildungskarenz halten Kontakt mit ArbeitgeberInnen

Von den Personen, die in den Jahren 2016 bis 2018 die Bildungskarenz beendet haben, waren 88 % in einem Dienstverhältnis beschäftigt. Mehr als 90 % dieser Personen nahmen Kinderbetreuungsgeld in Anspruch. Laut AMS sei dies ein Hinweis darauf, dass vor allem Frauen die Bildungskarenz nutzen, um sich nach der Karenz weiterzubilden oder eine Ausbildung abzuschließen.

 

Viele ArbeitnehmerInnen standen auch während der Bildungskarenz mit ihren ArbeitgeberInnen in Kontakt. Nach Beendigung der Bildungskarenz war laut AMS rund die Hälfte aller Personen wieder bei den gleichen ArbeitgeberInnen beschäftigt. 46 % konnten anschließende Zuwächse in ihrem Einkommen verbuchen. Vor allem junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren profitieren laut AMS von der Bildungskarenz in Bezug auf ihr Einkommen. Da vor allem 20- bis 44-Jährige Bildungskarenz in Anspruch nehmen plädiert Johannes Kropf, Vorstandsmitglied des AMS, dafür, auch ältere und niedrigqualifizierte Personen zur Inanspruchnahme der Bildungskarenz anzuregen.

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