Roma und Romnia den Weg in den Arbeitsmarkt ebnen: das Projekt KAMBUKE

17.09.2019, Text: Jennifer Friedl, Redaktion/CONEDU
Die Caritas Steiermark unterstützt in der Steiermark lebende Roma und Romnia und will Diskriminierungen abbauen.
Maßnahmen des Projekts ermöglichen auch einen Rahmen für Begegnungen zwischen Roma/Romnia und der Mehrheitsbevölkerung.
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KAMBUKE (KAmaha BUti te KErel! - Wir wollen arbeiten!) richtet sich auf den Ausbau von Qualifizierungsmaßnahmen und die Integration von Roma/Romnia am ersten Arbeitsmarkt. Anliegen der Caritas ist es, mit dem Projekt gegen Stereotypen, die nach wie vor in der Bevölkerung verbreitet sind, vorzugehen. Projektleiter Michael Teichmann gibt im Interview einen Einblick in bisherige Entwicklungen und erläutert Pläne für die Zukunft.

CONEDU: Was ist das zentrale Anliegen des Projekts KAMBUKE?

Teichmann: Wir wollen in der Steiermark lebenden Roma und Romnia, besonders jenen in Graz, den Weg in den ersten Arbeitsmarkt erleichtern. Zusätzlich sollen Vorurteile auf Seiten der Mehrheitsbevölkerung abgebaut und die Voraussetzungen für eine nachhaltige Selbstorganisation der KlientInnen geschaffen werden.

Was können Sie uns über die Zielgruppe sagen?

Roma und Romnia sind nach wie vor mit erheblichen Nachteilen gegenüber der Mehrheitsbevölkerung konfrontiert. In unserer bisherigen Arbeit an der Arbeitsmarktintegration der Zielgruppe haben wir herausgefunden, dass sowohl die Arbeitslosigkeit als auch der Qualifizierungsbedarf in Bezug auf sprachliche wie berufliche Kompetenzen eklatant erhöht ist. Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen sind nach wie vor prägend und stehen den arbeitsmarktintegrativen Bemühungen der Zielgruppe als Barriere entgegen.

Welche Maßnahmen wurden bisher umgesetzt?

Als zentrale Maßnahmen und Angebote führen wir muttersprachliche Arbeits- und Bildungsberatung und niedrigschwellige Deutsch- und Alphabetisierungskurse durch: Wir machen auch Begleitungen zu Behörden, Schuldenberatung, Familienberatung, Durchführung von und Vermittlung zu Qualifizierungskursen, Berufsorientierung, Job-Coaching und Job-Vermittlung, Empowerment-Arbeit und -Workshops, Frauentreffs, Erzählcafés und Workshops für die Mehrheitsbevölkerung, insbesondere auch SchülerInnen.

Welche Weiterentwicklungen sind geplant?

Die Weiterentwicklungen und vertiefenden Schwerpunktsetzungen des Projektes liegen auf spezifischen Angeboten für mehrfach benachteiligte Zielgruppenangehörige, auf einer Qualifizierungsoffensive für den Pflegebereich, der flankierenden Unterstützung eines Selbstermächtigungs- und Institutionalisierungsprozesses der Zielgruppe sowie auf der Erstellung mehrsprachiger Broschüren für die Zielgruppe. Um die Selbstermächtigung und Sichtbarkeit der Zielgruppe zu fördern, findet seit Juli 2019 alle 14 Tage ein Roma Café statt, welches als Sozial- und Begegnungsraum zwischen Roma und Romnia und Nicht-Roma und Nicht-Romnia fungiert.

Welche Vorteile haben die TeilnehmerInnen aus der Zielgruppe, wenn sie das Angebot nutzen?

Das Angebot ist speziell auf die Bedarfslagen der Zielgruppen abgestimmt und trägt dazu bei, sprachliche und berufliche Fähigkeiten zu schulen sowie die Chancen einer nachhaltigen Arbeitsmarktintegration zu erhöhen. Weiters zielt KAMBUKE auf eine Stärkung der persönlichen und ethnischen Identitäten ab, will Wissen über die Zielgruppe vermitteln und einen entscheidenden Beitrag zum Abbau von Diskriminierungen leisten. Durch KAMBUKE gibt es überdies eine niedrigschwellige und mehr- und muttersprachig ausgerichtete Anlaufstelle für die Zielgruppe.

Wie kann sich das Projekt Ihrer Meinung nach langfristig auf die Inklusion von Roma und Romnia auswirken?

Durch die mehrjährige Projektlaufzeit von Mai 2019 bis Oktober 2022 und langfristige Begleitung können Strukturen und Kompetenzen nachhaltig von der Zielgruppe umgesetzt und gelebt werden. Auf der einen Seite sind Qualifizierungen und Selbstermächtigung entscheidender Garant für eine nachhaltige Inklusion. Auf der anderen Seite kann Integration nur dann dauerhaft gelingen, wenn Vorurteile und Stereotype sukzessive abgebaut werden. Auf beiden Ebenen ist das Projekt aktiv.

 

Das Projekt KAMBUKE wird durch den ESF und das BMASGK gefördert.

 
Weitere Informationen:
 
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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