Bildungsangebote barrierefrei machen

03.12.2018, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Der 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Für deren Inklusion in der Erwachsenenbildung bedarf es nicht nur barrierefreier Räume, sondern auch einer überlegten Kursplanung und spezifischer Hilfsmittel und Materialien im Seminaralltag.
Um eine Bildungseinrichtung als Lernort barrierefrei zu machen, bedarf es unterschiedlicher Maßnahmen.
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Das Empowerment von Menschen mit Behinderung, deren Inklusion und Gleichstellung sind Thema des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung 2018. Was können Erwachsenenbildungseinrichtungen dazu beitragen? Personen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen benötigen häufig Hilfestellungen und Informationen, um Zugang zu (Erwachsenen-)Bildung zu bekommen bzw. daran teilnehmen zu können. Folgende praktische Tipps helfen Bildungseinrichtungen, barrierefreie Angebote zu veranstalten.

 

Eine Bildungseinrichtung barrierefrei machen

Um eine Bildungseinrichtung als Lernort barrierefrei zu machen, bedarf es unterschiedlicher Maßnahmen, die den verschiedenen Behinderungen oder Beeinträchtigungen gerecht werden. So ist es etwa für sehbehinderte und blinde Menschen wichtig, potenzielle Hindernisse zu entfernen oder kontrastreich zu markieren (z.B. Glastüren oder Stiegen, Beschriftungen in Brailleschrift, akustische Stockwerk-Ansage in Fahrstühlen). Gut lesbare und kontrastreiche Orientierungstafeln sind insbesondere für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiver Behinderung hilfreich für ihre Orientierung. Für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ist die Umsetzung baulicher Barrierefreiheit besonders wesentlich. Maßnahmen sind etwa: ausreichend barrierefreie Parkplätze, ein schwellenloser Zugang vom Haupteingang bis zum Kursraum und zu einer barrierefreien Toilette, breite Türen und Gänge für das Hindurchfahren mit einem Rollstuhl, ausreichend große Aufzüge, niedrige Garderoben und unterfahrbare Tische im Kursraum. Für hörbeeinträchtige Menschen empfiehlt sich darüber hinaus die Einrichtung induktiver Höranlagen; das sind technische Systeme, die Audiosignale umwandeln und über eine Induktionsschleife an spezielle Hörgeräte übertragen.

 

Inklusive Kurs- und Seminarmodelle

Nicht nur die Bildungseinrichtung als Ort, sondern auch die Kurse und Seminare selbst können zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen beitragen. Dazu bedarf es schon in der Planung einiger zusätzlicher Überlegungen, etwa die Festlegung einer entsprechenden Gruppengröße, um gezielt auf die einzelnen TeilnehmerInnen eingehen zu können. Hilfreich ist es auch, wenn bedarfsgerecht aufbereitete Skripten zur Verfügung gestellt werden, damit die TeilnehmerInnen nicht mitschreiben müssen. Wenn sich ein/e TeilnehmerIn mit Behinderung angemeldet hat, empfiehlt sich, in einem Gespräch vor der ersten Einheit deren/dessen konkrete Bedarfe zu ermitteln. Bei Bedarf sollten dann Assistenzpersonen zur Unterstützung während des Kurses organisiert werden.

 

Barrierefreie Materialien und Hilfsmittel im Seminaralltag

Je nach Art der Behinderung haben die Menschen unterschiedliche Bedarfe an Hilfsmitteln und Unterstützungsangeboten. Dazu zählen etwa der Einsatz von SchriftdolmetscherInnen für hörbeeinträchtigte Menschen (diese schreiben das gesprochene Wort in Echtzeit mit und übertragen es auf einen Bildschirm) und GebärdensprachdolmetscherInnen (diese übersetzen das gesprochene Wort in Gebärdensprache) für gehörlose Menschen. Auch zusätzliche optische Informationen und Visualisierungen und Skripten in Leichter Sprache kommen ihnen entgegen. Informationen in Leichter Sprache sind vor allem auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten sehr hilfreich; darüber hinaus auch der Einsatz von LernassistentInnen, eine großzügige Zeitplanung, Wiederholungen und die gezielte Einladung zum Fragen stellen. Sehbehinderten oder blinden Menschen wiederum helfen beim Lernen Unterlagen in größerer Schrift, Screenreader-taugliche digitale Dokumente, die sie schon im Vorfeld studieren können, aber auch Steckdosen-Plätze für technische Hilfsmittel vor Ort. Zudem kann es ihnen helfen, ihnen den Kursraum anfangs genau zu beschreiben oder ihn gemeinsam zu begehen und Übungen klar und detailliert zu beschreiben.

 

Dossier über barrierefreie Erwachsenenbildung in Kürze online

In wenigen Wochen wird auf erwachsenenbildung.at ein umfangreiches Dossier über barrierefreie Erwachsenenbildung veröffentlicht werden. Beatrix Eder-Gregor, Eva-Maria Speta und Karl Bäck gehen darin nach einem historischen Aufriss auf die Praxis und Umsetzung barrierefreier Bildungs- und Beratungsangebote ein, auf die Schulung von MitarbeiterInnen und auf barrierefreie Öffentlichkeitsarbeit. Tipps wie die oben vorgestellten finden sich im Dossier in großer Zahl und auch ausführlich beschrieben. Darüber hinaus stellen die AutorInnen Beispiele guter Praxis im deutschsprachigen Raum vor und listen u.a. online verfügbare Informationsmaterialien und Kontakte zum Thema. Über das Erscheinen des Dossiers informiert der Newsletter von erwachsenenbildung.at.

 

Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

1992 haben die Vereinten Nationen den 3. Dezember zum „Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung" erklärt. Er soll dazu beitragen, die Rechte und das Wohlergehen von Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen der Gesellschaft zu fördern und das Bewusstsein für die Situation von Menschen mit Behinderungen stärken. Thema 2018 ist das Empowerment von Menschen mit Behinderung, deren Inklusion und Gleichstellung.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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