Digitalisierung: Was müssen ErwachsenbildnerInnen können?
Viele ErwachsenenbildnerInnen sind keine Digital Natives
Digitale Kompetenzen sind in der Erwachsenenbildung zunehmend notwendig, um das Feld auch im digitalen Wandel mitgestalten zu können. Diese Kompetenzen sind für „Digital Natives" meistens leichter zu erwerben, da sie mit der neuen Technik des digitalen Zeitalters aufgewachsen sind. Wer also in der Kindheit noch wenig mit digitalen Medien zu tun hatte, muss Vieles erst später erlernen – das gilt häufig auch für ErwachsenenbildnerInnen. Personen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind, sind oft keine „Digital Natives". Denn die meisten ErwachsenenbildnerInnen sind über 30 Jahre alt. Dies belegen auch Zahlen, die Josef Schrader bei einem Vortrag auf der Ö-Cert-Enquete im Jänner 2018 präsentierte: so sind in Deutschland laut Weiterbildungs-Personalmonitor 2014 nur rund 10% des Personals in der Weiterbildung unter 35 Jahre alt. Auch in der Weiterbildungsakademie Österreich (wba) liegt das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Anmeldung für eine wba-Zertifizierung bei über 40 Jahren. Der Erwerb digitaler Kompetenzen spielt im Feld der Erwachsenenbildung also eine wichtige Rolle.
Technisches Knowhow und Wissen um Recht und Ethik sind gefragt
Gefordert sind zukünftig vermehrt Kompetenzen zur Mediengestaltung, grundlegendes technisches Know-How sowie ein professioneller Umgang mit digitalen und auch analogen Medien im Lehr-, Lern- und Beratungsprozess, schätzen ExpertInnen, die bei der Neugestaltung des wba-Qualifikationsprofils unterstützt haben. Auch der Einsatz von Medien (inklusive der sozialen Medien) als Kommunikations- und Marketinginstrument ist demnach zunehmend gefragt. Dies alles setzt eine kritische und reflektierte Haltung voraus und schließt das Wissen über relevante Aspekte zu Recht und Ethik in diesem Themenbereich mit ein.
Ein wichtiger Aspekt wird außerdem sein, die Einsatzmöglichkeiten neuer Medien als Chance in der Erwachsenenbildung zu vermitteln und zu verinnerlichen. Um es ganz plakativ zu sagen: allfällige Befürchtungen, dass Lehrende zukünftig durch Computer ersetzt werden, dürften weitgehend unbegründet sein. ExpertInnen gehen davon aus, dass sich die Rolle der Lehrenden vermehrt in Richtung Lernbegleitung entwickeln wird, deren methodisch-didaktische, soziale und personale Kompetenzen werden gefragt sein wie eh und je.
Neue Herausforderungen durch Digitalisierung – die wba reagiert
Die wba wurde 2007 gegründet. Seither hat sich viel im Bereich der digitalen Medien getan. Die oben beschriebenen Anforderungen an ErwachsenenbildnerInnen müssen sich auf Dauer auch in den wba-Qualifikationsprofilen widerspiegeln. Daher hat die wba ihr Qualifikationsprofil unter Einbeziehung externer ExpertInnen aktualisiert.
Die wichtigsten Ergebnisse: Medienkompetenz wird als Querschnittsthema im Qualifikationsprofil des wba-Zertifikats und wba-Diploms stärker sichtbar. Das bedeutet, dass sich in allen Kompetenzbereichen digitale Entwicklungen, Tools und Methoden widerspiegeln. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die bisherige "Kompetenz in Bibliothekswesen und Informationsmanagement", die grundlegend überarbeitet und neu gestaltet wurde und nun „Medienkompetenz" heißt.
Dieser Kompetenzbereich wird entsprechend aktueller Entwicklungen breiter. Er spannt einen Bogen vom konkreten Anwendungsbereich, zum Beispiel in Bezug auf technische Grundlagen der Mediennutzung und Mediengestaltung bis hin zu reflexiven Aspekten, wo es um rechtliche und ethische Aspekte der Mediennutzung (Datenschutz, Urheberrecht), Informationsrecherche und Quellenkritik geht.
Medienkompetenz bei der wba
Das Qualifikationsprofil der wba hat sich somit um den Bereich der Medienkompetenz erweitert. Die Anforderungen sind lernergebnisorientiert formuliert. Hier einige ausgewählte Lernergebnisse im Bereich "Medienkompetenz":
wba-zertifizierte ErwachsenenbildnerInnen
- verfügen über ein technisches Grundverständnis bezüglich Mediennutzung wie Präsentationstechnik, digitale Übertragung und Datenaustausch (Internetverbindung herstellen, Multimediageräte nutzen, Dateiformate und Cloud Systeme nutzen, etc.),
- können für ihre Einsatzbereiche und Zielgruppen passende Medien (wie Präsentationsfolien oder Fotoprotokolle) selbstständig herstellen und für Bildungsprozesse kreativ einsetzen,
- haben einen Überblick über aktuelle digitale Medien / Social Media-Plattformen und können deren Einsatzmöglichkeiten benennen (z.B. als Kommunikations- und Marketinginstrumente),
- kennen Möglichkeiten die Sicherheit und Privatsphäre in analogen und digitalen Lehr- Lernsettings zu schützen und können sie umsetzen,
- analysieren und reflektieren Mediennutzung (z.B. Möglichkeiten und Risiken, Gesundheitsaspekte, private versus berufliche Nutzung) und ziehen daraus Schlussfolgerungen für ihre berufliche Tätigkeit.
Mit Websites, Blogs und Co digitale Kompetenz nachweisen
Der wba ist es wichtig, ihren KandidatInnen kreative und unkomplizierte Nachweismöglichkeiten zu eröffnen. Da digitales Lernen überwiegend informell passiert, erkennt die wba neben den Klassikern einschlägiger Seminar- oder Lehrgangsbesuche auch Moocs und vor allem Nachweise informell erworbener Kompetenzen an. Dazu gehört z.B. das Erstellen und Führen eines digitalen Mediums (Website, Blog und andere Social Media-Plattformen, Wikis etc.), die Aufzeichnung, Analyse und Reflexion der eigenen Mediennutzung oder der dokumentierte Einsatz von Medien zu Lehrzwecken.
Die Änderungen sind am 19.06.2018 in Kraft getreten. Es gibt Übergangsregelungen für Personen, die nach dem bisherigen Qualifikationsprofil ihre wba-Zertifizierung begonnen haben. Näher informieren kann man sich auf der wba-Website. wba-KandidatInnen können sich an ihre persönliche wba-Beraterin wenden.
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