Lehr- und Lernvideos sinnvoll gestalten
Sandra Schön und Martin Ebner befassen sich in einer aktuellen Publikation mit der Frage, wie Videos in Lehr- Lernsituationen sinnvoll eingesetzt werden können. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Von Anleitungen für den Alltag und dem Einsatz in Präsenz- und Blended-Learning-Veranstaltungen über Onlinekurse wie MOOCs bis zur Erstellung von Videos durch die Lernenden reicht die Bandbreite.
Vom Vortrag bis zum Blockbuster: Videoformate
Ebner und Schön stellen zahlreiche Formate und Techniken vor, die sich für Lehr- Lernvideos eignen. So können Lehrende beispielsweise einen Vortrag mit der eigenen (Web-)Kamera aufzeichnen – das spart Ressourcen, erfordert aber etwas Übung.
Für Anleitungen oder Tutorials, etwa zur Handhabung von Software, eignen sich sogenannte Screencasts, d.h. Aufnahmen des Bildschirms mit Ton, bei denen ZuseherInnen die einzelnen Schritte nachverfolgen können. Diese sind einfach zu produzieren und liefern den Lernenden anschauliche Step-by-Step-Anleitungen.
Etwas aufwändiger ist die Legetechnik, bei der ausgeschnittene Figuren und Abbildungen zu kurzen Texten gelegt und verschoben werden. Auch die Produktion einer Reportage oder sogar eines Blockbusters zum Thema erfordert ausgeprägte Kenntnisse seitens der Lehrenden und eine professionelle Ausstattung. Jedoch kann eine solche intensive Aufbereitung der Inhalte gerade bei schwierigen Themen helfen, Komplexität zu reduzieren und Inhalte anschaulich zu vermitteln.
Was macht ein gutes Lern- und Lehrvideo aus?
Lern- und Lehrvideos müssen gut durchdacht und didaktisch aufbereitet werden, damit sie das Lernen erleichtern. Einen Anhaltspunkt dafür bietet laut Schön und Ebner die Multimedia-Theorie. Bild und Text sollten sich immer ergänzen, die Sequenzen kurz gehalten werden, damit sie besser verarbeitet werden können. „Andererseits sollte man beachten, dass eine zu starke Simplifizierung von komplizierten Lehrinhalten nicht immer dem Lernerfolg förderlich ist – der Stoff wird schlicht nicht als Herausforderung wahrgenommen."
Die AutorInnen unterscheiden dabei zwischen verschiedenen Kontexten, in denen die Videos gezeigt werden. Während Inhalte, die Lernende selbstgesteuert ansehen, qualitätsvoll und korrekt sein müssen, können im Lehr-Lernkontext durchaus auch fehlerhafte Videos eingesetzt werden. Der Auftrag an die Lernenden könnte dann z.B. lauten, Fehler zu finden oder Verbesserungen vorzuschlagen.
Canvas zur Planung von Lern- und Lehrvideos
Um VideoproduzentInnen beim Erstellungsprozess zu begleiten, haben die AutorInnen ein Canvas – also eine Vorlage zur Ideensammlung für Lernvideos – entwickelt, das die Planung erleichtern soll. Dazu kann man sich beispielsweise Fragen stellen wie: Welche Zielgruppe möchte ich mit meinem Video überhaupt erreichen? Welche Lernziele sollen erreicht werden? Wie kann ich die Lerninhalte bestmöglich strukturieren? Wie möchte ich die Motivation der Lernenden fördern? Aus dem Canvas kann anschließend ein Storyboard entwickelt werden, das die Basis für die Videos darstellt.
Tools für Lehr- und Lernvideos
Wer kurze Erklärvideos selbst einsprechen möchte, kann dafür das Tool "Loom" verwenden. Videos im Legetechnik-Stil können mit dem Tool "simpleshow" erstellt werden.
Serie: Digitale Technologien und Ressourcen für die Erwachsenenbildung
In einer Serie von praxisnahen Beiträgen berichtet erwachsenenbildung.at über digitale Möglichkeiten für das Lernen und Lehren von und mit Erwachsenen. Damit sind bislang nicht ausgenützte Chancen verbunden, was Öffnung, Kommunikation und Austausch, aber auch Arbeitserleichterung und Effizienz betrifft. Die Serie soll dazu ermutigen, die technischen Möglichkeiten zu erproben und sich diese letztlich (individuell und als Bildungssektor) zu eigen zu machen. Alle bisher erschienenen Beiträge der Serie finden Sie hier.
Update vom 24.11.2021: Verlinkung zu den Tools "Loom" und "simpleshow" wurde ergänzt.
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