Politische Bildung in Österreich: Geschichte, Zugänge, Konzepte

08.09.2017, Text: Sonja Luksik, Hakan Gürses, Redaktion: Heidi Buchecker, ÖGPB
Die historische Aufarbeitung und kritische Auseinandersetzung mit politischer (Erwachsenen-)Bildung in Österreich stehen im Zentrum der diesjährigen Vortragsreihe der ÖGPB.
40 Jahre ÖGPB
Foto: CC BY, ÖGPB, auf erwachsenenbildung.at
Bereits seit 2012 veranstaltet die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) eine Vortragsreihe zur politischen Erwachsenenbildung. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der ÖGPB finden heuer vier Vorträge unter dem Titel „Politische Bildung in Österreich – Geschichte, Zugänge, Konzepte", in Kooperation mit dem Wiener Depot und der VHS Mariahilf, statt.

 

40 Jahre ÖGPB

1977 ist hierzulande ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der politischen Bildung: Die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung wurde im burgenländischen Mattersburg gegründet. Diese Gründung fällt in die „Kreisky-Ära" und kann als Versuch verstanden werden, der politischen Bildung einen neuen Stellenwert als Instrument zur Demokratisierung der Gesellschaft zu geben. Im Schulbereich haben ähnliche Bemühungen bis heute noch keine nennenswerten Früchte getragen: Politische Bildung ist nach wie vor ein Stiefkind in den meisten Schultypen und -stufen. Die politische Erwachsenenbildung hat allerdings mit der ÖGPB eine – wenn auch halboffizielle – Institutionalisierung erfahren.

 

In den letzten 40 Jahren hat sich die Landschaft der Erwachsenenbildung verändert und ausdifferenziert: Institutionalisierungsprozesse stehen ehrenamtlichen Aktivitäten gegenüber, Selbstermächtigungsprojekte entstehen neben Professionalisierungstendenzen, und neue Formate und Inhalte bilden Antworten auf gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen.

 

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der ÖGPB steht die diesjährige Vortragsreihe im Zeichen einer historischen Aufarbeitung und kritischen Auseinandersetzung mit politischer (Erwachsenen-)Bildung in Österreich. Welche Zugänge, Deutungen und Konzeptionen politischer Erwachsenenbildung gibt es? Welche Rolle spiel(t)en Institutionen und soziale Bewegungen bei der Herausbildung politischer Bildung in Österreich?

 

Vorträge

Mi., 18. Oktober 2017, 19.00 Uhr, Depot, Wien

Margarete Wallmann: Politische Bildung – ein Paradoxon?

Von der Aufbruchsstimmung der 1970er Jahre, als ErwachsenenbildnerInnen davon überzeugt waren, durch politische Bildung zu einer besseren, von humanistischen Werten getragenen Gesellschaft beizutragen, bis hin zu deren Institutionalisierung und Professionalisierung spannt sich der Bogen an persönlichen Lernerfahrungen des Gelingens und Scheiterns der emanzipatorischen Erwachsenenbildung. Ein Streifzug durch 40 Jahre politische Erwachsenenbildung in Österreich.

Margarete Wallmann, Pädagogin, war von 2005 bis 2014 Direktorin des Bundesinstitutes für Erwachsenenbildung (bifeb) in St. Wolfgang. Als Kurs- und Projektleiterin sowie Geschäftsführerin der VHS für politische Bildung im Burgenland stieg sie in die Erwachsenenbildung ein. Seit September 2014 ist Margarete Wallmann im Ruhestand.

 

Mi., 8. November 2017, 19.00 Uhr, Depot, Wien

Erich Ribolits: Bildung – Macht – Demokratie?

Die vormals getroffenen Maßnahmen zur Förderung Politischer Bildung, z.B. die Einführung spezifischer Unterrichtsfächer oder die Installierung des diesbezüglichen Unterrichtsprinzips, waren der Vorstellung verpflichtet, Bildung sei mehr als der Erwerb von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten für ein Einfügen in die gegebenen politisch-ökonomischen Strukturen. Aktuell verliert dieses Bildungsverständnis allerdings an Bedeutung, was auch die Idee der Förderung politischer Mündigkeit durch entsprechende Bildungsbemühungen nachhaltig untergräbt.

Erich Ribolits, Bildungswissenschaftler, Privatdozent Universität Wien.

 

Mi., 29. November 2017, 19.00 Uhr, VHS Mariahilf, Wien

Marion Wisinger: In der Hoffnung auf eine bessere Welt

Die ÖGPB und die politische Erwachsenenbildung in Österreich

Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren bemüht sich die ÖGPB um die Förderung und Professionalisierung der politischen Bildung und begleitet nicht zuletzt durch ihre Themenschwerpunkte und Vergabepraxis relevante Entwicklungsprozesse in der Erwachsenenbildung. Ihre Tätigkeit ist nicht nur als Instrument demokratiepolitisch engagierter Bildungsarbeit zu sehen, sondern auch im Kontext der aktuellen politischen Veränderungen kritisch zu betrachten. Der Vortrag basiert auf Gesprächen mit langjährigen AkteurInnen und BegleiterInnen der ÖGPB und bietet eine Innensicht auf eine Institution, deren Arbeit durchaus als politische Zeitgeschichte zu verstehen ist.

Marion Wisinger, Historikerin und Trainerin der politischen Bildung, war lange wissenschaftliche Leiterin der ÖGPB.

 

Mi., 6. Dezember 2017, 19.00 Uhr, Depot, Wien

Thomas Hellmuth: Politische Bildung in Österreich

Politische Bildung ist in Österreich nur partiell professionalisiert. Die Ursachen dafür sind in der Geschichte zu suchen: zum einen in der „Opferthese" und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Harmoniebedürfnis, zum anderen in parteipolitischen Konflikten, bei denen Politische Bildung mit parteipolitischer Bildung verwechselt wurde. Dennoch kann von einem (bescheidenen) Aufschwung in den letzten Jahren gesprochen werden. Die politische Indoktrination weicht zunehmend der Herausbildung „mündiger" BürgerInnen.

Thomas Hellmuth, Historiker sowie Geschichts- und Politikdidaktiker, Universität Wien.

 

Die Vortragsreihe wird von Sonja Luksik und Hakan Gürses (ÖGPB) moderiert und ist ohne Anmeldung bei freiem Eintritt zugänglich.

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