MigrantInnen fragen zunehmend Anerkennungsberatung nach

MigrantInnen wünschen sich Informationen zu den Themen Arbeit und Bildung
Neben Anerkennungsberatung benötigen MigrantInnen auch mehr Informationen zu den Themen Arbeit und Bildung. Dies zeigt eine Studie von Bonfadelli und Signer, die Grundlagendaten zur Mediennutzung und Informationsbedürfnissen von MigrantInnen liefert. 81% der Befragten gaben an, mehr Information bezüglich Berufsausbildung, Arbeitssuche und Löhne zu brauchen. Außerdem wünschen sich MigrantInnen Informationen dazu, wo man besser Deutsch lernen kann.
Internet als wichtige Informationsquelle für MigrantInnen
Bei der Suche nach diesen Informationen spielt das Internet eine große Rolle. 86% der MigrantInnen geben im Rahmen der Studie an, das Internet für Informationssuche zu verwenden. Es wird, neben Bekannten und Freunden, als zweithäufigste Informationsquelle genannt. Die häufigsten Barrieren bei der Informationssuche im Internet sind fehlende Sprachkenntnisse, zu viel Informationen auf einmal und ein nicht klar strukturierter Seitenaufbau. Deshalb empfiehlt die OECD in ihrem International Migration Outlook von 2017 alle für MigrantInnen relevante Informationen zusammenzufassen und komprimiert bereitzustellen. Dadurch können MigrantInnen schneller jene Informationen finden, die sie benötigen.
Großer Bedarf nach Anerkennungsberatung
Die Anerkennung der Qualifikationen von MigrantInnen gestaltet sich aber als schwierig. Das liegt unter anderem daran, dass Bildungssysteme unterschiedlicher Länder nur schwer miteinander vergleichbar sind. Außerdem äußern MigrantInnen laut dem ÖIF-Forschungsbericht zur Anerkennung von Qualifikationen Schwierigkeiten dabei, die zuständige Stelle für die Anerkennung zu finden. Ein weiteres Problem kann sein, dass die erforderlichen Dokumente für die Anerkennung nicht vorgelegt werden können. Die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen sei aber für die Integration am Arbeitsmarkt von zentraler Bedeutung.
Im Juli 2016 trat das Anerkennungsgesetz in Österreich in Kraft. Ziel ist die schnellere Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. "Das Anerkennungs- und Bewertungsgesetz aus 2016 stellt eine Grundlage für verbesserte Verfahren dar. Es beinhaltet mehrere Unterstützungsangebote, eine durchgängige Vier-Monats-Frist für die Bearbeitung der Anträge und ein besseres Monitoring", so beurteilt Anerkennungsexpertin Edith Zitz (inspire thinking) das Gesetz.
Der Forschungsbericht des Österreichischen Integrationsfonds zeigt, dass die Nachfrage nach Anerkennungsberatung seitens der MigrantInnen hoch ist. Dies liege vor allem daran, dass oft Fehlinformationen oder inaktuelle Informationen im Internet existieren.
Unterschiede im Qualifikationsniveau
Der Bericht des Migrationsrats Österreich von 2016 zeigt die Unterschiede des Qualifikationsniveaus von österreichischen BürgerInnen und MigrantInnen auf. Laut der Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria haben 26% der Personen mit Migrationshintergrund als höchsten Abschluss einen Pflichtschulabschluss. Von den Personen ohne Migrationshintergrund sind es nur 11%. 20% der Personen mit Migrationshintergrund und 17% der Personen ohne Migrationshintergrund haben einen Universitätsabschluss. Im Vergleich zur österreichischen Bevölkerung gibt es also sowohl mehr MigrantInnen auf niedrigstem Bildungslevel, als auch mehr MigrantInnen auf höchstem Bildungslevel. Interessant dabei: in der zweiten Generation an ZuwanderInnen hatten laut Statistik Austria nur 14, 9% einen akademischen Abschluss.
- inspire thinking
- ÖIF-Forschungsbericht: Anerkennung von Qualifikationen
- ÖIF: Migration & Integration. Zahlen, Daten, Indikatoren 2016
- Heinz Bonfadelli und Sara Signer: Internet, Mediennutzung und Informationsbedürfnisse von Migrantinnen und Migranten. Forschungsbericht.
- Bericht des Migrationsrats Österreich
- OECD: International Migration Outlook 2017

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