Neue LLL-Strategie für die Steiermark
Die Strategie wurde bereits im Landtag beschlossen. "Jetzt kommt es darauf an, dass die Strategie mit Leben erfüllt wird", konstatiert Elke Gruber, Leiterin der wissenschaftlichen Projektbegleitung.
Leitlinien: Lernende fördern, Strukturen stärken, Vernetzung ausbauen
Die LLL-Strategie ist nach sechs Leitlinien ausgerichtet. Sie sollen die grundsätzliche strategische Ausrichtung der Erwachsenenbildung in der Steiermark vorgeben. Diese Leitlinien sind:
- Lernen ermöglichen, Lernende fördern und Kompetenzen anerkennen
- Strukturen identifizieren, darstellen und stärken
- Vernetzung und Kooperationen ausbauen
- Angebote fokussieren und konsolidieren
- Qualität entwickeln, stärken und sichern
- Mobiles Lernen fördern und neue Lernformate implementieren
Ziele sind hier u.a. Zugangsbarrieren abzubauen und langfristig die Anerkennungs- und Validierungspraxis auszubauen. Teilhabe will man auch in Bezug auf neue Lernformate ermöglichen und regionale sowie soziale Lernorte mit digitalen Lernformaten verknüpfen. Aber nicht nur auf TeilnehmerInnen-Ebene sind Ziele formuliert. So sollen auch die Institutionen eine längerfristige Planungssicherheit erhalten, indem man ein ausgewogenes Verhältnis von Struktur- und Projektförderung verfolgt.
Empfehlungen zur Umsetzung in vier Handlungsfeldern
Die konkrete Umsetzung erfahren die Leitlinien in praktischen Handlungsfeldern: „Die strategischen Leitlinien geben die Richtung vor, in die es gehen soll. Bei den Handlungsfeldern geht es darum, diese Leitlinien auf konkrete Maßnahmen hinunter zu brechen", erklärt Elke Gruber. In insgesamt vier Handlungsfeldern der Erwachsenenbildung gibt die Strategie Empfehlungen zur Umsetzung.
Für die Basisbildung empfehlen die EntwicklerInnen bspw. eine höhere System-Durchlässigkeit, indem man das Schnittstellenmanagement auf verschiedenen Ebenen optimiert. Im Handlungsfeld der Community Education gilt es mittelfristig ein Konzept zur Stärkung des mobilen Lernens zu entwickeln und in einer Modellregion der Steiermark operativ umzusetzen, so die Empfehlung.
Im Feld "Lernen und Bildung über die gesamte Lebensspanne inklusive der Neuorientierung im (Berufs-)Leben" plädiert die Strategie u.a. für die Verwirklichung kostenloser niederschwelliger Angebote zur demokratiepolitischen Bildung. Ein wichtiger Fokus im Handlungsfeld der "Qualität, Qualitätsentwicklung und -sicherung" liegt auf der Empfehlung, erwachsenenpädagogische Professionalität langfristig zu erhöhen.
Grundprinzipien: Chancengerechtigkeit, Qualität und Innovation in der EB
Für die Ausrichtung der Strategie und innerhalb der Handlungsfelder sind vier Grundprinzipien handlungsleitend. Sie durchziehen die gesamte Strategie und positionierten sich quer über alle Handlungsfelder und Leitlinien. Diese sind:
• Gender und Diversität
• Chancengleichheit und soziale Mobilität
• Qualität und Nachhaltigkeit
• Leistungsfähigkeit und Innovation
Bei allen Leitlinien und in allen Handlungsfeldern geht es also u.a. auch darum, gesellschaftliche Vielfalt anzuerkennen und einzubeziehen, die Durchlässigkeit der Bildungssysteme und die Professionalisierung der Lehrenden zu fördern. Zukunftsfelder der Erwachsenenbildung zu erkennen und die Angebote bedarfsorientiert weiterzuentwickeln, sind ebenfalls verfolgte Ziele.
LLL-Strategie als Ergebnis eines partizipativen Entwicklungsprozesses
Die Strategie ist das Ergebnis eines forschungsgeleiteten, partizipativen Entwicklungsprozesses. "Uns war es wichtig, dass sich die Erwachsenenbildungs-anbieter mit der Strategie identifizieren können", so Elke Gruber.
Dazu fanden u.a. Interviews mit ExpertInnen, thematische Fokusgruppen mit PraktikerInnen und strategische Dialoge im Rahmen von Steuerungsgruppen statt: "Wir haben mit einem Schleifenmodell gearbeitet und die Ergebnisse aus den Fokusgruppen immer wieder an die Steuerungsgruppe rückgebunden. Und wir haben außerdem unsere wissenschaftliche Perspektive eingebracht. Herausgekommen ist dann dieses Dokument".
Das Bewusstsein für Erwachsenenbildung stärken
Die Strategie wurde bereits im Landtag beschlossen. Jetzt komme es darauf an, dass die Strategie mit Leben erfüllt wird, so Elke Gruber. Neben den konkreten Umsetzungsempfehlungen in den vier Handlungsfeldern, die die Strategie beinhaltet, arbeitet das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) gerade an der Entwicklung von Indikatoren, an denen man die Umsetzung auch messen kann.
Wichtig sei es aber vor allem, das Bewusstsein für Erwachsenenbildung und Weiterbildung in den Ressorts der Länder zu stärken: "Fast jedes Ressort hat mit Erwachsenenbildung/Weiterbildung zu tun, hat Strategien und Förderkriterien", so Elke Gruber. Das Bewusstsein, dass diese Ressorts auch Erwachsenenbildung betreiben, fehle aber oft: "Die Strategie ist der Versuch, eine gemeinsame Klammer zu schaffen und das Bewusstsein für Erwachsenenbildung zu stärken".
Hintergrund und Bezugsdokumente der LLL-Strategie
Wesentliches Anliegen der Strategie war es, die in der LLL-Strategie des Landes Steiermark 2011-2015 formulierten Zielvorgaben zu überprüfen und auf Basis aktueller und zukünftiger Anforderungen weiterzuentwickeln. Die strategische Ausrichtung baut einerseits auf den Ergebnissen des Forschungs- und Entwicklungsprozesses auf. Andererseits bezieht sie sich auf die Landesstrategie "Perspektiven der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rahmen des lebenslangen Lernens in der Steiermark" (2009-2015), die nationale "Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich – LLL:2020" (2011) und die "Steirische Strategie für Bildungs- und Berufsorientierung". Auch die "Strategische Ausrichtung der Kinder- und Jugendarbeit 2020" (o.J.) und der "Bibliotheksentwicklungsplan des Landes Steiermark" (o.J.), sind Grundlage der aktuellen LLL-Strategie.
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