Vom Zauber der Rankweiler Keramiktage

09.07.2015, Text: Evelyn Brandt , Redaktion: Barbara Kreilinger, VÖV
Bereits zum zehnten Mal veranstaltet die Volkshochschule Schlosserhus in Rankweil/Vorarlberg kommenden August das Festival der Elemente. (Serie: Kunst und Kultur)
Raku-Öfen beleuchten die Nacht
Foto: Wolfgang Tschallener
Künstlerisches Schaffen mit Ton
Vom 8. - 16. August 2015 kommen nationale und internationale KeramikkünstlerInnen in die kleine Vorarlberger Marktgemeinde Rankweil, um rund 40 MeisterschülerInnen und EinsteigerInnen künstlerisch anzuleiten. In Gruppen werden unterschiedliche Tonkunstthemen vermittelt: klassisches Portrait, Skulptur, Gebrauchskeramik und Umsetzung des Bauprinzips pflanzlicher Strukturen. Die Ergebnisse werden je nach Oberflächengestaltung und Form in einem passenden Brand veredelt.


Vielfalt und Grenzerfahrung
Es ist die Vielfalt, aber auch die Grenzerfahrung mit dem Material Ton und das Suchen nach neuen gestalterischen Ansätzen, das die Vorstandsmitglieder und MitarbeiterInnen der VHS Rankweil vorantreibt und TeilnehmerInnen ansteckt. Die Leitung des Festivals der Elemente Sonderegger, Kräutler-Nagler und Schleinitz verbindet eine langjährige Liebe zum künstlerischen Schaffen mit Ton. 


Freude überall
Die weiß getünchte Keramikwerkstatt, ein kleines Nebengebäude des 350 Jahre alten Schlosserhus, erinnert an eine Miniatur des Gartenhauses von Goethe in Weimar. Sie ist das Juwel der VHS Schlosserhus. In wenigen Wochen wird sich ein riesiges Zelt mit Sichtfenstern an das alte Gemäuer kuscheln. Dort drinnen arbeitet dann ein Dutzend KünstlerInnen an kleinformatigen Kunstwerken, ganz ohne Ablenkung, schöpferisch, in sich gekehrt. Sie lieben die Stille. Während es draußen im großen Garten wie auf einem Jahrmarkt zugehen wird: Bunt, kreuz und quer, kreatives Treiben und Arbeiten. Ein reges Hin und Her. Über Tische und Bänke hinweg fröhliches Lachen. Es ist wie ein großes Familientreffen.

Feuer und Erde
Jede Künstlerin und jeder Künstler begleitet seine Objekte bis zum fertigen Kunstwerk. Im Garten stehen auf Steinplatten in einem geschützten Unterstand zwei Raku-Öfen. Sie sind im Dauereinsatz. Der Keramiker Schleinitz wacht über die Sicherheit und den Brennvorgang der ihm anvertrauten Unikate. In seiner Schutzmontur sieht er wie einer vom Raumschiff Enterprise aus, nur die Zange mit den langen Greifarmen passt nicht so recht in die ferne Welt. Ein paar Schritte weiter schmaucht im Sägespänebett ein Stück aus dem Raku-Ofen. „Es bleibt immer spannend“, so die Keramikkünstlerin Kräutler-Nagler, „weil man nie weiß, wie der Scherben aus der Glut kommt.“ Bis zum Schluss hütet das Feuer sein Geheimnis. 


Weiter hinten am Rand des Geländes stehen hintereinander mehrere Koksöfen, die kunstvoll mit hunderten Feuerleichtsteinen aufgebaut werden, und zwar je nach Höhe und Breite der Objekte, die während der Keramikwoche den Kunstschaffenden im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf wachsen können. 


Kontraste – Festival der Elemente
Zur Teilnahme eingeladen sind alle tonbegeisterten HobbykeramikerInnen, sowie alle handwerklich und/oder künstlerisch Ausgebildeten. Eine Jubiläumsausstellung begleitet das Festival. Vier Workshops ermöglichen die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Zugängen. Die Abschlussveranstaltung am 16. August prämiert drei der erfolgreichsten AusstellerInnen mittels Publikumsjury.


Netzwerk mit Kapfenstein
Sonderegger als Obmann der VHS Schlosserhus brachte 1997 die Idee vom Keramischen Kreis Kapfenstein nach Vorarlberg. Seither werden die Keramiktage abwechselnd in der Steiermark und in Vorarlberg veranstaltet. Dieses Jahr ist wieder Rankweil an der Reihe.

 

Serie "Kunst und Kultur in der Erwachsenenbildung"
In einer Serie von Berichten, Interviews, Essays und programmatischen Beiträgen berichten Korrespondentinnen und Korrespondenten aus Verbänden, Netzwerken und Einrichtungen 2015 über die künstlerischen und kulturellen Aspekte von Erwachsenenbildung. In dieser Gemeinschaftsinitiative soll sichtbar werden, wie wichtig kreative Zugänge zur Welt und deren Aneignung sind. Bildung fungiert hier ebenso sehr als Kulturträger wie auch Innovator. Sie eröffnet Freiräume im Denken und Handeln, schafft Verständigung zwischen den Menschen und Kulturen und hilft uns Identität im Wandel zu begreifen und immer neu zu entwickeln. Alle Beiträge zur Serie finden Sie hier.

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