Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen

22.12.2014, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Heuer ist eine überarbeitete Ausgabe von John Hatties vielzitierter Meta-Studie über Indikatoren für Lernerfolg auf Deutsch erschienen.
John Hattie: Lernen sichbar machen für Lehrpersonen
Lehrende agieren professioneller, indem sie Lernen sichtbar machen
Foto: CONEDU/Hackl
Der neuseeländische Erziehungswissenschafter John Hattie hat für eine Meta-Analyse über 800 Studien ausgewertet und Indikatoren für Lernerfolg herausgearbeitet, die 2009 in einem Buch mit dem Titel "Visible learning" erstmals veröffentlicht wurden. Ein Buch, dass nicht nur unter ErziehungswissenschafterInnen international, sondern auch von den Massenmedien, von Lehrpersonen und Eltern intensiv wahrgenommen wurde. Es folgten Überlegungen Hatties dazu, wie die in "Visible Learning" veröffentlichten Erkenntnisse durch Lehrende systematisch und reflektiert genutzt werden können: "Visible Learning for Teachers". Dieses Buch wurde nun von den beiden deutschen Erziehungswissenschaftern Wolfgang Beywl und Klaus Zierer übersetzt und überarbeitet und ist 2014 unter dem Titel "Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen" im Schneider Verlag erschienen.

Mehr datenbasierte Reflexion der Lehre
Es gibt kein festes Rezept um sicherzustellen, dass das Unterrichten den größtmöglichen Effekt auf das Lernen hat. Es gibt aber Praktiken, von denen wir wissen, dass sie effektiv sind. Und es gibt viele Praktiken, von denen wir wissen, dass sie es nicht sind. Daher sei es Hattie zufolge nötig, diese Praktiken empirisch zu erschließen. Hatties Buch "Visible Learning for Teachers" biete Beywl und Zierer zufolge eine Grundlage dafür, "systematisch zu reflektieren und zu erörtern, wie man Unterricht planen, eröffnen, in Fluss bringen und abschließen kann." Mehr als andere didaktische Lehrbücher betone Hattie das große Potenzial, das der Nutzung von Daten innewohnt, um die Lehre zu optimieren - seien es Daten aus standardisierten oder selbsterstellten Leistungstests, aus systematischen Beobachtungen oder aus der Selbstevaluation in der Lehre. Lehrende sind aus dieser Perspektive immer auch EvaluatorInnen ihrer Wirkung auf Lernende.

(Gute) Praxis systematisch empirisch erschließen
Wie aber lässt sich herausfinden, was die Lernleistung beeinflusst und wie stark? Es gibt keine Rezepte dafür, was in der Lehre effizient ist. Es bedarf also der systematischen Reflexion der Praxis. Im ersten Teil (Kapitel 1-3) der Publikation beschreibt Hattie die Geisteshaltungen, die für Lehrende erforderlich sind. Im zweiten Teil leitet er zur Selbstreflexion anhand der Phasen des Lehr-Lernprozesses bzw. der "Unterrichtsinteraktion", wie er sie bezeichnet, an:

  • Planung der Lehreinheit (Kapitel 4)
  • Beginn der Lehreinheit (Kapitel 5)
  • Fluss der Lehreinheit (Kapitel 6 und 7)
  • Der Abschluss der Lehreinheit (Kapitel 8)


Checklisten und Übungen für Bildungseinrichtungen
Jedes Kapitel beinhaltet eine Reihe von Checklisten für Schulen und Bildungsanbieter. Sie sollen helfen zu evaluieren, welche Effekte auf die Lernenden das eigene Handeln hat. Zudem gibt es sg. "Übungen". Diese fordern Bildungsanbieter zu empirischen Erhebungen verschiedenster Aspekte heraus und laden zur Diskussion der Ergebnisse ein. Ein Beispiel: LeiterInnen von Bildungseinrichten sollen Lehrende bitten, ihre Lernenden zu fragen: "Was bedeutet es, ein guter Lehrender/eine gute Lehrende in dieser Klasse bzw. Gruppe zu sein?" Die Resultate der Befragung sollten dann unter den Lehrenden geteilt werden.

Hattie, John (2014): Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von "Visible Learning for Teachers" besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer. 1. Auflage. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH. 298 Seiten, EUR 28.00, ISBN: 978-3-8340-1300-2.

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