Tagungsbericht: Demokratie braucht Bildung
Angela Bergauer: Bildungseinrichtungen können Diskussions-, Begegnungs- und Handlungsräume schaffen
"Bildung kann nicht der einzige Beitrag zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme sein", zeigte sich Angela Bergauer, die Vorsitzende der KEBÖ, überzeugt. "Es braucht auch die ökonomische Sicherheit der Gesellschaft, des Einzelnen, es braucht eine solide und gute berufliche Aus- und Weiterbildung. Wir in unseren Bildungseinrichtungen können Diskussions-, Begegnungs- und Handlungsräume schaffen, in denen Menschen Fragen, Ängste, Hoffnungen und Visionen austauschen, gemeinsam nach möglichen Lösungen suchen und dazu auch das nötige Wissen erhalten".
Martin Netzer: Bildungspolitische Diskussion ist nötig, um sich die eigenen Werte vor Augen zu führen
Martin Netzer, Bereichsleiter für Erwachsenenbildung und Lebenslanges Lernen im BMUKK, bezeichnete die Jahrestagung als wichtigen Beitrag zur bildungspolitischen Diskussion in Sachen Demokratieerziehung und Politischer Bildung. "Eine offene plurale Gesellschaft braucht solche Diskussionen", so Netzer, "um sich die eigenen Werte vor Augen zu führen und vor allem, um Strategien gegen die Feinde der offenen Gesellschaft zu entwickeln". Er verwies im Rahmen seiner Ausführungen auch auf die konstruktive Zusammenarbeit zwischen KEBÖ und Ministerium: "Gerade bei der Umsetzung der bildungspolitischen Initiativen der Ressorts sind die Einrichtungen der KEBÖ wichtige, verlässliche und notwendige Partner".
Franz Schuh: Thema "Bildung von Demokraten" ist wie eine Falle
"Würde ich mir ein Thema aussuchen, das nichts als ein Problem darstellt, ein Thema, das wie eine Falle ist, in die man geht oder läuft, dieses Thema hieße 'Die Bildung von Demokraten'": Der Wiener Autor Franz Schuh näherte sich in seinem Referat wortgewaltig den Begriffen Bildung und Politik.
Podiumsdiskussion: Notwendige Bildung für ein Handeln in der Demokratie
Abgerundet wurde der Themenkomplex mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion. Erhard Busek, Rudolf Bretschneider, Tamara Ehs, Hans Besenböck und Wolfgang Kos setzten sich mit der Frage nach der notwendigen Bildung für ein Handeln in der Demokratie auseinander. Moderiert von Petra Herczeg waren sich die DiskutantInnen einig, dass Konfliktfähigkeit und die Fähigkeit, mit unterschiedlichen Meinungen umzugehen, wesentliche Faktoren der Demokratie sind. Das Finden von Kompromissen sei wichtig. Dazu Erhard Buseks ironische Analyse: "Wir in Österreich wissen schon vorher, wie der Kompromiss ausschaut, ohne das Problem zu kennen". Interessant auch die Diskussion zur Frage der Wissensvermittlung und Information: Wie viel Wissen geschichtlicher Zusammenhänge ist notwendig, um das Heute zu verstehen, Informationen der Medien richtig einordnen zu können? Und wie vermitteln wir dieses Wissen?
Johannes Hahn: Es gibt keine einfachen Lösungen
Einen Blick über die nationalen Grenzen warf EU-Kommissär Johannes Hahn. "Wenn wir", so Hahn, "über eine Vision für Europa reden, sind die Festigung und der Ausbau der demokratischen Strukturen ebenso wichtig wie die Fragen der gemeinsamen Währung, der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen". Hahn, er ist auch Präsident des "Rings Österreichischer Bildungswerke", ist davon überzeugt, dass Europa auf dem Weg sei, demokratischer zu werden. "Aber wir brauchen Zeit, denn einfache Lösungen für die Komplexität der Probleme gibt es nicht". Abschließend hob Johannes Hahn die guten Voraussetzungen der KEBÖ-Verbände für ein vielfältiges Bildungsangebot für alle Bürgerinnen und Bürger hervor: "90.000 MitarbeiterInnen - davon an die 27.000 ehrenamtlich - ermöglichen diese kontinuierliche Bildungsarbeit. Dafür sage ich allen ein herzliches Danke!"
Erfreuliche KEBÖ-Bilanz
Bei der Jahrestagung wurde auch Bilanz über das vergangene Arbeitsjahr gezogen. Angela Bergauer konnte dabei auf einen erneuten Anstieg der Bildungsangebote verweisen. Beim von der KEBÖ unterstützten Bildungsinitiative-Volksbegehren ist es gelungen, den Bereich der Weiterbildung zu verankern. Stolz ist sie auch auf die positive Entwicklung des Kooperative System der österreichischen Erwachsenenbildung am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung, dessen Trägerin die KEBÖ ist: "Vor allem durch die Etablierung der Weiterbildungsakademie Österreichs ist es gelungen, ein europaweit anerkanntes Modell der Anerkennung und Zertifizierung im Bereich der Erwachsenenbildung - mit Anbindung an den universitären Bereich - zu schaffen". Im Mai 2011 wurde gefeiert: 1000 Studierende, das 100. verliehene Diplom sowie 500 wba-AbsolventInnen.
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