Gemeinsam Kreisläufe schließen: Erwachsenenbildung und Plastikvermeidung

Am Weltumwelttag rückt die Frage in den Fokus, wie wir unseren Alltag nachhaltiger gestalten können. Die Erwachsenenbildung spielt dabei eine wichtige Rolle: Sie informiert, motiviert und befähigt Menschen zu nachhaltigem Handeln. In Österreich gibt es zahlreiche Bildungsformate rund um die Themen Plastikvermeidung und Kreislaufwirtschaft. Doch es gibt noch Luft nach oben. Vor allem bei der praktischen Umsetzung an Bildungsstandorten, in der politischen Bildung und in der Zusammenarbeit von Pädagogik und Wissenschaft.
Handlungspotenziale an Bildungsstandorten
Obwohl die österreichische Erwachsenenbildung zahlreiche Bildungsformate und Materialien anbietet, gibt es noch kaum Vorbilder für „plastikfreie Bildungsorte“. Im Rahmen der Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen setzen einige Standorte Maßnahmen, um Plastik zu vermeiden: So reduziert beispielsweise der steirische Museumsverband Verpackungsmaterial, das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung fokussiert Abfallvermeidung und die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe.
Wichtige Handlungsfelder für Erwachsenenbildungseinrichtungen sind außerdem Mehrweggeschirr für Küche und Catering, plastikfreie Lernmaterialien, mehr Raumausstattung aus Holz oder plastikarme Beschaffung.
Explizite Angebote zu Umweltthemen in der politischen Erwachsenenbildung noch wenig vorhanden
Angebote der politischen Erwachsenenbildung zu Umweltthemen sind in Österreich noch selten: Die steirische Fachstelle für Beteiligung bietet beispielsweise ein Klimaplanspiel für Erwachsene an. Bei Planspielen der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung kann das Thema Energie- und Umweltpolitik ausgewählt werden (laut Webseite Stand Juni 2025). Der Verein Sapere Aude formuliert auf seiner Webseite "Umwelt und Nachhaltigkeit (Agenda 2030)" als mögliche Themen für alle seine Bildungsformate. Um Bildungsangebote zu Umweltschutz in Kombination mit Politischer Bildung zu finden, müssen Bildungsinteressierte und Multiplikator*innen allerdings die Webseiten der Anbieter*innen sehr genau durchsuchen. Die Plattform Bildung2030 adressiert wiederum mit ihren Angeboten vorrangig Schulen, Kinder und Jugendliche.
Am Beispiel der Einflussnahme der Kunststoffindustrie auf die Gesetzgebung könnte die politische Erwachsenenbildung noch stärker kritisch-reflexive Perspektiven fördern und auch Handlungsstrategien vermitteln, wie die Zivilgesellschaft ihrerseits beispielsweise Lobbying-Strategien zur Plastikvermeidung anwenden könnte.
Bildungsformate zu Plastikvermeidung und Kreislaufwirtschaft
Auch wenn Plastikvermeidung in Bildungseinrichtungen oder Umweltthemen in der Erwachsenenbildung eher die Ausnahme als der Standard sind, zeigen einige Organisationen bereits, wie nachhaltige Umweltbildung aussehen kann:
- Die Salzburger Bildungswerke bieten Gemeinden im Rahmen des Projekts „Einfach anders leben“ die kostenfreie Gesprächsreihe „Ich lebe müllfrei“ an. Praxisnahe Erfahrungsberichte zeigen dabei die Vorteile eines plastikfreien Lebensstils.
- Die UMWELTBERATUNG, eine Einrichtung der Wiener Volkshochschulen, stellt Bildungs- und Informationsmaterialien für Privathaushalte und Bildungseinrichtungen zur Verfügung - etwa zur Vermeidung von Mikroplastik.
- Das Forum Umweltbildung liefert mit den didaktischen Materialien „Plastik im Kreis gedacht“ praxisorientierte Tools für Pädagog*innen, die sich auch für die Erwachsenenbildung eignen.
- Zahlreiche Anbieter*innen des non-formalen und formalen Bildungsbereichs entwickelten bereits Lehrgänge zu Kreislaufwirtschaft & Nachhaltigkeitsmanagement, so beispielsweise die ALEA Academy oder die FH des BFI Wien.
- Die vom AMS Steiermark geförderte Basisqualifizierung Green Skills bietet ebenfalls ein Modul zu Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft für Menschen auf Jobsuche an.
- Auch die Vortrags- und Diskussionsreihe Klimawissen Online im Rahmen der steirischen Initiative „Ich tu’s – für unsere Zukunft“ beschäftigte sich im Jahr 2025 unter anderem mit Ressourceneffizienz. Die Videos der Reihe sind online abrufbar.
- Das Stadtlabor Graz veranstaltete einen Klimasalon mit Film und Diskussion zu den Themen Umweltverschmutzung und Klimawandel.
Kooperation von Pädagogik und Wissenschaft für mehr Wirksamkeit
Expert*innen zu Plastikvermeidung gibt es in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen: von der Ökonomie bis zu den Naturwissenschaften. Forscher*innen und NGOs im Umweltbereich möchten fundiertes Wissen vermitteln. Allerdings verfügen sie selten über explizite Kompetenzen, um transformative Lernprozesse pädagogisch zu gestalten. Ansätze transformativer Bildung und transformativen Lernens bieten Raum für die Selbstreflexion persönlicher Werte. Dabei vermitteln sie Kompetenzen, um den grundlegenden gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten.
Die meisten Bildungsangebote zur Plastikvermeidung finden bisher in Form von Fachvorträgen und Diskussionen statt. Doch wie müssten Lernprozesse in der Umweltbildung gestaltet werden, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen? Eine verstärkte Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen und Erwachsenenbildner*innen könnte in der Erstellung von Bildungsformaten transformatives Lernen gewährleisten. Erwachsenenbildnerische Didaktik und Methodik ermöglicht Partizipation, stärkt Handlungsfähigkeit und ist emanzipatorisch ausgerichtet. Dazu gibt es bereits interdisziplinäre Empfehlungen z.B. vom UNESO Fachbeirat für transformative Bildung und Global Citizen Education oder vom Institut für Entwicklungsforschung an der BOKU Wien. Im Horizon-Projekt eNaBlS werden aktuell Wege für kooperatives Lernen im Umweltschutz entwickelt.
Plastikvermeidung in Österreich
Die österreichische Bundesregierung beschloss 2022 eine Kreislaufwirtschaftsstrategie. Als einen von sieben Schwerpunkten nennen sie darin „Kunststoffe und Verpackungen“. Vorrangige Ziele sind Plastikvermeidung und Wiederverwertung. Auf EU-Ebene gibt es einen Aktionsplan Kreislaufwirtschaft 2020. Auch der neue EU Clean Industrial Deal 2025 beinhaltet Kreislaufwirtschaft. Der Kunststoffverbrauch der österreichischen Bevölkerung ist nach wie vor sehr hoch. Die NGO Greenpeace sieht daher in Recycling und Kreislaufwirtschaft keine ausreichende Lösung für die Plastikverschmutzung und fordert auch ein schrittweises Verbot von Einwegverpackungen.
Serie und Dossier zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Hochwasser, Waldbrände, Hungersnot – Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wettereignisse durch den Klimawandel. Bildung ist gefordert Aufklärungsarbeit zu leisten, Diskurse zu ermöglichen und „grüne“ Kompetenzen zu fördern. Wo setzt die Erwachsenenbildung an? In der Serie „Klima- und Umweltschutzbildung“ und dem Dossier „Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung“ widmen wir uns dieser Frage.
- Der österreichische Umweltzeichen-Tag
- Einschätzung eines weltweiten NGO-Verbandes zur Kunststoffvermeidung im Rahmen des Clean Industrial Deal
- Aktuelle UN Verhandlungen zu Plastikverschmutzung

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