Education Permanente (EP): Erwachsenenbildung muss sich nachhaltig anpassen

18.02.2025, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Das zeigt die aktuelle Ausgabe der schweizerischen Zeitschrift EP. Außerdem beleuchtet sie, welche Kompetenzen es für nachhaltige Entwicklung braucht und welche Rolle Dokumentarfilme in der Nachhaltigkeitsbildung spielen können.
Bücherstapel aus dem eine Pflanze wächst, daneben ein Laptop und eine weitere Pflanze.
Nachhaltigkeit in der Weiterbildung: Die aktuelle Ausgabe der Education Permanente.
Grafik: , KI-generiert von CONEDU mit ChatGPT, Promptdialog, auf erwachsenenbildung.at

In der aktuellen Ausgabe der Education Permanente (EP) steht Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung im Fokus. Sie zeigt: Die globalen Herausforderungen des Klimawandels und gesellschaftlicher Transformationen erfordern auch in der Erwachsenenbildung eine bewusste Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitskonzepten.

Emotionen als Schlüssel zur Nachhaltigkeitsbildung

Der Beitrag des Erziehungswissenschaftlers Henning Pätzold befasst sich mit Konzepten und Ansätzen zur Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung. Emotionen im Lernprozess spielen dabei eine zentrale Rolle: Dabei verweist er auf die Forschung, die zeigt, dass Emotionen eine wesentliche Bedeutung beim menschlichen Lernen einnehmen und fordert daher diese Aspekte stärker in der didaktisch-methodischen Gestaltung zu berücksichtigen. So können Emotionen den Zugang zu Bildungsinhalten erleichtern, aber auch eine Hürde darstellen, insbesondere bei den komplexen und oft bedrückenden Themen der Nachhaltigkeitskrise.

Hier könne die Erwachsenenbildung unterstützend eingreifen und sichere Lernräume schaffen, die es ermöglichen, trotz der wahrgenommenen Bedrohung offen über Nachhaltigkeit zu sprechen und konstruktive Handlungsoptionen zu entwickeln.

Kompetenzentwicklung für nachhaltige Transformation

Pätzold zeigt zudem, dass nachhaltige Transformation spezifische Kompetenzen erfordert. Er verweist in diesem Zusammenhang auf verschiedene Modelle, wie etwa die Gestaltungskompetenzen nach Haan (PDF), die zwölf Kompetenzen für Bildung für nachhaltige Entwicklung definieren:

  • Weltoffenheit und die Fähigkeit, neue Perspektiven zu integrieren, um Wissen aufzubauen
  • vorausschauendes Denken und Handeln
  • Erkenntnisse interdisziplinär gewinnen können
  • Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und bewerten können
  • mit anderen planen und handeln können
  • sich an Entscheidungsprozessen beteiligen können
  • sich selbst und andere zu aktivem Handeln motivieren können
  • Zielkonflikte bei der Reflexion von Handlungsstrategien berücksichtigen können
  • eigene und fremde Leitbilder reflektieren können
  • eigenverantwortlich planen und handeln können
  • Empathie und Solidarität mit Benachteiligten zeigen können
  • Gerechtigkeitsvorstellungen als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen können.

Kompetenzmodelle – wie das von Haan – können für die Entwicklung nachhaltigen Wissens und Fähigkeiten aussichtsreich und sinnvoll sein: Sie können nämlich dabei helfen, einen groben Rahmen für Lehr- und Lernsettings abzustecken, so Pätzold.

Erwachsenenbildung muss sich an neue Rahmenbedingungen anpassen

Neben der Integration von Nachhaltigkeit in die Lehrinhalte gehe es auch um die strukturelle Verankerung von Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung, so Pätzold. Denn Umweltveränderungen beeinflussen auch die organisatorischen Rahmenbedingungen: Regelmäßige Hitzewellen etwa verändern Kurszeiten und -orte. Auch die Mobilität der Teilnehmenden steht in direktem Zusammenhang mit Klimaschutzmaßnahmen. Und auch Organisationsstrukturen müssen sich anpassen, sei es durch nachhaltige Geschäftsprozesse oder Zertifizierungen für Umweltverantwortung.

Dieser Wandel verlaufe selten reibungslos, so Pätzold. Vielmehr gebe es ein Nebeneinander von unterschiedlichen Ansätzen, Herausforderungen und Widerständen.

Die Rolle von Dokumentarfilmen in der Nachhaltigkeitsbildung

Ein Beispiel für nachhaltige Bildungsangebote ist die Organisation „Filme für die Erde“. Dabei handelt es sich um ein gemeinnütziges Kompetenzzentrum für Umweltdokumentarfilme. Im Gespräch mit Education Permanente erklärt Kathrin Reimann, Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums, dass Dokumentarfilme als effektives Bildungsinstrument dienen können. Filme ermöglichen beispielsweise, komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen und Emotionen zu wecken, so Reimann. So können sie Lernprozesse und nachhaltiges Handeln anstoßen.

Außerdem betont Reimann, dass Katastrophenszenarien in Dokumentationen zwar die Dringlichkeit des Handelns verdeutlichen, zu viel Negativität aber lähmend wirken kann. Das Kompetenzzentrum setzt daher auf eine Mischung aus erschütternden Fakten und lösungsorientierten Perspektiven.

Reimann verweist auch auf verschiedene Studien zu Naturdokumentationen, die zeigen, dass diese das Umweltbewusstsein erhöhen und zu einer dauerhaften Verhaltensänderung beitragen können. So habe eine Studie ergeben, dass Menschen ihren Konsum bzw. Verzicht häufig mit Wissen aus Dokumentationen begründen und dass diese mit biografischen „Erweckungs-“ und Umbruchsmomenten in Verbindung gebracht werden.

Serie und Dossier zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Hochwasser, Waldbrände, Hungersnot – Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wettereignisse durch den Klimawandel. Bildung ist gefordert Aufklärungsarbeit zu leisten, Diskurse zu ermöglichen und „grüne“ Kompetenzen zu fördern. Wo setzt die Erwachsenenbildung an? In der Serie „Klima- und Umweltschutzbildung“ und dem Dossier „Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung“ widmen wir uns dieser Frage.

Weitere Informationen:

 

Creative Commons License Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

Verwandte Artikel