Einmal mitmischen bitte! – So erreicht man Erwachsene mit Demokratiebildung

Demokratie beginnt im Kleinen: Wie kann ich mich in der Gemeinde einbringen? Was macht eigentlich der oder die Bürgermeister*in? Und wofür setzt sich die Gemeindevertretung ein? Wenn es um Kommunalpolitik geht, sind oft viele Fragen offen. Das weiß Florian Juritsch, Bürgermeister der Gemeinde Unken im Land Salzburg. Er hat deshalb als erster mit seiner Gemeinde am Projekt „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk teilgenommen. Das Projekt begeistert Bürger*innen spielerisch für Demokratie und bringt ihnen politische Prozesse näher. Das Ergebnis? Eifriges Diskutieren, Mitmischen und Vorfreude auf das kommende Demokratie-Pubquiz.
Mit Gemeindevertreter*innen diskutieren und Ideen einbringen
Wie Demokratiebildung mit „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ funktionieren kann, zeigt sich am Beispiel der Gemeinde Unken. „Ich denke, es gibt keinen Bürgermeister, der noch keinen anonymen Drohbrief bekommen hat“, sagt Juritsch. „Der Bürgermeister kann und darf nicht über alles alleine entscheiden.“ Er möchte Bürger*innen einbinden und ihr Verständnis dafür fördern, wie Entscheidungen in einer Demokratie getroffen werden. Dafür hat er zu einem Bürgerforum eingeladen und einen Vortrag zur politischen Bildung mit Alexander Glas von der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk organisiert.
Am Tag des Bürgerforums Anfang Oktober stehen Themen-Tische im Gemeindesaal. Jede*r kann mit Gemeindevertreter*innen diskutieren und eigene Ideen einbringen, die bei künftigen Entscheidungen berücksichtigt werden sollen. Außerdem liegt ein großes Gemeinde-Puzzle auf, das zeigt, worum sich die Gemeinde kümmert. Im Anschluss hält Armin Mühlböck, Politikwissenschaftler der Universität Salzburg und Referent des Salzburger Bildungswerkes, den Vortrag „Politik hinter und vor der Haustür“. „Die Menschen schätzen vor allem die positive Atmosphäre“, erzählt Juritsch. „Bei einer klassischen Gemeindeveranstaltung hält der Bürgermeister oft einen frontalen Vortrag. Danach kommen Fragen und Meldungen aus dem Publikum, die nicht immer für alle relevant sind. Außerdem kommen nicht so viele Menschen zu Wort, denn nicht jeder will ein Statement vor einer großen Gruppe abgeben.“ Das Angebot „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ sieht er als große Unterstützung für Gemeinden und findet, dass jede Gemeinde dieses einmal durchgeführt haben sollte: „Das Projekt ist niederschwellig, kostet nichts, ist einfach zu organisieren und fördert das Verständnis der Menschen für Demokratie und die Freude am Mitwirken.“ Die Gemeinde will als Nächstes das Demokratie-Pubquiz aus dem Projekt veranstalten.
In der Ideenwerkstatt Projekte entwickeln und beim Gemeinde-Pubquiz miträtseln
„Das Projekt zielt vor allem darauf ab, Menschen Demokratieprozesse und kritisches Denken näher zu bringen“, erklärt Alexander Glas, Projektverantwortlicher in der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk. In vier Phasen lernen interessierte Erwachsene mehr über Politik von der kommunalen Ebene bis hin zur Landesebene:
In der ersten Phase kommt ein Politik-Experte in die Gemeinde. Dieser gibt Einblick in die Arbeit von gewählten Politiker*innen und in die Funktionsweise von Gemeindeinstitutionen.
In der zweiten Phase machen Bürger*innen einen Spaziergang durch die Gemeinde, bei dem sie in die Einrichtungen der Gemeinde hineinschauen dürfen. „Dabei gibt es oft viele Geschichten zu erzählen“, sagt Glas. Alternativ – wie im Fall der Gemeinde Unken – findet ein Pubquiz statt. „Wir stellen dann Fragen wie ‚Aus wie vielen Nationen kommen Menschen unserer Gemeinde?‘ oder – was ich ja besonders interessant finde, weil nicht sichtbar - ‚Wie viel kostet das Verlegen eines Kilometers Glasfaserkabel?‘ Viele staunen, wenn sie erfahren, dass dies bis zu 70.000 Euro kosten kann.“
In der dritten Phase bringen sich Bürger*innen in der Ideenwerkstatt „Schimpfen, Spinnen, Schaffen“ ein: „Ergebnis sollen einige Projekte sein, die dann mit Freiwilligen umgesetzt werden, dabei begleitet und fördert die Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk“, informiert Alexander Glas.
In der vierten Phase können Bürger*innen den Salzburger Landtag bei einer Führung mit Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf kennenlernen.
Wer kann beim Projekt mitmachen?
„Alle erwachsenen Gemeindebürger:innen sind zum Mitmachen eingeladen. Das Projekt Mitmischen muss aber über die Gemeindepolitik und Gemeindeverwaltung organisiert werden. Nur mit ihrer Unterstützung ist es durchführbar“, sagt Glas. Wer ähnliche Projekte in anderen Bundesländern plant, kann sich gerne an ihn wenden: „Wir haben lange an dem Projekt gearbeitet und freuen uns, unser Wissen weiterzugeben.“

Verwandte Artikel
Digital-Trainer-Ausbildung mit neuem KI-Schwerpunkt
Das Salzburger Bildungswerk bildet von April bis Juni Digital-Trainer*innen aus und setzt einen neuen Schwerpunkt auf die Vermittlung von Künstlicher Intelligenz an Ältere. Der Online-Infotermin findet am 24. März um 19.00 Uhr statt.OER für die Erwachsenenbildung – Teil 1: Grundlagen
Welche Materialien dürfen Erwachsenenbildner*innen frei nutzen – und wo lauern rechtliche Fallstricke? Das erste Video einer dreiteiligen Serie führt in offene Bildungsressourcen ein und zeigt, warum sie so wertvoll sind.Zeitschrift „Außerschulische Bildung“: EU und politische Bildung im Fokus
Wie steht es um Europas Zukunft nach der EU-Wahl? Die Beiträge der Zeitschrift beleuchten aktuelle Entwicklungen, theoretische Grundlagen und eine Online-Toolbox zur EU-Politik – mit Impulsen für die Erwachsenenbildung.Information zählt, Medienkompetenz umso mehr
Das Projekt „information matters“ möchte die digitalen Kompetenzen Erwachsener fördern. Ein Kurs für Trainer*innen soll helfen, entsprechende Fähigkeiten zu stärken und an Nutzer*innen zu vermitteln.Mit dem Anti-Bias-Ansatz gegen Diskriminierung
Diskriminierung und strukturelle Barrieren behindern ein solidarisches Miteinander. Ein Konzept aus der Elementarpädagogik eröffnet Wege für die politische Erwachsenenbildung, um eine demokratische Gesellschaft zu fördern.Demokratiebildung am Arbeitsplatz
Unternehmen, die Demokratiebildung für ihre Mitarbeitenden anbieten und Kompetenzen, die man sowohl für die Arbeit als auch für die Demokratie braucht: Darum geht es in einer Ausgabe der Zeitschrift weiter bilden.