Dem Fachkräftemangel mit der Validierung von Kompetenzen begegnen

17.05.2024, Text: Elke Schildberger, BILL - Institut für Bildungsentwicklung Linz und Andreas Schulte-Hemming, HeurekaNet e.V., Redaktion: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Gerade in der Pflege können Validierungsverfahren helfen, den Arbeitskräftemangel zu entschärfen. Darin waren sich die Teilnehmenden einer Veranstaltung zur Validierungspraxis in Deutschland und Österreich einig.
Fünf Personen auf dem Podium, eine Frau hält ein Mikrofon
Wie kann eine passgenaue Ansprache der einzelnen Zielgruppen von Validierungsverfahren gelingen? Diese Frage beschäftigte Referen*innen und Teilnehmende der Tagung.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Tina Rapp, https://www.heurekanet.de

Gerade in der Pflege biete die Validierung von Berufserfahrung Chancen. Damit Validierung aber erfolgreich ist, müsse es gelingen, verschiedene Zielgruppen über unterschiedliche Kanäle dafür zu gewinnen. Das war ein Ergebnis der Fachtagung im Rahmen des Erasmus+ Projekts „DEValAT - Austausch und Vernetzung zur Validierungspraxis in Deutschland und Österreich“. Die Tagung fand Ende Februar 2024 in München zum Thema „Verstetigung von Validierungsverfahren: Rechtlich verankert – Und nun? Perspektiven der Validierung im deutschsprachigen Raum“ statt. Rund 70 Personen nahmen an der Hybrid-Veranstaltung online und vor Ort teil.

Verschiedene Zielgruppen für Validierung gewinnen

Am ersten Tag standen Fragen zur konkreten Umsetzung von Validierungsverfahren im Mittelpunkt. Fragen wie „Wie können geeignete Finanzierungsmodelle für ein zukünftiges Validierungsverfahren aussehen?“ oder „Wie kann eine passgenaue Ansprache der einzelnen Zielgruppen von Validierungsverfahren gelingen?“ beschäftigten die Teilnehmenden.

Auf die letztgenannte Frage lieferte die Veranstaltung eine zentrale Erkenntnis: Persönliche Empfehlungen und das Sichtbarmachen positiver Einzelfälle können sehr hilfreich sein, um neue Interessent*innen für Validierung zu gewinnen. Besonders gut gelingt z.B. die Weitergabe von Informationen innerhalb des jeweiligen Bekanntenkreises einer Zielgruppe, z.B. "von der Tochter zur Mutter zur Tante". Gleichzeitig waren sich die Teilnehmenden der Veranstaltung einig, dass unterschiedliche Zielgruppen unterschiedliche Ansprachen benötigen. Daher seien auch verschiedene Kommunikationskanäle wie Zeitungsanzeigen, E-Mail-Verteiler und Informationen über Beratungsstellen und Arbeitsagenturen notwendig.

Fachkräftemangel in der Pflege mit Validierung entschärfen

Am zweiten Tag drehte sich bei der Tagung alles um die Frage „Etablierung von Validierungsverfahren in der Pflege - ein Sonderfall?“.

Den Auftakt bildete die Keynote von Martin Noack von der Bertelsmann Stiftung zum Thema „Unterqualifizierung und Fachkräftemangel in der Pflege - Welche Wege des beruflichen Aufstiegs stehen den sogenannten Ungelernten/Hilfskräften in der Pflege offen?“ Noack wies auf die Kluft zwischen dem Bedarf an Fachkräften, insbesondere in der Altenpflege, und der tatsächlichen Verfügbarkeit von Pflegekräften hin. Dabei betonte er nicht nur den aktuellen Mangel an Fachkräften, sondern auch an Pflegehelfer*innen und -assistent*innen, obwohl es viele Personen mit Berufserfahrung gebe, denen nur der entsprechende formale Abschluss fehle.

Von anderen Ländern lernen

Anschließend gab Marcus Flachmeyer von Heurekanet Einblick, wie die Validierung in der Pflege derzeit im europäischen Ausland (DE, AT, CH, FR, NL) umgesetzt wird.

Er betonte, dass Erfahrungen aus den verschiedenen Ländern aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen nicht direkt übertragbar sind, dass es aber dennoch wertvolle Ansätze gibt, die adaptiert werden können. Zum Beispiel können in der Schweiz die Berufsabschlüsse „Fachfrau/mann Gesundheit“ bzw. „Fachfrau/mann Betreuung“ im Rahmen von Validierungsverfahren erworben werden.

In den anschließenden Diskussionen waren sich die Teilnehmer*innen einig, dass die bestehenden Ausbildungsgänge allein nicht ausreichen werden, um den Bedarf an Fachkräften in der Pflege zu decken. Zudem identifizierten die Teilnehmer*innen die Personen, die trotz Berufserfahrung keine formale Ausbildung absolviert haben, als besonderes Arbeitskräftepotenzial, bei dem Validierung eine wichtige Rolle spielt.

Ausgangspunkt der Tagung: Gesetzliche Verankerung von Validierung in Deutschland

Ausgangspunkt der Fachtagung war die für Deutschland geplante rechtliche Verankerung von Validierungsverfahren im Berufsbildungsgesetz. Die Eckpunkte des Gesetzesentwurfes stellte Christoph Acker vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in seiner Eröffnungsrede vor.

Der Entwurf des Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetzes (BVaDiG) sieht für Personen ohne Berufsabschluss einen Anspruch auf Feststellung und Bescheinigung der individuellen beruflichen Handlungsfähigkeit vor und soll zum 1. Jänner 2025 in Kraft treten.

Tagungsdokumentation online verfügbar

Eine detaillierte Dokumentation der Tagung mit allen Präsentationen, gibt es auf der Website von Heurekanet (PDF).

Das Erasmus+ Projekt „DEValAT“ , in dessen Rahmen die Veranstaltung stattgefunden hat, verbindet Einrichtungen aus Deutschland und Österreich, die ihre Erfahrungen zur Validierungspraxis teilen und bündeln, um neue Impulse im Feld der Validierung zu setzen.

 

Über die Autorin bzw. den Autor: Elke Schildberger ist Projektverantwortliche für das Projekt DEValAT bei BILL -Institut für Bildungsentwicklung Linz. Andreas Schulte-Hemming ist Mitglied des Vorstands von HeurekaNet e.V. Beide Einrichtungen beschäftigen sich seit vielen Jahren schwerpunktmäßig mit dem Thema Validierung.

Weitere Informationen:

 

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