Bildungshäuser der Zukunft – Perspektivenbroschüre veröffentlicht

15.12.2022, Text: Bianca Baumgartner, Gaby Filzmoser, Peter Jungmeier, Redaktion: Bianca Baumgartner, ARGE Bildungshäuser Österreich
Wie kann das Bildungshaus der Zukunft aussehen? Dieser Frage ging die ARGE BHÖ in einem Erasmus+ Projekt auf den Grund.
Frisch gedruckt: Die Perspektivenbroschüre "Bildungshäuser der Zukunft"
Foto: CC BY, Bianca Baumgartner, Perspektivenbroschüre, auf erwachsenenbildung.at
"Bildungshäuser der Zukunft – Bedürfnisorientierte Lernraumkonzepte in der Erwachsenenbildung", diesen Namen trug jenes Erasmus+ Projekt, das die ARGE Bildungshäuser Österreich gemeinsam mit vier weiteren Einrichtungen aus Österreich und Deutschland kürzlich abschloss. Die Ergebnisse daraus wurden nun in einer "Perspektivenbroschüre" online sowie in limitierter gedruckter Auflage veröffentlicht.


Worum geht’s? Das Projekt kurz erklärt

Gaby Filzmoser, Geschäftsführerin der ARGE Bildungshäuser Österreich (ARGE BHÖ), beschäftigt sich schon seit längerem damit, wie Bildungshäuser in Zukunft aussehen können, wollen, sollen oder gar müssen. Ein Erasmusprojekt erschien ihr schließlich als optimales Format, um tiefer in das Thema einzutauchen. Neue Lernorte wie "Dritte Orte", Coworking- und Makerspaces, FabLabs oder Repariercafes sind Ausdruck einer zeitgemäßen "Bildungsfreiheit". Hauptziel des Projektes sollte daher die Analyse dieser modernen Lernraumkonzepte sein. Es galt herauszufinden, welche möglichen Entwicklungspotentiale für die Erwachsenenbildung – insbesondere für Bildungshäuser im deutschsprachigen Raum – im Verborgenen lagen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollten schließlich in einer Perspektivenbroschüre veröffentlicht werden, um so einen Impuls für die zukunftsfähige Weiterentwicklung von Bildungshäusern zu setzen. "Bildungshäuser stehen vor der Herausforderung, über ihre Identität und Daseinsberechtigung als Bildungshaus nachzudenken. Sie bezeichnen sich selbst als Orte der Begegnung und des Austausches und sind gefordert ihre Strukturen und Konzepte zu erneuern, damit sie es auch in Zukunft bleiben. Die Entwicklung bedürfnisorientierter Lernraumkonzepte ist hierbei richtungsweisend", erklärt Gaby Filzmoser.

Projektpartner*innen aus Deutschland und Österreich an Board

Als "Lead Partner" und Initiatorin zeichnete sich die ARGE Bildungshäuser Österreich hauptverantwortlich für das Projekt. Dank des gelebten Netzwerkgedankens der ARGE BHÖ waren Partner*innen schnell gefunden: Die Katholische LandvolkHochschule Oesede (D), die Landvolkshochschule Freckenhorst (D), die Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee (D) sowie die SPES Zukunftsakademie (A) boten ihre Unterstützung an. Auch das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) stellte personelle Ressourcen zur Verfügung.

Horizonterweiterung dank Exkursionen und Recherchen

In vier Projekttreffen wurden bereits realisierte innovative Projekte recherchiert, analysiert und Ideen entwickelt, wie diese in die Bildungshäuser bzw. in die Erwachsenenbildung transferiert werden können. Im Rahmen von Exkursionen wurden gezielt Organisationen und Orte besucht, die nicht immer mit klassischer Erwachsenenbildung in Verbindung gebracht werden: Das Spektrum reichte vom Coworking Space, bis zum Industrieunternehmen; von der Fachhochschule bis zum Makerspace. Schnell stellte die Projektgruppe fest: "Auch unsere Häuser bieten schon so manches gute Beispiel für neue Lernraumkonzepte an!". Diese sollten in der Perspektivenbroschüre ebenfalls berücksichtigt werden. 

 

Natürlich durfte auch der theoretische Aspekt des Themas nicht vernachlässigt werden: Um den Ist-Zustand in den Bildungshäusern bezüglich der Rahmenbedingungen und Herausforderungen neuer Lernraumkonzepte zu erfassen, wurde eine Zielgruppenbefragung von 15 Bildungshausleiter*innen in Österreich und Deutschland durchgeführt.

Highlight des Projektes: Das etwas andere Multiplier Event

Inspiriert, beeindruckt, begeistert, überrascht und motiviert von den vielen Eindrücken der Exkursionen und Recherchen, wurde dem Projektteam nach und nach klar, dass man nicht Wasser predigen und Wein trinken konnte. Das ursprünglich für das Multiplier Event geplante klassische Präsentationsformat, mit Vortragenden einerseits und Zuhörenden andererseits, wurde kurzerhand über Board geworfen. Um auch nur einen Bruchteil der gesammelten Erfahrungen für Außenstehende greifbar zu machen, brauchte es Erlebniswelten. Diese wurden am 6. und 7. Juli 2022 schließlich in Form einer Innovationswerkstatt im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten geschaffen. An der zweitägigen Hybridveranstaltung nahmen knapp 50 Personen aus deutschen und österreichischen Bildungseinrichtungen teil. In einem sehr offenen Format haben sie sich Gedanken über die Zukunft der Bildungshäuser gemacht.

 

Der erste Tag war als Barcamp (= ein offenes Diskussionsformat) gestaltet. In sechs Sessions wurden essenzielle Fragen aufgeworfen und meist auch beantwortet. Es wurden Erfahrungen ausgetauscht und erste Ideen gewälzt.

 

Der zweite Tag stand zum Ausprobieren zur Verfügung und um gemeinsam Politprojekte zu kreieren. Fünf Bereiche hatten sich zuvor als Hauptthemen herauskristallisiert: Das Bildungshaus der Zukunft, das zukünftige pädagogische Programm, die Lernräume der Zukunft, der Empfangsbereich und die Gastronomie (Küche und Service). Dazu ging es in Gruppenarbeiten an den Bau von Prototypen zu zukunftsfähigen Ideen: Lego, Spielfiguren, Papier, Sticker, Bauklötze, Möbel ­– verwendet werden durfte, was nicht niet- und nagelfest war, um die kreativen Lösungen sozusagen im Miniaturformat sofort in die Praxis umzusetzen. Experten und Expertinnen aus den Bereichen Architektur, PR, Design Thinking, E-Learning, Kartonmöbelgestaltung und innovatives Lernen standen als Impulsgeber*innen und Sparringpartner*innen zur Verfügung. Da Bilder mehr sagen als tausend Worten, wurden die Ergebnisse nicht nur schriftlich in der Perspektivenbroschüre festgehalten, sondern auch in einer Videodoku zusammengefasst.

Publikation zum Projekt: die Perspektivenbroschüre

Von der Vorstellung von Best-Practices, den Ergebnissen der Zielgruppenbefragung, den Erfolgsfaktoren der Exkursionsziele, der Innovationswerkstatt, vielfältigen Impressionen bis hin zu Theorie und Geschichte spannt die Perspektivenbroschüren einen weiten, aber übersichtlichen Bogen über das Thema der neuen Lernraumkonzepte. Sie soll als Impuls dienen. Das Projektteam möchte nicht nur Ideen aufzeigen, sondern Einrichtungen der Erwachsenenbildung dazu anregen, sich selbst auf die Suche nach "anderen" Lernräumen und -möglichkeiten für ihre Organisation zu begeben, den bereits vorhandenen Wissens- und Erfahrungsfundus zu nutzen und Neues zu erschließen.

 

Wer sich inspirieren lassen möchte, wie das Bildungshaus der Zukunft aussehen könnte, der*die kann in der Online-Version im umstehenden Link schmökern. Ganz nach dem Motto von ARGE BHÖ Vorsitzenden Erich Wagner-Walser: "Sehen, probieren und wählen Sie selbst!".

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