Abschlussprüfungen erwachsenengerecht gestalten
Neue Abschlussprüfung orientiert sich an Führungspraxis
Mit dem neuen wba-Diplom "Diplomierte:r Erwachsenenbildner:in", das im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) auf Stufe 6 eingeordnet ist, zeigen Absolvent:innen, dass sie über umfassende Fach- und Methodenkompetenz in ihrem Tätigkeitsfeld in der Erwachsenenbildung (Lehren/Gruppenleitung/Training, Bildungsmanagement, Beratung oder Bibliothekswesen) verfügen und zudem Leitungs- und Führungserfahrung gesammelt haben. Über das Führen von Teams, Mitarbeiter:innen oder Projekten hinaus kann das die strategische Entwicklung von Bildungseinrichtungen, die Weiterentwicklung der eigenen Berufsgruppe oder des eigenen Angebots umfassen. Diese stärkere Orientierung an der tatsächlichen Praxis der wba-Diplomand:innen spiegelt sich auch im Prüfungsformat wider.
Während bisher ein "Kolloquium" als Abschlussprüfung vorgesehen war, in dem Kandidat:innen ihre Diplomarbeit vorstellten und diskutierten, steht im neuen Format des "Fachgesprächs" die Leitungs- und Führungserfahrung im Fokus. Kandidat:innen beschreiben ihre Leitungs- und Führungspraxis zunächst schriftlich und diskutieren diese dann im Fachgespräch mit Fachexpert:innen aus dem Feld der Erwachsenenbildung. Im Sinne des NQR wird damit eine Überprüfung der für die NQR-Stufe 6 relevanten Deskriptoren gewährleistet.
Seit Anfang 2022 ist ein Abschluss des wba-Diploms im neuen Format möglich. Gleichzeitig können Kandidat:innen in einer Übergangszeit noch nach den alten Kriterien mit Kolloquium ihren Abschluss machen (allerdings ohne NQR-Einstufung). Im Laufe des Jahres haben insgesamt elf Kandidat:innen wba-Diplome erhalten. Sie nahmen entweder am neuen Fachgespräch oder am bisherigen Kolloquium teil.
In beiden Fällen handelt es sich um ein mündliches Gespräch mit einer dreiköpfigen Kommission. Statt der früher präsentierten Diplomarbeit, die auf einen Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Theorie und eigener erwachsenenbildnerischer Praxis abzielte, steht nun die reflektierte Darstellung der beruflichen Praxis im Mittelpunkt. Das Fachgespräch wird von Fachexpert:innen geführt, die langjährige Führungskräfte aus Dachverbänden der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) sind. Allein die neue Benennung soll zeigen, dass es sich um ein Gespräch auf Augenhöhe und keine hierarchische Prüfungssituation handelt.
Wertschätzung bleibt wichtigstes Kriterium
Die Erfahrung mit dem neuen Format war von allen Seiten durchwegs positiv. "Wertschätzung ist für uns Fachexpert:innen eine wesentliche Richtschnur im Gespräch", erklärt Gerhard Bisovsky, ehemaliger Generalsekretär des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen und einer der Fachexpert:innen.
Doch auch die Absolvent:innen erlebten das Fachgespräch als inspirierend und produktiv und beschrieben die Haltung der Fachexpert:innen als zugewandt, interessiert und fördernd. Die beiden wba-Absolvent:innen Martina Permoser-Wohletz und Latica Maric-Feist waren sich darin einig, dass es mehr "derartiger (Lern-)Erfahrungen im Leben" brauche. Sie profitierten von der Vielfalt der Themen und Einblicke in das Praxisfeld anderer Diplomand:innen.
Mehr Klarheit für die Professionalisierung des Berufsfeldes
Mit dem neuen wba-Diplom und seinem erwachsenengerechten Fachgespräch gelingt es, eine berufliche Qualifikation in der Erwachsenenbildung neu zu positionieren. Das wba-Diplom befindet sich im NQR auf der gleichen Stufe wie der Bachelor im Hochschulbereich oder der Ingenieur und Meister in der Berufsbildung. Absolvent:innen zeigen, dass sie in der Lage sind, Leitungs- und Führungserfahrung in der Erwachsenenbildung eigenverantwortlich zu übernehmen.
Die neue Ausrichtung des wba-Diploms erlaubt eine klarere Abgrenzung vom wba-Zertifikat "Zertifizierte Erwachsenenbildner:in", eingestuft auf NQR-Niveau 5, das eine breite Grundqualifikation für alle in der Erwachsenenbildung Tätigen und eine Eingangsvoraussetzung für das Diplom darstellt. Die nun für das wba-Diplom nachzuweisende Praxis unterscheidet sich nicht mehr nur quantitativ von der des Zertifikats, sondern auch qualitativ im Sinne des "Senior- oder Expert:innentums" der beruflichen Handlungsfähigkeit. Diese geht immer auch mit einer erweiterten Verantwortung und Eigenständigkeit einher.
Kompetenz braucht Anerkennung
Die Beweggründe, ein wba-Diplom zu absolvieren, sind unterschiedlicher Art. Absolventin Christine Sablatnig berichtet, dass es ihr schlussendlich während des Fachgesprächs "weniger um das Erlangen eines Nachweises", als vielmehr darum ging, etwas "für sich zu tun". Das Durchlaufen des Verfahrens führt zudem zu einer Erweiterung des Selbstverständnisses als Erwachsenenbildner:in und der eigenen Handlungskompetenz. Dies hat vor allem mit der pädagogischen Haltung aller am Anerkennungsprozess Beteiligten zu tun, einer Haltung, die sich durch das gesamte Verfahren zieht. Damit wird gewährleistet, dass Kandidat:innen mit ihren professionellen Lern- und Erfahrungsprozessen (gerade beim neuen wba-Diplom) im Zentrum stehen. Fest steht: das wba-Diplom leistet weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung des Berufsfeldes der Erwachsenenbildung.
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