Digitale Tools in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit
Im Jahr 2018 hat Daniela Schratter, Mitarbeiterin der REFAK, den #dido im Rahmen ihrer Masterarbeit evaluiert. Es wurde eine Methodentrilogie angewendet, die neben einer Online-Umfrage von REFAK BlogleserInnen auch die Teilnahme am REFAK Seminar "Lernen 4.0 - Digitale Tools in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit" sowie eine Literaturrecherche umfasste. Bei der Umfrage wurde der Fokus auf die individuelle Einschätzung der Tools sowie der tatsächlichen Anwendung der #dido Methoden in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit gelegt. Dabei haben sich zwei Hauptergebnisse herauskristallisiert. Die REFAK leitet daraus Empfehlungen ab.
Die Suche nach den Hürden
Bei der Erstellung der Online-Umfrage wurden Aspekte, die laut der REFAK einen möglichen Einfluss auf den Einsatz der im #dido vorgestellten Tools haben könnten, berücksichtigt. Diese Aspekte sind unter anderem das Leseverhalten der BlogleserInnen (Annahme: Wenn eine Person keine #dido Methoden liest, wendet sie diese auch nicht an), die vorhandenen Ressourcen für den Einsatz von digitalen Tools und das private Nutzungsverhalten von digitalen Medien. Diese möglichen Faktoren scheinen jedoch keinen Einfluss auf den geringen Einsatz eben dieser Methoden zu haben, denn beispielsweise knapp 83% der Befragten verfügen über die notwendigen Ressourcen, um digitale Tools und Medien optimal einsetzen zu können. Aufgrund dieser Datenlage lässt sich keiner dieser Hindernisgründe für den Einsatz von digitalen Tools belegen.
Blickt man nun auf die evaluierten Aspekte von 2018 sowie auf die Rückmeldungen von TrainerInnen und SeminarteilnehmerInnen während der Pandemie, so lassen sich zwei Hürden seitens der REFAK definieren. Einerseits sind es fehlende Soft- und Hardware im privaten Bereich (beispielsweise kein Laptop oder ein zu langsames Internet) und andererseits die Angst vor dem Scheitern beim Umgang mit den Tools. Diese negativen Faktoren werden aber zumeist von der Freude an Neuem und dessen Möglichkeiten überwogen.
Digitale Tools zur Aktivierung nutzen
Grundsätzlich werden digitale Tools und Methoden laut den Befragten der Online-Umfrage von ihren SeminarteilnehmerInnen gut angenommen, wobei dabei die Aspekte des Ausprobierens von Neuem, die Auflockerung der Lehreinheit sowie die aktive Mitarbeit geschätzt werden. Ebenso kann der Lernraum je nach Tool und Methode ergänzt und erweitert werden, sei es durch die ortsunabhängige und dennoch gemeinsame Bearbeitung eines Dokuments oder durch das spielerische Abfragen von Meinungen und Erlerntem. Letzteres hat jedoch bei den Befragten keine hohe Priorität erhalten. Des Weiteren wird auch die Aktivierung von Kursteilnehmenden von den Befragten sehr geschätzt. Dem Ergebnis folgend empfiehlt die REFAK den Einsatz eines Aktivierungselements, wenn die Aufmerksamkeit sinkt, beispielsweise nach der Mittagspause, oder zur Auflockerung des Seminarinhaltes.
Die Hemmschwelle beim Einsatz von digitalen Tools
Potenzielle Verweigerungsgründe für den Einsatz digitaler Tools in Lehr-/Lernsettings bei TrainerInnen sind laut der Online-Befragung mangelnde Zeitressourcen, zu geringes technisches Wissen oder eine unpassende Zielgruppe. Bei der Seminarplanung empfahl schon Marc Prensky (2001) stets die Zielgruppe im Fokus zu haben: Habe ich es mit Digital Natives (Personen, die nach 1990 geboren wurden) oder mit Digital Immigrants (Personen, die vor 1990 geboren wurden) zu tun? Laut Prensky ist zu beachten, dass Digital Immigrants eventuell eine größere Unterstützung bei der Benützung von digitalen Tools benötigen als Digital Natives, da diese nicht mit digitalen Medien aufgewachsen sind. Bei Digital Natives hingegen könne es zur Übersättigung und Langeweile kommen. Seit Beginn der Covid-19 Pandemie ergibt sich seitens der REFAK die Einschätzung, dass für Lehrende sowie Lernende nicht ein höheres Alter ein Hinderungsgrund ist, sondern intrinsische sowie extrinsische Motivationsgründe eine Rolle spielen. Jedenfalls empfiehlt die REFAK ihren TrainerInnen in Präsenztrainings niederschwellige digitale Tools einzubauen, um so skeptischen SeminarteilnehmerInnen die Vor- und Nachteile anregend aufzeigen zu können.
Die Einbindung von digitalen Medien und Methoden in der Bildungsarbeit setzt laut der Online-Umfrage einerseits nicht nur die Offenheit für Neues von Lehrenden und Lernenden voraus, sondern ebenso ein bestimmtes Grundwissen über digitale Technologien und eine ausreichende Medienkompetenz der TrainerInnen.
Im Rahmen der REFAK wird empfohlen, dass Lehrende beim Einsatz von digitalen Tools und Medien zumindest so viel technisches Know-How besitzen sollten, dass sie bei grundlegenden Fragen und möglichen Hürden bei der Nutzung kompetent reagieren können. Mögliche Fragen der TeilnehmerInnen betreffen den TrainerInnen zufolge unter anderem häufig die Handhabung von Apps an sich oder die Problemlösung bei der Handhabung. VÖGB und AK Wien stellen seit November 2020 bei Online-Seminaren, einen technischen Support zur Verfügung, um einen reibungslosen Onboarding-Prozess sicherzustellen. Das soll einerseits den SeminarteilnehmerInnen den Einstieg erleichtern, andererseits können TrainerInnen sich auf ihre Seminarinhalte konzentrieren, weil sie nicht zusätzlich selbst den technischen Support übernehmen müssen.
Best of #dido Tools
Im Zuge der Evaluierung wurde abgefragt, in welchen unterschiedlichen Phasen eines Trainings, Workshops, Lehrganges etc. die im #dido vorgestellten Tools und Methoden eingesetzt werden. Dabei wurde zusätzlich erfragt, welche #dido Tools und Methoden in der Praxis tatsächlich gut ankommen und in welchem Bereich sie eingesetzt werden.
Hier eine kleine Auswahl der beliebtesten #dido Methoden (Stand 2018):
- Kahoot: Das digitale Quiztool wird häufig für Evaluierungen vor, während oder nach dem Seminar angewendet.
- Etherpad: Der webbasierte Texteditor wird signifikant häufig für Evaluierungen eingesetzt, wobei er auch für Einstiege, zur Auflockerung der Einheit und zur Festigung des Lerninhaltes verwendet werden kann.
- Padlet: Die digitale Pinnwand wird am häufigsten als Einstieg oder Auflockerung einer Seminareinheit angewendet.
- SmartStart und Ten Pictures a Day: Diese beiden Methoden werden meist zur Festigung des Seminarinhalts sowie beim Seminarabschluss angewendet.
Fast 42% der Befragten sehen die Bekanntgabe von Personendaten bei digitalen Tools negativ
Jedes digitale Tool arbeitet mit Daten. Dies ist ebenso bei der Online-Umfrage aufgekommen, denn laut den Befragten sind negative Aspekte von digitalen Tools beispielsweise die Bekanntgabe von Personendaten (41,7%), das Mitbringen der eigenen Geräte (22,2%) oder der hohe Speicherplatzverbrauch bei Installation von verschiedenen Programmen (13,9%).
Deshalb empfiehlt die REFAK ihren TrainerInnen, bei der Bildungsarbeit auf Datensicherheit und Datenspeicherung zu achten. Bereits vorab sollten seitens der TrainerInnen oder der Bildungsverantwortlichen die Informationen eingeholt werden, wo und wie lange die bekanntgegebenen Daten gespeichert werden und wer Zugang zu diesen hat. Diese Informationen sollten im Idealfall bei der Aufgabenstellung bereits erläutert werden. Ebenso wird empfohlen, stets einen Plan B bei Verweigerung von Tools parat zu haben.
Um die Problematik eines zu geringen Speicherplatzes bei mitgebrachten Geräten zu vermeiden, empfiehlt es sich, bei der Auswahl von digitalen Tools darauf zu achten, dass sie auch als Web-Applikation verfügbar sind. Weiters sollten die ausgewählten Tools und Apps sowohl auf Android- als auch auf IOS-Geräten funktionieren, um so eine Teilnahme aller TeilnehmerInnen zu ermöglichen.
- Schratter, Daniela (2018): Aus der Praxis – für die Praxis. Eine Evaluierung der Blogreihe "Digitaler Donnerstag" der ReferentInnen Akademie
- #dido_2: Schnelle Aktivierer mit dem Smartphone
- #dido_13: Digitale Umfragen in der Weiterbildung
- #dido_17: Tooltipp Padlet: Die digitale Pinnwand
- #dido_23: Mit dem Etherpad kollaborativ arbeiten
- Prensky, Marc (2001): Digital Natives, Digital Immigrants
- Zur #dido Reihe
- ReferentInnen Akademie
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