Community Education für mehr Klimaschutz?

16.12.2020, Text: Doris Rottermanner, Kärntner Bildungswerk/Ring ÖBW
Wie ein Erasmus+ Projekt zum Klima- und Umweltschutz beitragen und zivilgesellschaftliches Engagement aktivieren will.
Auch kleine Schritte im eigenen Lebensumfeld leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Ein Erasmus+ Projekt setzt auf die Aktivierung zivilgesellschaftlichen Engagements durch Community Education.
Grafik: Pixabay Lizenz, Bild von Colin Behrens auf Pixabay., https://pixabay.com
Gemeinwesenorientierte Bildungsarbeit funktioniert am besten mit Themen, die in direktem Zusammenhang mit dem Alltag, der Lebenssituation und den persönlichen Interessenslagen von BürgerInnen stehen. Auswirkungen des Klimawandels breiten sich zunehmend auf Bereiche des täglichen Lebens in ländlichen und städtischen Gebieten aus. Erkennen Menschen Zusammenhänge zwischen Klimawandel und dem eigenen Lebensalltag, kann Community Education beim Aktivieren von zivilgesellschaftlichem Engagement erfolgreich sein. Dieser Annahme folgt zumindest das Projekt "Community Education in the field of environmental and climate protection as potential for civil society engagement". Es hat zum Ziel, Komponenten für erfolgreiche gemeinwesenorientierte Bildungsarbeit im Bereich Umwelt- und Klimaschutz zu identifizieren.

Community Education und Klimaschutz

Community Education ist Lernen durch Beteiligung an der Gestaltung des Gemeinschaftslebens und somit des eigenen (sozialen) Lebensumfeldes. Die Aufgabe der Erwachsenenbildung besteht darin, Rahmenbedingungen für gemeinsames Handeln der BürgerInnen zu schaffen, gemeinwesenorientierte Lernangebote zu offerieren und lokale und regionale Gruppen und Organisationen, die zur Bewältigung aktueller Herausforderungen beitragen können, zu vernetzen sowie alle Beteiligten beim Gestaltungsprozess ihres Lebensraumes zu begleiten (vgl. Ring Österreichischer Bildungswerke).

 

Die Herausforderung besteht darin, Themen und Anliegen der BürgerInnen aufzuspüren, die nahe an den persönlichen Lebensmotiven liegen. Nur so können diese zur Mitgestaltung motiviert und aktiviert werden. Die im September von "Mutter Erde" und "Global 2000" veröffentlichte erste österreichische Sinus-Mileu-Studie zur Klimakrise zeigt, dass Klimaschutz ein solches Thema sein kann. Der Studie nach interessieren sich 79 % sehr oder eher für Klimaschutz. Sogar 87 % der Befragten stimmen der Aussage sehr oder eher zu, jede und jeder Einzelne könne aktiv etwas zum Klimaschutz beitragen, jedoch fühlen sich nur 55 % sehr oder eher gut über das Thema Klimawandel und Maßnahmen dagegen informiert - und genau hier liegt das Potential für die Erwachsenenbildung.

 

Klimawandel ist freilich kein gemeinwesenspezifisches oder individuelles Thema und ist als globales Problem nur im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Individuum zu bewältigen. Gerade aber bei Herausforderungen hoher Komplexität, die der Klimawandel zweifelsohne aufweist, verfallen Menschen oft in einen Zustand der Ohnmacht, resignieren und hoffen darauf, die "big player" – eben Politik und Wirtschaft – würden das Problem lösen. Umso wichtiger ist es, diesem Gefühl der Machtlosigkeit entgegenzuwirken, Strategien zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln und die BürgerInnen zu ermutigen, gemeinsam an nachhaltigen Lösungen und Handlungsmöglichkeiten zu arbeiten, um ihre eigene Lebensqualität zu erhalten. Erwachsenenbildungseinrichtungen können genau hier ansetzen und Angebote setzen, die zur Bewusstseinsbildung der BürgerInnen anregen und sie begleiten, im eigenen Lebensumfeld aktiv den Herausforderungen entgegenzutreten.

Ein Projekt – Drei Länder

Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt "Community Education im Bereich des Umwelt- und Klimaschutz als Potential für zivilgesellschaftliches Engagement" (Im Original: "Community Education in the field of environmental and climate protection as potential for civil society engagement") konzipiert. Seit November 2020 arbeiten die internationalen Projektpartner aus Österreich, Griechenland und Rumänien gemeinsam daran, Prozesse und Methoden der Community Education zu sammeln, zu evaluieren und für Themen des Klimaschutzes aufzubereiten. Gefördert und kofinanziert wird das Projekt durch das Erasmus+ Bildung Programm der Europäischen Union.

 

Die Erfahrungen der Projektpartner mit Prozessen der Community Education in verschiedenen Bereichen der Erwachsenenbildung werden genutzt, um voneinander zu lernen und Komponenten für erfolgreiche Community-Education-Prozesse im Bereich Umwelt- und Klimaschutz zu identifizieren. Die Präsentation der Projektergebnisse ist für Ende Oktober 2022 in einer Online-Konferenz geplant. Bis dahin erfolgt schrittweise die Sammlung von Prozessen und Methoden der Community Education, die Definition von Kriterien für gute Praxis, die Auswahl und Anpassung von Prozessen und Methoden der Community Education sowie abschließend die Erstellung von Leitlinien guter Praxis. Diese werden Komponenten für erfolgreiche Community Education im Bereich Umwelt- und Klimaschutz enthalten und sollen konkrete Handlungsunterstützung für Institutionen sein, die BürgerInnen zur Mitgestaltung des eigenen Lebensraums aktivieren möchten. Länderspezifische Rahmenbedingungen in Bezug auf unterschiedliche räumliche, kulturelle, gesellschaftliche und soziale Gegebenheiten finden bei der Aufarbeitung besondere Berücksichtigung.

(Re)Aktivierung des Ehrenamts durch klimaschutzbezogene Community Education

Die Hoffnung des Projekts liegt unter anderem darin, dass von der Aktivierung des zivilgesellschaftlichen Engagements über Themen des Umwelt- und Klimaschutzes, auch weitere Bereiche in der gemeinwesenorientierten Erwachsenenbildung profitieren. Gerade in Zeiten der aktuellen Pandemie waren ehrenamtliche Tätigkeiten im Sinne der Gemeinwesenorientierung nur in eingeschränkter Form möglich. Das Engagement ging 2020 zwangsläufig zurück und vor allem die ehrenamtliche Erwachsenenbildung steht in den nächsten Jahren vor der Herausforderung, dieses wieder zu reaktiveren. Mit neuen Themen und Ansätzen und dem Fokus auf kollektiv und subjektiv sinnvolle Themen – wie eben Klimaschutz – soll die Motivation zur Mitgestaltung neu entfacht werden.

 

Das Interesse an Bildungsangeboten rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kärntner Bildungswerk ist jedenfalls gegeben, wie vergangene Veranstaltungen zeigen. Inwieweit das Projekt "Community Education in the field of environmental and climate protection as potential for civil society engagement" einen Beitrag zur (Re)Aktivierung des zivilgesellschaftlichen Engagements und Ehrenamts leisten kann, wird sich zeigen. Ziel ist jedenfalls, konkrete Handlungsunterstützungen zu erarbeiten, die sich sowohl den Herausforderungen des Klimawandels, als auch der Aufrechterhaltung und Aktivierung des zivilgesellschaftlichen Engagements annehmen.

Fakten zum Projekt

Weitere Informationen:

 

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

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