31% arbeiten nach dem Fachkräftestipendium in einem Mangelberuf

27.08.2020, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Und immer weniger Personen mit maximal Pflichtschulabschluss nehmen das Stipendium in Anspruch. Das zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag des AMS.
Das Fachkräftestipendium dient dazu, Fachkräfte in Berufen auszubilden, in denen Arbeitskräfte fehlen.
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Das Fachkräftestipendium kann von gering- und mittelqualifizierten ArbeitnehmerInnen und Arbeitssuchenden beansprucht werden, um sich zu Fachkräften in Berufen ausbilden zu lassen, in denen Arbeitskräfte fehlen – oft bezeichnet als "Mangelberufe". Ziele des Fachkräftestipendiums sind vor allem das Erlangen von Lehrabschlüssen, von berufsqualifizierenden Schulabschlüssen (BMS, BHS) oder von Ergänzungsqualifikationen in den Mangelberufen. Dazu absolvieren die TeilnehmerInnen im Zuge des Stipendiums bestimmte Ausbildungen, um sich für diese Berufe zu qualifizieren.

 

Im Auftrag der Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation des AMS Österreich hat das Institut L&R Sozialforschung eine Evaluation des Fachkräftestipendiums durchgeführt und verschiedene Aspekte im Jahresvergleich untersucht. Dazu hat das Institut u.a. AMS-interne Auswertungen herangezogen sowie eine Befragung mit TeilnehmerInnen an Ausbildungen im Rahmen des Fachkräftestipendiums durchgeführt, die diese zwischen 2015 und 2018 beendet haben.

Nach dem Stipendium arbeiten 31% der TeilnehmerInnen in einem Mangelberuf

Etwas mehr als die Hälfte der befragten TeilnehmerInnen geben an, dass sie das Stipendium für eine Höherqualifizierung oder Laufbahnveränderung genutzt hat. 17% haben einen Ausbildungsabschluss nachgeholt.
Rund 31% der Personen arbeiteten danach in einem Mangelberuf, befragt man nur jene TeilnehmerInnen, die nach der Ausbildung beschäftigt waren, liegt der Anteil bei 34% – um 21% mehr als vor dem Stipendium.

 

Fast ein Viertel der TeilnehmerInnen gibt an, nach dem Fachkräftestipendium dieselbe Tätigkeit auszuüben wie zuvor. Dies trifft laut Studie insbesondere auf ältere Personen ab 45 Jahren zu sowie auf Personen, die die Ausbildung frühzeitig abgebrochen haben.
9 von 10 TeilnehmerInnen haben nach der Ausbildung eine Beschäftigung aufgenommen. Im Vergleich zur Beschäftigungsquote vor der Ausbildung im Rahmen des Stipendiums sind das um 6% mehr.

Vor allem Personen mit Lehr- oder BMS-Abschluss nehmen Stipendium in Anspruch

Gemessen am Abschluss, nehmen am häufigsten jene Menschen das Stipendium in Anspruch, die über einen Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule (BMS)
oder einen Lehrabschluss verfügen (65%). Dieser Anteil ist seit 2015 gestiegen, während der Anteil der TeilnehmerInnen mit maximal Pflichtschulabschluss seit 2015 kontinuierlich gesunken ist, nämlich von ca. 36% im Jahr 2015 auf 23% im Jahr 2018.

 

Die Bildungsabschlüsse zu Beginn der Ausbildung sind bei den Frauen deutlich ausdifferenzierter als bei den Männern, zeigt die Studie. Frauen haben zwar genauso wie Männer am häufigsten einen BMS- oder Lehrabschluss, sie verfügen aber häufiger als Männer über maximal einen Pflichtschulabschluss (ca. 34% im Vergleich zu 26%) oder über einen Abschluss einer allgemeinbildenden oder berufsbildenden höheren Schule (ca. 12% im Vergleich zu 8%).

Mehrheit ist mit beruflicher Situation nach dem Stipendium zufrieden

Hinsichtlich der beruflichen Situation nach dem Stipendium geben 84% der befragten Personen an, mit dem Beruf insgesamt zufrieden1 zu sein. Auch in Hinblick auf die Aufgaben im Beruf und die Position im Unternehmen ergeben sich hohe Zufriedenheitswerte (87% bzw. 83%). Etwas weniger zufrieden sind die TeilnehmerInnen mit den Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten in ihrem Beruf nach dem Fachkräftestipendium – hier geben rund 67% an, damit zufrieden zu sein. Ähnlich ist die Zufriedenheit mit dem Einkommen – 68% geben hier an, zufrieden zu sein.

 

Personen mit Migrationshintergrund sind über alle Aspekte betrachtet etwas häufiger gar nicht zufrieden. Je nach Aspekt geben hier 7% bis 14% an, gar nicht zufrieden zu sein. Das gilt auch für jene, die die Ausbildung abgebrochen haben. Hier liegen die Anteile jener, die gar nicht zufrieden sind, zwischen 10% bis 13%.

Über die Studie

Im Auftrag der Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation des AMS Österreich hat die L&R Sozialforschung eine Evaluation des Fachkräftestipendiums durchgeführt und im April 2020 herausgegeben. Für die Evaluation hat das Forschungsteam verschiedene Methoden genutzt und u.a. AMS-interne Auswertungen herangezogen und eine Befragung mit TeilnehmerInnen am Fachkräftestipendium, die zwischen 2015 und 2018 eine Ausbildung beendet haben, durchgeführt. Außerdem fanden ExpertInnen-Interviews mit VertreterInnen von Bildungseinrichtungen und weitere Analysen zu Effekten der Teilnahme und eine Fiskalanalyse statt. Nähere Informationen dazu gibt es in der Studie nachzulesen.

 

1Bei einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 6 (gar nicht zufrieden) gaben 84% der TeilnehmerInnen Stufe 1 oder 2 an.

 
 
Weitere Informationen:
 
 
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