Digitale Exklusion in Zeiten von Covid-19
Lockdown: Entweder digitales Lernen oder gar kein Lernen
In vielen europäischen Ländern entwickelten Bildungsanbieter während den Einschränkungen im Zuge der Corona-Krise verschiedene Online-Formate, um weiter Bilungsveranstaltungen anbieten zu können. In Österreich reagierten Bildungseinrichtungen nach anfänglichem Widerstand mit einer regelrechten Digitalisierungswelle, zitiert Kihrer den Direktor des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen (VÖV) Gerhard Bisovsky. Mithilfe der Unterstützung des Bundesverbandes fanden Schulungen zur Nutzung von Online-Tools und zur didaktischen Umsetzung digitalen Lernens statt, um einen gänzlichen Ausfall der Lernangebote zu verhindern. Zusätzlich arbeite man an einer Digitalisierungsstrategie für die Zukunft, so Bisovsky. Auch über die Volkshochschulen hinaus zeigte sich in Österreich ein starker Anstieg von Online-Bildungsangeboten.
Digitale Exklusion als Realität für viele Lernende in Europa
Einige Lernende sind jedoch von digitaler Ausgrenzung betroffen: Häufig fehlt der Zugang zu IT-Geräten oder einer stabilen Internetverbindung, so Kihrer. Um diesem Problem entgegenzutreten, gab und gibt es europaweit verschiedene Maßnahmen.
In Großbritannien sind Bildungsanbieter bspw. bemüht, aktuell ungenutzte Laptops aus Bildungseinrichtungen an Personen, die sie benötigen, zu verleihen, ist in Kihrers Beitrag zu lesen. In Finnland erhielt der Erwachsenenbildungssektor zusätzliche finanzielle Unterstützung, um Lernende in Kursen halten zu können.
Doch nicht in allen Ländern Europas sehen die Maßnahmen so aus. Einige Anbieter fanden sich plötzlich in einer schwierigen finanziellen Lage wieder. Probleme zeigten sich während der Corona-Ausnahmesituation z.B., wenn die Finanzierung seitens der Fördergeber von der Anzahl der persönlich anwesenden Personen oder der Anwesenheitsdauer in Bildungseinrichtungen abhängig ist. "Da brauchte es Verhandlungen", zitiert Kihrer die slowenische Koordinatorin für die Europäische Agenda für Erwachsenenbildung Zvonka Pangerc Pahernik.
Teilhabe ermöglichen: Wichtige Aufgabe in der Krise
Besonders während der Corona-Krise rückt(e) die Rolle der Erwachsenenbildung, Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, noch stärker in den Vordergrund, so Kihrer. Es zeigte sich, dass viele Anbieter bemüht waren, ihre Lernenden zu erreichen, auch wenn diese keine Möglichkeit hatten, digitale Bildungsangebote zu besuchen. Anrufe, Text-Nachrichten oder Chat-Gruppen waren hier Mittel, um mit den Lernenden in Kontakt zu bleiben. Auch in Österreich zeigte sich, dass manche Zielgruppen mit digitalen Angeboten nur schwer erreicht wurden. Das Kontakt-Halten stellte sich somit als zentrale Aufgabe dar, damit Lernende weiterhin an Angeboten teilhaben konnten (z.B. in der Basisbildung).
Nun gelte es nach dem Digitalisierungsschub eine Balance zwischen Online- und Präsenzangeboten zu schaffen, so Kihrer. Dieser Anspruch zeigt sich auch bei Anbietern in Österreich, wo für den kommenden Herbst verstärkt digitale Angebote geplant werden, die Präsenz-Lernen nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen sollen.
Der gesamte Beitrag von Raffaela Kihrer ist in englischer Sprache auf EPALE nachzulesen.
- EPALE-Blogbeitrag: Covid 19 - Digital exclusion is a reality
- Wie es in der Erwachsenenbildung nach dem Lockdown weitergeht
Nachricht vom 23. Juni 2020 - Was ErwachsenenbildnerInnen in Zeiten von Corona beschäftigt
Nachricht vom 29. April 2020 - Basisbildung in Zeiten von Corona umsetzen
Nachricht vom 8. Mai 2020
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