Bibliotheksausbildung auf neuestem Stand

21.03.2019, Text: Susanne Tretthahn, Redaktion: Simone Kremsberger, Büchereiverband Österreichs
Der Büchereiverband Österreichs bietet eine neue Ausbildung für ehrenamtliche und nebenberufliche BibliothekarInnen an und reagiert damit auf Veränderungen im Arbeitsumfeld. (Serie: Arbeit und Erwachsenenbildung)
Ausbildungskurs in Strobl
Foto: Alle Rechte vorbehalten, BVÖ/Marion Benda, Ausbildungskurs in Strobl, auf erwachsenenbildung.at
In den öffentlichen Bibliotheken Österreichs sind zum Großteil ehrenamtliche MitarbeiterInnen tätig. Ihnen eine zeitgemäße Ausbildung anzubieten, ist eine zentrale Aufgabe des Büchereiverbandes Österreichs (BVÖ). Mit Start 2019 wurde die Ausbildung grundlegend überarbeitet und modernisiert.

Professionalisierung durch Ausbildung

In Österreich gibt es mehrere Wege, eine bibliothekarische Ausbildung zu machen, etwa die Lehre "Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistenten", den Universitätslehrgang "Library and Information Studies" oder auch Fachhochschullehrgänge. Der BVÖ bietet zwei Ausbildungsformen für Personen, die bereits in öffentlichen Bibliotheken tätig sind, an: die Ausbildung für ehrenamtliche und nebenberufliche BibliothekarInnen, seit 2019 mit neuem Curriculum, und die berufsbegleitende Ausbildung für hauptamtliche BibliothekarInnen, deren neues Curriculum seit 2016 in Kraft ist. Teilnahmevoraussetzung ist jeweils eine etwa einjährige Praxis in einer öffentlichen Bibliothek vor Ausbildungsbeginn. Finanziert werden die Ausbildungen durch das Bundeskanzleramt und das Bildungsinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang (bifeb), das im Bereich der Ausbildungen Kooperationspartner des BVÖ ist.

Curriculumsentwicklung: Kooperation von Wissenschaft und Praxis

Im Fokus stand ab 2017 die Aktualisierung der Ausbildung für ehrenamtliche und nebenberufliche BibliothekarInnen, deren Notwendigkeit sich durch neue Anforderungen und strukturelle Gegebenheiten ergeben hat.
Ziel der neuen Ausbildung ist es, ehrenamtlich und nebenberuflich tätigen KollegInnen Kenntnisse im Bereich des Bibliothekswesens zu vermitteln, die in der Praxis angewandt werden können. Der Entwicklungsprozess wurde von Prof. Ute Krauß-Leichert (Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW Hamburg) begleitet. Es fanden zwei Workshops mit ExpertInnen aus dem österreichischen Bibliothekswesen, die selbst in der Ausbildung unterrichten, statt.

 

Im ersten Workshop wurden die Anforderungen an die Ausbildung beleuchtet und die daraus entstandenen Themen analysiert. Aus den Ergebnissen wurden die Struktur, die Rahmenbedingungen für die Kursteams und die Inhalte der Ausbildung festgelegt. Auf dieser Basis wurden Modulbögen für die inhaltlichen Module der Ausbildung erstellt.
Der zweite Workshop diente dazu, die Modulbögen durchzuarbeiten und abzustimmen. Auch die Aufgabenstellungen, die während der Ausbildung im Rahmen von Fernlernphasen absolviert werden, wurden entwickelt. Im letzten Schritt folgte die Aufteilung der Module und Inhalte auf die einzelnen Kurswochen.

Stärkerer Fokus auf die Arbeit mit Zielgruppen und auf digitale Dienste

Das neue Curriculum umfasst eine dreiwöchige Ausbildung, die im Regelfall innerhalb von eineinhalb Jahren absolviert wird. Sie gilt als Grundausbildung, danach können zur Vertiefung Fortbildungskurse besucht werden. Für alle Module gibt es detaillierte Beschreibungen mit Informationen zu organisatorischen Belangen, etwa der Dauer oder der Kurswoche. Außerdem werden die Inhalte der jeweiligen Module mit den daraus folgenden Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen festgehalten.

 

Es gibt einen neue Schwerpunktsetzung auf die Themen Teamarbeit, Arbeit mit Zielgruppen, Vermittlung von Informationskompetenz, digitale Dienste (u. a. E-Medien und virtuelle Bibliotheksdienste) und Management in öffentlichen Bibliotheken. Insbesondere die digitale Bibliothek wurde bislang nur wenig behandelt - nun ist sie Inhalt der Ausbildung.

Lernvereinbarungen zum besseren Praxis-Transfer

Neu ist auch die Einführung einer Lernvereinbarung, wie sie 2016 bereits erfolgreich in der Ausbildung für hauptamtliche BibliothekarInnen eingeführt wurde. Hier wurden praktische Tätigkeiten der Bibliotheksarbeit den einzelnen Modulen zugeordnet, um eine Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis zu schaffen. Die Vereinbarung wird von den TeilnehmerInnen sowie den Bibliotheksverantwortlichen vor Beginn der Ausbildung unterzeichnet. Ziel ist, dass die während der Ausbildung vermittelten theoretischen Inhalte auch in der Praxis angewendet werden. Ein Beispiel: Im Modul "Öffentlichkeitsarbeit" wird unter anderem die Veranstaltungsarbeit thematisiert, die praktische Tätigkeit in der Bibliothek dazu wäre etwa die Mitarbeit an Planung und Umsetzung einer Veranstaltung in der eigenen Bibliothek.

 

Im April 2019 findet die erste Kurswoche nach neuem Curriculum statt, zwei weitere Kurse folgen in diesem Jahr. Insgesamt werden voraussichtlich 60 BibliothekarInnen ihre Ausbildung 2019 nach dem neuen Curriculum beginnen.

Das Bibliothekswesen in Österreich

Laut der aktuellen Jahresstatistik des BVÖ gibt es derzeit 1.309 öffentliche Bibliotheken. Diese verfügen über einen Bestand von 10,9 Millionen Medien. Jährlich werden 22,8 Millionen Entlehnungen getätigt und über 10 Millionen BesucherInnen kommen in die öffentlichen Büchereien.

 

Über 7.900 Personen arbeiten ehrenamtlich und etwa 480 nebenberuflich in den Büchereien. Ehrenamtlich sind all jene BibliothekarInnen, die aus ihrer Tätigkeit in der Bibliothek keine regelmäßige Vergütung beziehen. Nebenberufliche BibliothekarInnen sind all jene, die entgeltlich in der Bibliothek als Teilbereich einer Hauptbeschäftigung tätig sind (z. B. ein Gemeindebediensteter oder eine Lehrerin). Hauptberufliche KollegInnen sind in öffentlichen Bibliotheken angestellt und beziehen ihr Haupteinkommen aus der Tätigkeit in der Bücherei. Hier sind derzeit 809 Personen tätig.

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