Euroguidance Tagung 2016: Anerkennung und Wert mitgebrachter Kompetenzen
Im Zentrum stand die Praxis der Anerkennung von im Ausland erworbenen Kompetenzen und Qualifikationen. Mehr als 150 Personen nahmen an der Veranstaltung des Euroguidance-Zentrums teil.
Plädoyer für eine „postintegrative“ Sicht auf Flucht und Migration
Erol Yildiz (Universität Innsbruck, Institut für Erziehungswissenschaft) untersuchte das Potenzial internationaler Bildungswege der „postmigrantischen“ Generation und plädierte für einen „postintegrativen“ Zugang. Dieser begreift Flucht und Migration als Ressource, aber auch als Herausforderung, lehnt ein Defizitmodell ab, ist pragmatisch orientiert und geht von den Lebenswirklichkeiten der Menschen aus.
Anerkennung von im Ausland erworbener Qualifikationen als Mittel gegen Dequalifizierung
Norbert Bichl (AST Österreich) erklärte, wie die Validierung und Anerkennung mitgebrachter Qualifikationen auf nationaler Ebene erfolgt. Er thematisierte auch das Problem der Dequalifizierung. Dabei üben ArbeitnehmerInnen eine Berufstätigkeit aus, die geringere formale Bildungsabschlüsse erfordert, als sie erworben haben. Bichl erläuterte, dass ein Anerkennungssystem diesem Problem entgegenwirken kann.
Herausforderungen schulischer und außerschulischer Beratungsangebote
Gerhard Krötzl (BMB, Schulpsychologie) thematisierte die Bildungsbenachteiligung und die hohe Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund und beleuchtete die Herausforderungen, die sich dadurch im Bereich der Information, Beratung und Orientierung für Bildung und Beruf (IBOBB) stellen.
Eine Herausforderung sei es unter anderem, die Bildungsmotivation von MigrantInnen und den Glauben an eigene positive Lebensperspektiven zu fördern. Ferner sei es auch wünschenswert, die Entwicklung von Career Management Skills (CMS), Career Adaptability und Resilienz zu unterstützen. Auch eine Erweiterung des Unterstützungsspektrums durch Kooperationen erachtet Gerhard Krötzl für notwendig.
Breit gefächerte Methodenworkshops zum Thema Anerkennung
Euroguidance stellte die Möglichkeiten der Antragsstellung im Programm Erasmus+ Bildung sowie das neue Tool „Lernen in Österreich“ vor. Das nationale Europass Zentrum präsentierte das Portfolio der 5 Europass Dokumente.
Die TeilnehmerInnen hatten auch die Möglichkeit bei Methoden- und Diskussionsworkshops mitzumachen. Dabei konnten sie die Bildungssysteme ausgewählter Länder untersuchen, um das Wissen für die (Anerkennungs-)Beratung in Österreich nutzbar zu machen. Ein Workshop beleuchtete Ansätze der Wirtschaft zur Integration am Arbeitsmarkt, ein anderer fokussierte die Anerkennung von Kompetenzen.
Im Rahmen eines „Methodenmarkts“ konnten die TeilnehmerInnen außerdem europäische und nationale Projekte sowie Beratungsangebote kennenlernen.
Quelle: APA OTS, red. bedarb.
Serie: Erwachsenenbildung in der Migrationsgesellschaft
Integrationskurse und Spracherwerb mögen ein Anfang sein. Doch wenn es um den sozialen Wandel geht, der mit Zuwanderung verbunden ist, sind die Menschen mit Migrationserfahrung nur eine der Zielgruppen von Erwachsenenbildung. Die Anforderungen der Migrationsgesellschaft betreffen uns alle. Fragen nach Teilhabe, Verständigung und Zusammenleben stellen sich immer wieder neu. Wie Erwachsenenbildung diese Anforderungen beschreibt, reflektiert und deutet, und welche Angebote für Lernen und Bildung sie ihnen entgegen bringt, ist Gegenstand einer Serie von Artikeln auf erwachsenenbildung.at. Alle Beiträge in der Serie finden Sie hier.
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