Wie ein Magazin Entwicklungszusammenarbeit macht
Seit mehr als 40 Jahren gibt es das mehrsprachige Magazin "Adult Education and Development", das vor allem ErwachsenenbildnerInnen des globalen Südens erreichen will. Herausgegeben wird es vom Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV International).
Neben der Berichterstattung zur Erwachsenenbildung und Entwicklungszusammenarbeit sieht sich das Magazin als ein Instrument der Entwicklungszusammenarbeit. "Was ein solches Medium leisten kann, ist die Verbreitung von Informationen und das Überwinden von Barrieren hin zu einem Austausch über Sprach- und Ländergrenzen hinweg" fasst Ruth Sarrazin, Managing Editor von Adult Education and Development, im Interview zusammen.
Gemeinsamer Diskurs statt gute Ratschläge von außen
Auch wenn die Magazinherausgabe bei DVV International in Deutschland passiert, steht der Süd-Süd-Austausch im Vordergrund. Jede Ausgabe wird von einem internationalen Redaktionsbeirat konzipiert, um die Perspektiven der weltweiten LeserInnenschaft zusammenzubringen. Von außen kommende gute Ratschläge an den globalen Süden werden so tunlichst vermieden. "Der Großteil der verfassten Artikel stammt von AutorInnen aus dem globalen Süden selbst, und auch unsere LeserInnen sind zum überwiegenden Teil aus diesen Ländern. Über 90% sind aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Damit wird ein Süd-Süd-Austausch gewährleistet" erklärt Ruth Sarrazin.
"Wir wollen die Menschen aus den Regionen als AutorInnen gewinnen und als LeserInnen erreichen. Dabei bieten wir eine unabhängige Plattform für Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch und versuchen, Impulse zu setzen und möglichst viele unterschiedliche Perspektiven aufzugreifen und darzustellen" beschreibt Sarrazin die Ziele der Fachzeitschrift.
Mit dem Poststempel Barrieren überwinden
Mittlerweile wird das Magazin "Adult Education and Development" in über 160 Ländern verbreitet und hat mehr als 6.500 AbonnentInnen. Darunter sind nicht nur Einzelpersonen sondern vor allem auch Institutionen wie Universitäten, NGOs, Bibliotheken oder Ministerien. Verteilt wird es vor allem per Post. "Das Magazin wird als Printversion verschickt, denn viele Menschen, die wir erreichen möchten, haben keinen oder nur sehr begrenzten Zugang zum Internet. Man kann das Heft abonnieren, egal ob man in Mali oder in Mexiko sitzt. Durch die finanzielle Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung können wir dieses Service kostenlos anbieten." Darüber hinaus wird auch eine Online-Ausgabe des Magazins angeboten.
Ein Magazin - drei Sprachen
Als Besonderheit des einmal jährlich erscheinenden Magazins hebt Sarrazin das mehrsprachige Erscheinen hervor, nämlich auf Englisch, Französisch und Spanisch. "Dadurch haben wir die Möglichkeit, AutorInnen und LeserInnen aus sehr vielen Ländern des globalen Südens anzusprechen und zum Mitschreiben zu bringen. So schaffen wir es, unterschiedliche Perspektiven aus unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen und dann als Gesamtpaket zu verteilen. Inhalte, die sonst aufgrund von sprachlichen und geographischen Barrieren nicht ausgetauscht werden, können so verbreitet werden. Damit wird sichtbar, was in anderen Ländern und Regionen diskutiert wird."
Der internationale Redaktionsbeirat legt die Themen und Inhalte der Ausgaben fest und bringt dabei die unterschiedlichen regionalen Perspektiven ein. Unterstützung leistet auch das internationale Netzwerk von DVV International, bestehend aus über 30 Länderbüros und ihren nationalen Partnereinrichtungen. Sie verbreiten das Magazin und seine Inhalte zusätzlich und stellen beispielsweise den Kontakt zu möglichen AutorInnen her. "Immer wieder schreiben Leute aus der Praxis für das Magazin und das ist für diese AutorInnen auch eine Form von Capacity-Building. Sie haben sonst oft gar keine Möglichkeit, in einem solchen Medium zu Wort zu kommen. Aber wir sprechen nicht nur AutorInnen direkt an, sondern veröffentlichen auch einen Aufruf zur Artikeleinreichung und fordern die LeserInnen auf, uns Themenvorschläge und Artikel zuzusenden, aus denen wir dann auswählen."
Vom Wissenstransfer zum aktiven Austausch
Jedes Heft greift einen bestimmten Fokus im Diskurs von Erwachsenenbildung und Entwicklungszusammenarbeit heraus. "Wir versuchen Themen und Debatten aufzugreifen, die gerade aktuell sind. Die nächste Ausgabe wird sich mit Global Citizenship Education beschäftigen, ein Thema, das im Moment gerade in der UNESCO diskutiert wird" so Ruth Sarrazin. Informiert und angesprochen werden neben den PraktikerInnen der Erwachsenenbildung auch politische EntscheidungsträgerInnen.
Seit 2013 gibt es zu jeder Ausgabe auch ein Online-Seminar, das in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Erwachsenenbildungsrat ICAE angeboten wird. Die Anmeldung und der Austausch passieren per E-Mail. "Es werden dabei einzelne Artikel aus dem Heft herausgenommen und diskutiert. Die Seminare sind sehr erfolgreich, beim letzten Mal hatten wir über 1.000 Teilnehmende aus aller Welt. Es ist ein Versuch, die Diskussion nach der Magazinveröffentlichung noch weiter zu vertiefen" beschreibt Ruth Sarrazin das neue Format.
Die Politikwissenschaftlerin Ruth Sarrazin war vier Jahre beim deutsch-französischen Kultursender ARTE in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Seit 2 Jahren ist sie Referentin für Information und Kommunikation bei DVV International und Managing Editor von "Adult Education and Development".
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