Streitfragen unserer Gegenwart

Die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) greift auch heuer mit ihrer allgemein zugänglichen Online-Ringvorlesung polarisierende Themen der Gegenwart auf. Expert*innen erklären Streitfragen wie „Digitalisierung und KI“, „Flucht und Asyl“ und „Feminismus in der Gegenwart“.
Dienstagsvorlesungen
Nach dem Start im letzten Jahr setzt die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) die Online-Dienstagsvorlesungen zu den wichtigsten politischen Themen unserer Gegenwart fort. Drei Vortragende mit profundem Fachwissen geben in je zwei Vorlesungen einen Überblick über ein polarisierendes Thema, gehen auf Fragen ein und unterstützen die Hörer*innen mit Quellenempfehlungen zur nachhaltigen Beschäftigung mit der Materie.
Die Vorlesungen finden an sechs aufeinanderfolgenden Dienstagen im Mai und Juni 2025 statt und sind für alle interessierten Erwachsenen zugänglich – auch ohne Vorkenntnisse.
Polarisierende Fragen
Welche Zukünfte verspricht uns das Silicon Valley?
Am 6. und 13. Mai finden unter dem Titel „Unsterbliche Körper, neue Städte und grüne Daten“ zwei Vorlesungen statt. Vortragende ist Laura Hille, Soziologin und Medienwissenschaftlerin am Center for Digital Cultures (CDC) der Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland.
Vom Traum der Unsterblichkeit über Stadtutopien bis hin zu vermeintlich nachhaltigen Technologien – diese Vorlesungen beleuchten die Zukunftsvisionen des Silicon Valleys und ihrer gesellschaftlichen Implikationen. Die Vortragende wird sich kritisch mit den Utopien und Dystopien des Silicon Valleys auseinandersetzen, die unsere digitale Zukunft und Gegenwart prägen.
Zunächst betrachtet Laura Hille die transhumanistischen Versprechen neuester Technologien wie Neuralink und hinterfragt die Idee der Unsterblichkeit im Digitalen. Der zweite Teil widmet sich radikalen Stadtkonzepten wie California Forever, Próspera oder Seasteading – privatisierte Mikro-Nationen und Sonderwirtschaftszonen, die Freiheit versprechen. Abschließend analysiert sie den vermeintlich „grünen“ Wandel der Tech-Giganten, von Amazons Klimaversprechen bis zur wachsenden Umweltbelastung durch Datenzentren und den Energiehunger der KI-Systeme. Was steckt wirklich hinter dem grünen Image und dem gegenwärtigen KI-Hype?
Können wir wirklich (nicht) alle aufnehmen?
Am 20. und 27. Mai nähert sich Herbert Langthaler (Sozialanthropologe und Journalist; Gründungsmitglied und langjähriger Mitarbeiter der asylkoordination österreich) in seinen Vorlesungen dem Thema „Flüchtlinge: Verfolgung, Schutz, Integration“ über eine Reihe von Fragen:
Was ist überhaupt ein Flüchtling? Was bedeutet Asyl? Welche Begriffe werden verwendet und warum? Wo ist das Recht auf Asyl verankert? Wie kam es dazu, dass Österreich einen internationalen Vertrag unterschrieben hat, der es verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen? Wie viele und wohin kommen Geflüchtete? Müssen wir das Asylrecht einschränken, um den rechten Parteien das Wasser abzugraben? Ist die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) überholt?
Was müssen wir als Gesellschaft aushalten? Was lernen wir aus dem Fall Ukraine? Helfen, aber wie? Politisches Engagement in NGOs oder doch eher in einer Partei? Ambivalenzen, Paradoxien und Ambiguitäten: Das Paradox, wir brauchen Menschen (Vertrag mit Philippinen), aber bilden jene nicht aus, die wir haben.
Geht es in feministischen Debatten nur mehr um maximale Aufregung und knackige Social-Media-Botschaften?
Am 3. und 10. Juni widmet sich Beate Hausbichler (Philosophin und Buchautorin; Redakteurin bei der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD, seit 2014 Leiterin des frauenpolitischen Ressorts dieStandard) dem Thema „Feminismus der Gegenwart“.
Seit gut 15 Jahren erlebt der Feminismus einen regelrechten Hype. Zeitgleich mit dem Aufstieg von sozialen Medien konnte sich der Feminismus über weite Strecken seines schlechten Images entledigen, nicht zuletzt, weil immer mehr Prominente ihr persönliches Profil zunehmend mit politischen Botschaften entlang von Feminismus und Diversität ausschmückten. So wurde Feminismus auch zu einem gut vermarktbaren Label.
Ein zusätzlicher feministischer Schwung kam durch die erstmal weltweit erreichte mediale Aufmerksamkeit für sexualisierte Übergriffe durch #MeToo. In den Vorlesungen wird die Vortragende einerseits den jüngeren Entwicklungen rund um diese politische Bewegung nachgehen, andererseits fragen, welche geschlechterpolitischen Debatten zuletzt besonders wichtig wurden (Stichwort: Identitätspolitik) und klären, worum es in diesen Debatten überhaupt genau geht.
Anmeldung zu den Online-Vorlesungen
Die Dienstagsvorlesungen finden vom 6. Mai bis 10. Juni online in Zoom statt. Eine Anmeldung – zu einzelnen oder allen Vorlesungen – ist über E-Mail an die ÖGPB möglich, die Zugangsdaten werden nach der Anmeldung zugeschickt. Beim Absolvieren der gesamten Ringvorlesung (6 Vorlesungen) ist das Bildungsangebot mit 0,5 ECTS bei der wba akkreditiert.

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