Neuer Bericht – Bildungshäuser und Bürger:innenbeteiligung in Europa

17.03.2023, Text: Laura Braun (VBLR), Bianca Baumgartner (ARGE BHÖ), Redaktion: Bianca Baumgartner, ARGE Bildungshäuser Österreich
10 Ansätze zur erfolgreichen Durchführung von Bürger:innenbeteiligung in Europa identifiziert.
Grafik mit dem Text "Folk High Schools and Active Citizenship in Europe" und dem Logo von Erasmus+
Der Bericht "Folk High Schools and Active Citizenship in Europe" wurde im Rahmen des Erasmus+ PROMOCITI Projektes veröffentlicht.
Grafik: CC BY, Bianca Baumgartner, https://www.arge-bildungshaeuser.at
Wie können Bildungshäuser und ähnliche Einrichtungen der Erwachsenenbildung in Europa ihre Arbeit zu Bürger:innenbeteiligung (= Active Citizenship) ausbauen und eine Ressource für die demokratische Entwicklung sein? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Erasmus+ Projekts PROMOCITI.

Worum geht’s?

Gemeinsam mit fünf Partnern aus vier weiteren Ländern initiiert der deutsche Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum e.V. (VBLR) als Lead Partner das Projekt PROMOCITI. Gefördert durch das Erasmus+ Programm setzt sich der VBLR bis März 2024 mit dem Thema der Bürger:innenbeteiligung (Active Citizenship) in Bildungshäusern auseinander. PROMOCITI soll die systematische Erfassung, Professionalisierung und Weiterentwicklung von Bildungshäusern und Teilnehmer:innen in den fünf Programm-Ländern zu diesem Thema ermöglichen.

 

Im Rahmen dessen beantworteten 25 Leitungspersonen und pädagogische Mitarbeitende aus Bildungshäusern in fünf verschiedenen Ländern Fragen zu ihrem Verständnis des Konzepts des „Active Citizenship“ und beschrieben die Arbeit ihrer Einrichtung in diesem Bereich. Die Antworten wurden analysiert und in dem Bericht "Folk High Schools and Active Citizenship in Europa" zusammengestellt, welcher ab sofort öffentlich zur Verfügung steht.

Bürger:innenbeteiligung und ihre Herausforderungen

Die Analyse zeigt Herausforderungen in Bezug auf Bürger:innenbeteiligung und die Demokratieförderung auf, die gleichermaßen alle teilnehmenden Bildungshäuser betrifft. Dazu gehören die Haltung gegenüber rechtsextremen und antidemokratischen Bewegungen, die Rolle der Bildungshäuser bei der Arbeit mit Geflüchteten und Migrant:innen, der Umgang mit Verschwörungserzählungen und eine voranschreitende Kluft im Rahmen der Digitalisierung.

 

Viele der Befragten verweisen auch mit Hinblick auf die Folgen der Pandemie auf eine geringere Bereitschaft der Bevölkerung, sich für gesellschaftliche Fragestellungen zu engagieren. In mehreren Ländern ist es zudem nicht selbstverständlich, dass externe Stakeholder und geldgebende Institutionen Bürger:innenbeteiligung und Engagementförderung als eine zentrale Aufgabe für Bildungshäuser ansehen. Infolgedessen ist ein Großteil der Aktivitäten von Projektfinanzierungen abhängig, was häufig zu großer Unbeständigkeit führt. 

10 Ansätze zur erfolgreichen Bürger:innenbeteiligung

Um die genannten Schwierigkeiten zu überwinden, wurden zehn Ansätze zur erfolgreichen Durchführung von Bürger:innenbeteiligung formuliert:

  1. Die Bedürfnisse der Bürger:innen werden erkannt und bedient

  2. Das Bildungshaus identifiziert den eigenen Tätigkeitsbereich und engagiert sich in passenden Netzwerken

  3. Das Bildungshaus wird als ein Ort der Begegnung gestaltet

  4. Das Bildungshaus positioniert sich als sichtbarer Motivator und Vermittler für Bürger:innenbeteiligung 

  5. Das komplette Team des Bildungshauses fördert die Bestrebungen rund um Bürger:innenbeteiligung

  6. Das Thema Bürger:innenbeteiligung soll in alle Aktivitäten des Bildungshauses einfließen

  7. Die Besucher:innen werden mit dem notwendigen Wissen und Fähigkeiten rund um Bürger:innenbeteiligung ausgestattet

  8. Das Bildungshaus positioniert sich als guter Zuhörer und kreativer Kursanbieter 

  9. Das Bildungshaus entwirft Leitlinien, die Bürger:innenbeteiligung aktiv in den Alltag einbindet und als Ziel festlegt

  10. Das Bildungshaus und seine Verbände betreiben Lobbyarbeit für Erwachsenenbildung und Bürger:innenbeteiligung

Die 25 Porträts in diesem Bericht zeigen auf, was Bürger:innenbeteiligung in den jeweiligen regionalen oder inhaltlichen Kontexten für die Häuser bedeutet. Es gibt zudem eine Fülle von konkreten Beispielen, wie Bildungshäuser arbeiten, um das Engagement der Teilnehmer:innen zu ermöglichen und wie sie Teil der demokratischen Infrastruktur in ihren lokalen Wirkungskreisen wurden.  

Die nächsten Schritte des Projektes

Die gewonnenen Erkenntnisse des Berichts dienen nun als Grundlage für die Erstellung eines Train-the-Trainer Lehrplans zur Arbeit mit Bürger:innenbeteiligung in Bildungshäuser.  Gemeinsam mit einer transnationalen Gruppe von 25 Pädagog:innen wird dieser in zwei Trainingsmodulen getestet. Während Modul 1 bereits erfolgreich im November 2022 in Barcelona durchgeführt wurde, findet Modul 2 im Mai in der SPES Zukunftsakademie in Oberösterreich statt. 

Die Partnerorganisationen

Die Partnerorganisationen, die an PROMOCITI arbeiten, sind der Verband für Erwachsenenbildung Federació d'Associacions Culturals i Educatives de Persones Adultes (FACEPA) aus Barcelona (Spanien), die Heimvolkshochschule Färnebo Folkhögskola aus Österfärnebo (Schweden), die SPES Zukunftsakademie aus Schlierbach (Österreich) und die drei Verbände der Bildungshäuser aus Österreich, Polen und Deutschland, Arbeitsgemeinschaft Bildungshäuser Österreich, Ogólnopolska Sieć Uniwersytetów Ludowych und Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum.

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