So arbeiten Digital-TrainerInnen mit älteren Menschen
Anders ist es bei Peter Ziereis: Der 78-Jährige war schon immer von Computer-Themen angetan. Während seines Wirtschaftsstudiums wurde er von einem IT-Unternehmen angeworben. Bis zur Pensionierung ist er seiner Branche treu geblieben. Danach wollte er sein Wissen weitergeben, hat Ausbildungen absolviert und dann damit begonnen, Stammtische zu den Themen Smartphone und Laptop in seiner Heimatgemeinde Grödig zu leiten. Im Interview erzählen die beiden von ihrer Arbeit.
Wie seid ihr dazu gekommen, Digital-Trainer zu werden?
Eileen A. Eggeling: Durch Zufall, ich hab' die Ausschreibung gesehen, war beim Infoabend und habe dann die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um mich zu bewerben.
Peter Ziereis: Freunde wussten, dass ich mich im IT-Bereich gut auskenne. Daher haben sie mich immer wieder um Hilfe gebeten. So bin ich schließlich auf die Idee gekommen, mein Wissen an Seniorinnen- und Senioren-Gruppen weiterzugeben. Dafür habe ich dann eine Ausbildung in Wien beim OeAD gemacht, wo ich gelernt habe, wie man in Schulungen am besten mit der Zielgruppe Seniorinnen und Senioren umgeht. Mein Wissen aus meiner beruflichen Laufbahn und das Wissen aus der Ausbildung helfen mir nun natürlich als Digital-Trainer.
Mit welchen Fragen kommen ältere Menschen auf euch zu?
Eileen A. Eggeling: Bunt durch den Gemüsegarten. Es kommt alles an Fragen, die mit dem Smartphone oder mit dem Tablet zu tun haben.
Peter Ziereis: Für mich gibt es zwei Möglichkeiten: Ich gebe entweder das Thema vor oder Menschen kommen mit Themen auf mich zu. Wenn ich Themen vorgebe, ist da zum Beispiel WhatsApp wichtig. Wenn Menschen mit Problemen auf mich zukommen, geht es manchmal um neue Geräte. Wenn zum Beispiel jemand einen Laptop hat und nicht weiß, wie er oder sie die Daten vom alten Laptop übertragen kann, dann helfe ich dabei.
Wie kann man sich den Unterricht vorstellen?
Eileen A. Eggeling: Wir versuchen, den Teilnehmenden die Angst zu nehmen, Freude zu vermitteln und sie bei einem sicheren Umgang mit den digitalen Geräten zu unterstützen. Manchmal ist es so, dass ältere Menschen etwa ein Smartphone oder einen Laptop von den Kindern oder den Enkelkindern geschenkt bekommen haben. Und diese „zwingen" sie dann fast in einen Kurs, auch wenn die Menschen manchmal denken „Ach was soll ich hier? Ich bin doch schon viel zu alt."
Gibt es eine Altersgrenze, ab der ihr sagt „Jetzt ist es zu spät für einen Kurs"?
Peter Ziereis: Nein, Altersgrenze sehe ich kaum. Denn wir haben in unseren Veranstaltungen Personen mit knapp über oder unter 60 Jahren und auch einige, die schon über 80 Jahre alt sind und noch immer aktiv mitlernen. Das Gehirn kann bis ins hohe Alter trainiert werden. Dieses Wissen geben wir immer wieder weiter. Wir regen daher auch unsere Teilnehmenden dazu an, alles, was wir lernen, gleich auf ihren eigenen Geräten auszuprobieren. So sehen diese sofort ihren eigenen Erfolg.
Könnt ihr euch an eine besonders schöne Situation in eurer Arbeit erinnern?
Eileen A. Eggeling: Bei mir wurde eine Teilnehmerin mit Anfang der Pandemie Großmutter. Sie durfte dann ihre Enkelin nicht sehen. Sie war dann so froh, dass sie den Umgang mit WhatsApp gelernt hat. So konnte sie ihre Enkelin zumindest über WhatsApp sehen und mit ihrer Tochter plaudern. Sie hat ihrer Enkelin dann auch Gute-Nacht-Geschichten erzählt und Lieder vorgesungen.
Peter Ziereis: Eine Teilnehmerin namens Rosi erzählte mir einmal, wie sie zu meinem Kurs gekommen war: „Meine Tochter hat mir das Klapphandy weggenommen und mir ein Smartphone gekauft." Eigentlich wollte sie das nicht, weil sie ja sowieso nur telefoniert. Dann meinte sie aber zu mir, dass sie durch meinen Kurs nun wirklich Spaß am Umgang mit ihrem Smartphone hat. Sie freut sich darüber, immer einen kleinen Computer dabeizuhaben, den sie etwas fragen kann und der ihr Informationen gibt.
Danke für das Gespräch!
Personen, die sich für die Ausbildung zum Digital-Trainer/-Trainerin interessieren, erhalten hier mehr Infos. Am 6. Mai 2022 startet der Lehrgang des Salzburger Bildungswerkes „Alles Smart?! – Zukunft-Skills an ältere Menschen weitergeben".
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