BFI-Bildungsstatistik 2019
Steigende Schulungszahlen
Der kontinuierliche Rückgang der vom Arbeitsmarktservice (AMS) beauftragten Schulungen hatte sich in den letzten Jahren trotz guter Auslastung im frei finanzierten Kurssegment negativ auf die Gesamtzahlen ausgewirkt. 2019 gab es im öffentlich finanzierten Sektor mit 4.833 Schulungen (+6,7 %) seit längerem wieder ein Plus. Beauftragt wurden vermehrt umfangreichere Qualifizierungsmaßnahmen: Die Zahl der geförderten Unterrichtseinheiten stieg um 19,3 %. Im frei finanzierten Bereich erreichte die Zahl der Unterrichtseinheiten mit 599.224 (+6,4 %) den zweithöchsten Wert der letzten zehn Jahre. Österreichweit betreuten 6.226 BFI-MitarbeiterInnen, davon 38 % Angestellte und 62 % freie DienstnehmerInnen, 177.726 KursteilnehmerInnen.
Aus- und Weiterbildungsangebote in 12 Fachbereichen
Das umfangreichste Segment war die überbetriebliche Lehrausbildung, auf die 2019 mit 605.498 Unterrichtseinheiten fast ein Viertel der Schulungszeit (23 %) entfiel. Mit rund 4.000 Ausbildungsplätzen ist das BFI weiterhin der größte Lehrlingsausbilder Österreichs. In fast 400.000 Unterrichtseinheiten (15 %) bereiteten sich Jugendliche und Erwachsene im zweiten Bildungsweg auf den Pflichtschulabschluss, die Berufsreifeprüfung und außerordentliche Lehrabschlüsse in 62 verschiedenen Lehrberufen vor. Der Fachbereich Technik/Ökologie/Sicherheit, der 14 % des Schulungsvolumens ausmachte, wuchs gegenüber 2018 um 12 %, der kleinere Bereich EDV/IT sogar um 23 %. Deutlich verstärkte Nachfrage verzeichneten auch die Bereiche Pädagogik/Beratung und Tourismus/Gastronomie. Bei den Sprachkursen machten sich die Kürzungen der geförderten Deutschkurse bemerkbar.
Digitalisierung weiter im Trend
In fast allen Bundesländern beteiligten sich die Berufsförderungsinstitute an den Digitalisierungsoffensiven der Sozialpartner. Kurskostenzuschüsse in Programmen wie "KMU Digital" oder "Digi-Bonus" weckten Interesse an der Auseinandersetzung mit digitalen Technologien von Programmierung und Datenanalyse über E-Commerce, Smart Home und 3-D-Druck bis Robotik und Industrie 4.0. Die BFIs entwickelten neue Angebote wie Weiterbildungen für den Erwerb digitaler Kompetenzen im Training und in der Lehrlingsausbildung, praxisorientierte Talentechecks für Jugendliche und verschiedene Schulungen im Umgang mit sozialen Medien. Die Vorbereitung auf den Erwerb der Social Media Driving Licence wurde Teil der überbetrieblichen Lehrausbildung am BFI Niederösterreich. In viele Ausbildungen wurden digitale Inhalte integriert, beispielsweise E-Commerce und Online-Marketing als Teil kaufmännischer Aus- und Weiterbildungen, Website-Management für Office-AssistentInnen, Logistik 4.0 mit vernetzten, selbstlernenden Systemen, Datenschutz als Teil des Qualitätsmanagements oder Robotik-Module in Werkmeisterschulen und technischen Lehrausbildungen. In Oberösterreich bietet das BFI seit Februar 2019 in Kooperation mit der Linzer Innovationswerkstatt Grand Garage in der CODERS.BAY Programmierkurse auf allen Niveaus an und bildet SoftwareentwicklerInnen aus. Die BFIs in Salzburg, Tirol und Vorarlberg beteiligten sich an organisationsübergreifenden digitalen Bildungs- und Entwicklungsplattformen. Der Digi-Campus des BFI Wien verzeichnete seit seinem Start 2017 rund 12.000 TeilnehmerInnen. Der Geschäftsführer des BFI Österreich, Michael Sturm, zeigt sich erfreut über die rasche Reaktion der BFI-Landesorganisationen auf die COVID-19-bedingte Schließung: "Durch den laufenden Ausbau ihres Blended-Learning-Angebots waren die BFIs gut gerüstet und konnten bis zu 50 % der Kurse auf interaktive Fernlehre umstellen."
Weitere Wachstumsfelder
Der Bereich Technik/Ökologie/Sicherheit verzeichnet bereits seit einigen Jahren steigende Schulungszahlen. "Aufgrund der intensiven Kooperation mit regionalen und internationalen Betrieben können die BFIs rasch und flexibel auf den Fachkräftebedarf in technischen Berufen reagieren", erläutert Sturm. "2019 stieg sowohl die Anzahl der Firmenschulungen als auch der vom AMS beauftragten Fachausbildungen." Bedarf besteht auch an qualifizierten ElementarpädagogInnen. 2019 wurden doppelt so viele Aus- und Weiterbildungen durchgeführt wie im Jahr davor. Die BFIs bildeten Kindergarten- und HortpädagogInnen aus und reagierten auf die wachsenden Anforderungen an Fach- und Assistenzkräfte mit Weiterbildungen zu Sprachförderung, Interkulturalität, Frühförderung, Lernbegleitung, sensorischer Integration u. v. m. Gute Jobaussichten gibt es außerdem nach wie vor im Gesundheits- und Pflegesektor. 2019 fanden Ausbildungen von Heimhilfe über Pflege(fach)assistenz bis zum gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege statt. Personen in Gesundheits- und Sozialberufen mit gesetzlich geregelter Fort- oder Weiterbildung konnten aus vielfältigen Angeboten wählen. Als Dauerbrenner mit Wachstumspotential erwies sich der zweite Bildungsweg. "Hier leistet die Erwachsenenbildung einen wesentlichen Beitrag, indem sie vielen eine zweite Chance auf den Abschluss einer schulischen oder beruflichen Ausbildung eröffnet", so Sturm.
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