Pimp Up Your Brain

23.12.2019, Text: Renate Ömer, BhW Niederösterreich/Ring ÖBW
Das gleichnamige Erasmus+ Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, das Potenzial der Lehrenden für das gehirngerechte Lehren zu nutzen.
Lernmaterialien-Mindmap
Foto: CC BY, Renate Ömer, Lernmaterialien-Mindmap, auf erwachsenenbildung.at

Ressourcen des Gehirns optimal nutzen

Mit dem Ausdruck "Pimp Up Your Brain" wird gemeinhin gezieltes und leistungssteigerndes Gehirntraining assoziiert. Die neurobiologischen Ressourcen des Gehirns sollen optimal angesprochen, gefördert und zielgerecht eingesetzt werden. Was wie der Titel eines Übungsbuches zur Optimierung der kognitiven Performanz klingt, ist das Motto des Erasmus+ Projektes zum "Gehirnfreundlichen Lehren und Lernen in Alphabetisierungs- und Integrationskursen für Erwachsene".

Qualifikation und Qualität steigern

Angelegt als Projekt zum Austausch guter Praxis hat es sich zum Ziel gesetzt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Qualifikation des Bildungspersonals und die Qualität der verwendeten Materialien länderübergreifend zu überprüfen. Das Kriterium "gehirngerecht" wird auf die eingesetzten Materialien angewandt. Dazu arbeiten drei Erwachsenenbildungseinrichtungen unter deutscher Gesamtkoordination zusammen: der Landesverband der VHS Sachsen-Anhalt, das VHS Bildungsinstitut in Belgien und das BhW Niederösterreich.

Lehrkräfte-Trainings stärken Kompetenzen

Der Weg zum dokumentierten Status quo in Sachen Gehirngerechtigkeit führt über drei Lehrkräfte-Trainings - jeweils eines in jedem Land. Zwei davon haben bereits stattgefunden. Konzentriert haben sie sich auf die Bereiche Austausch und Fortbildung zu folgenden Themen: politische und gesetzliche Grundlagen sowie Vorgaben zur Durchführung der Kurse, methodische Vielfalt und Stress-Resilienz als Bedingung für interkulturell kompetente Handlungsfähigkeit im Kursgeschehen. Als besonders nutzbringend für die Praxis wurde auf österreichischer Seite die Stärkung der eigenen Kompetenzen in Methodik-Workshops und im transnationalen Erfahrungsaustausch rückgemeldet.

Stressmanagement und Methoden

Das erste Lehrkräfte-Training im Mai in Magdeburg zeichnete sich v. a. durch zwei Schwerpunkte aus: Stressmanagement und Methoden.
Die Workshops zum Thema Stressmanagement zielten auf eine Stärkung der Selbstkompetenz im Lehrkontext ab. Dieses Angebot traf auf einen großen Bedarf unter den Lehrenden: Kommunikationstools und Strategien wurden mit großem Interesse aufgenommen. Als ebenso praxisrelevant wie direkt umsetzbar wurden Methoden zum Lernen mit Bewegung, Methoden zum interkulturellen Lernen und zum Lernen in Alphabetisierungskursen bewertet. Eine Fülle an Inputs zur digitalen Anreicherung von Kursen rundete das methodische Angebot ab.
Zur Beantwortung der Frage, welche politischen und gesetzlichen Vorgaben in den einzelnen Partnerländern Einfluss auf Integrationsprozesse nehmen, wurden die Integrationsmaßnahmen Lehrkräfte-spezifisch aufbereitet und präsentiert.

Materialien für gehirngerechtes Lernen

Das zweite Lehrkräfte-Training im Oktober in St. Pölten nahm die Materialien in den Blick: Diese sollten auf ihren "gehirngerechten Gehalt" und ihre Eignung für interkulturelle Lernprozesse geprüft werden. Als Gradmesser dafür wurden Erfahrungswerte in ihrem Beitrag zur Erhöhung der Lernfreude und zur Stärkung der Motivation ins Treffen geführt. Als Kriterien für gehirngerechtes Lehren wurden Methodenvielfalt, Margret Arnolds Prinzipien für Lernprozesse, Vera F. Birkenbihls Neuromechanismen und Gerald Hüthers Ideen zur Potentialentfaltung vorgeschlagen (Link-Informationen s.u.). Mit Bezug darauf wurden Lege-Materialien, Lern-Apps, Aufgabentypen und Projektarbeiten präsentiert. Im Rahmen der Workshops wurden Lehr-Erfahrungen ausgetauscht, eigene Lern-Erfahrungen wurden gemacht. Die meisten Resonanzen erzeugten wiederum ein Workshop zur Stress-Resilienz sowie der Workshop zur politischen Bildung und ein "Gehirnspaziergang".

Didaktische und methodische Maßnahmen ableiten

Die bisherigen Ergebnisse stehen auf der Projekt-Homepage zur Verfügung. Die Bewertung der zusammengetragenen Ergebnisse soll den Partnereinrichtungen am Projektende die Ableitung von didaktischen und methodischen Maßnahmen erleichtern: von Verbesserungen und Ergänzungen der Materialien hinsichtlich ihrer Aktualität bis zu Einsatzmöglichkeiten in gehirnfreundlichen Lehr- und Lernmethoden sowie für interkulturelle Kompetenzentwicklung.

 

Einige konkrete "Verwertungen" gibt es bereits jetzt:
Die belgischen Partnerinnen meldeten zurück, dass ihnen in Gesprächen mit Stakeholdern die Argumentation einer Stundenerhöhung für die Alphabetisierungskurse unter Berufung auf die österreichischen und deutschen Erfahrungen gelang.
Die österreichischen Teilnehmerinnen konnten viel von den deutschen Workshops zur Stressbewältigung für sich nutzbar machen.

 
Weitere Informationen:
 
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