Eine Holzkuppel sorgt für Diskussion

10.12.2019, Text: Michaela Habetseder, Salzburger Bildungswerk/Ring ÖBW
Die Initiative QUERBEET lud Bürgerinnen und Bürger in drei Gemeinden zum öffentlichen Dialog ein. Das Ziel: Einen Begegnungsraum schaffen und Beteiligung fördern.
Die Kuppel diente Vorbeikommenden als Begegnungsort und Diskussionsraum.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, SBW/publicsphere, auf erwachsenenbildung.at
Die EU und die Kulturvielfalt in der Region: Darüber wurde im Rahmen der Initiative QUERBEET in den Gemeinden Dorfgastein, Bischofshofen und Radstadt diskutiert. Gemeinsam mit dem Verein "European Public Sphere" wählten die Projektverantwortlichen von QUERBEET im Pongau dafür einen etwas anderen Zugang: Eine nach allen Seiten hin offene Holzkuppel lud Interessierte und Vorbeikommende ein, die Kuppel zu betreten, mitzureden, zuzuhören. Die Kuppel konnte auch jederzeit wieder verlassen werden.

Die Zukunft der Gemeinden, Regionen und Europa

"Wir wollen einen spannenden Begegnungsraum schaffen, der mobil ist, für Aufsehen sorgt und darüber hinaus zu einem öffentlichen Dialog einlädt", nennt Projektleiterin Andrea Folie den Beweggrund für den Aufbau der Holzkuppel. "Viele Dörfer haben nicht einmal ein Bankerl zum Sitzen und Reden, der öffentliche Dialograum fehlt." Angeregt durch ein Gespräch über den Brunnen am Dorfplatz als Begegnungsort in früherer Zeit kam die Idee des mobilen Angebots der Holzkuppel. Unter diesem "Dach" sollen Menschen zusammenkommen, die für die Gemeinde, die Stadt, die Region und für Europa etwas bewirken wollen.

Die EU und Kulturvielfalt im ländlichen Raum

Doch über was haben die Bürgerinnen und Bürger jetzt eigentlich diskutiert? Bestimmendes Thema war Europa und die Kulturvielfalt im ländlichen Raum. Einerseits repräsentiert das Europäische Parlament mit seinen 751 Abgeordneten aus 28 EU-Mitgliedsstaaten die Bürgerinnen und Bürger, andererseits erscheint genau diese Konstellation als zu komplex, als "die da oben". Manch einer fühlt sich nicht vertreten, manch eine hat aber gerade durch die aktuellen Migrations- und Klimadebatten Europa ein Stück besser kennengelernt. Sind es doch zwei Themen, die von einem relativ kleinen Land wie Österreich nicht alleine bewältigt werden können, sondern nur in einer gemeinsamen Einheit zu lösen sind - so zumindest war die Meinung einiger.

 

Manche sind sogar extra mit dem Rad angereist, um in der Kuppel ein Statement abzugeben. Dabei war vor allem der Wunsch nach besserer örtlicher Infrastruktur für schulische Ausbildungszwecke vor Ort und nach mehr Arbeitsplätzen in der Region zu spüren. Schließlich wolle man der Jugend auch abseits des Tourismus Möglichkeiten geben sich zu positionieren.

Europa ist nicht gleich EU

Kritische Stimmen gab es, sobald über die EU gesprochen wurde. Während Europa als positive Konnotation von den Menschen verwendet wurde, war die EU oft ein ausschlaggebendes Wort für eine Negativmeldung. Themen wie die krumme Gurke oder die Verwendung von Plastikgeschirr treiben sich oft noch in den Köpfen der Menschen herum. Obwohl sie schon vor vielen Jahren behandelt wurden und das Parlament aktuelle, komplexe Debatten aufgreift. Genauso fühlen sich einige Menschen von den österreichischen Parlamentariern nicht vertreten. Es scheint, dass mehr Eigeninteressen wie gesamtgesellschaftliche Lösungen gesucht werden. Der Bezug zu den Vertreterinnen und Vertretern fehle, so die Meinung einiger Gesprächsteilnehmenden.

Was bleibt als Fazit?

Ob positive oder negative Äußerungen zur EU und Europa - die Meinungen dürfen und sollen in einem Gespräch auseinandergehen. Der gemeinsame Konsens bestand darin, dass Europa ein Friedensprojekt ist und auch weiterhin für friedliches Miteinander sorgen kann und soll.
Dorfgastein, Bischofshofen und Radstadt waren die drei Kuppelorte mit insgesamt ca. 70 Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern. Vom Schneeregen bis zum Sonnenschein - diskutiert wurde bei jedem Wetter, und damit hat die Kuppel ihr Ziel erreicht: Öffentlich miteinander reden, denn meistens ist es eine Mitte, die uns eint.

Apropos QUERBEET

QUERBEET ist eine Plattform, die sich dem Thema der interkulturellen Bildung aus Kultur- und Bildungsperspektive (an)nähert. Modelle und Konzepte sollen ausprobiert, Bewährtes mit den Akteurinnen und Akteuren weiterentwickelt und in bestehende Einrichtungen integriert werden. "Unsere Zielgruppe sind Gemeinden, Bürgerinnen und Bürger, die Betreiber von Flüchtlingshäusern, Flüchtlinge sowie lokale Kultur- und Bildungsvereine", informiert Andrea Folie.
Die Arbeit in den neun Pongauer und sieben Pinzgauer Gemeinden passiert auf zwei Ebenen: Neben dem gemeinsamen prozessorientierten Arbeiten stehen lokale und überregionale Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Teilnehmenden und ihren Projekten im Mittelpunkt.

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