"Ästhetische Erziehung" in der Erwachsenenbildung

05.02.2018, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Friedrich Schiller hat vor über 200 Jahren den Begriff der "ästhetischen Erziehung" geprägt. Auch heute noch leben die Ansätze in zahlreichen Kunst- und Kulturprojekten weiter.
Kunst und Kultur: Eine mögliche Antwort auf gesellschaftliche Schwierigkeiten?
Foto: CC0 Public Domain, http://pixabay.com
Friedrich Schiller hat vor über 200 Jahre den Begriff der „ästhetischen Erziehung" geprägt und meinte damit, dass der Mensch über die Kunst als unabhängiges Medium und die nicht zweckgerichtete Beschäftigung mit dem Schönen zur Freiheit finden kann. Die ästhetische Erziehung könne eine Antwort auf die gesellschaftlichen Schwierigkeiten darstellen, die nicht durch rationale Aufklärung allein gelöst werden können, beschreibt Michael Wrentschur in der Ausgabe 22 des Magazin erwachsenenbildung.at Schillers Konzept. Dieses Konzept von ästhetischer Erziehung oder kultureller Bildung wird heute im Angesicht von Globalisierung, Neoliberalismus und Digitalisierung wieder brisant.

 

Nachfolgend werden einige Kunst- und Kulturprojekte aus Österreich vorgestellt, die versuchen, Schillers „ästhetischer Erziehung" gerecht zu werden und so Kunst und Kulturvermittlung mit Erwachsenenbildung verbinden.

 

Projekt „KulturRadPfade": Innovative Spurensuche mit dem Fahrrad

Das vom Verein Impulse gemeinsam mit den Kärnter Volkshochschulen veranstaltete Projekt „KulturRadPfade" verbindet Radfahren mit kultureller, politischer und historischer Bildung. KulturradfahrerInnen suchen dabei unterschiedliche Orte der Erinnerungskultur auf, um mehr über die Kulturdenkmäler, Originalschauplätze, Baudenkmäler und die kulturellen Bewegungen der nahen Geschichte Kärntens zu „erfahren". Mit dem Fahrrad „erfährt" man die Landschaft und gleichzeitig erfährt man in Vorträgen Interessantes und Unbekanntes aus der kulturellen Umgebung.

 

Die KulturRadPfade bieten jährlich zwischen 10 und 15 Radwanderungen in Kärnten und in den Nachbarregionen an. Vor Ort geben ExpertInnen Kurzvorträge und ermöglichen einen unmittelbaren Zugang zur Kulturgeschichte. Ziel ist eine angeregte Auseinandersetzung mit der Umgebung und eine durch die Bewegung aktivierte und geschärfte sinnliche Wahrnehmung.

 

Projekt „Kultur in der Flur"

Kleindenkmäler, im Volksmund allgemein als „Marterl" bezeichnet, sind in Österreich verbreitet und erzählen sowohl Landesgeschichte, als auch die Geschichte der Menschen. Manchmal sind es Einzelschicksale, manchmal handelt es sich um das Schicksal einer ganzen Gemeinde oder Region. Es sind Bauwerke, die die Menschen als Zeichen des Andenkens, der Dankbarkeit oder der Freude auf eigene Initiative und Kosten errichtet haben. Allein im Bundesland Niederösterreich gibt es 40.000 Marterln. Diese Bauwerke und ihre Geschichte vor dem Verfall und dem Vergessen zu bewahren, die Tradition wieder mit Leben zu erfüllen, Identitäts- und Heimatbewusstsein zu fördern, - das sind die Kernziele des Projekts „Kultur in der Flur".

 

Im Rahmen des Projekts werden laufend kostengünstige Bildungsveranstaltungen organisiert. Dazu zählen Workshops zur fachgerechten Sanierung von Kleindenkmälern, Einschulungen in die Arbeit mit der Online-Plattform, Einschulungen in das Fachthema Kleindenkmäler, Lehrgänge zur/zum zertifizierten Kleindenkmalexperte/in und Vorträge.

Das Grazer Wortlabor

Das Kunstlabor Graz veranstaltet seit April 2017 das Grazer Wortlabor. Dabei bespricht eine multikulturelle und internationale Gruppe individuell entstandene und entstehende literarische Texte, aber auch Übersetzungen der AutorInnen. Ziel ist die gegenseitige Inspiration und eine interdisziplinäre Intertextualität: So sollen Texte von KollegInnen zu eigenen Texten inspirieren, Wörter durch Texte hindurch geistern und nicht zuletzt Werke anderer Disziplinen zu den jeweiligen Texten entstehen. Im Wortlabor wird auch immer eine Brücke zur bildenden Kunst geschlagen – bildende KünstlerInnen als Teil des Kollektivs fertigen Skizzen, Entwürfe und Bilder an oder teilen ihre bildhaften, bildnerischen Ideen zu den Texten.

 

Arbeitssprache im Wortlabor ist Deutsch, geschrieben und gedacht wird aber auch in Persisch, Arabisch, Tschechisch und Deutsch. Im Zentrum des Wortlabors stehen die literarischen Texte und künstlerische Methoden. Es wird dabei aber nicht nur Kunst geschaffen und Literatur vermittelt, sondern es passiert in hohem Maß auch Reflexion, interkultureller Austausch und die Aufarbeitung von Themen wie Liebe und Krieg, Suche und Verlust von Identität oder Verlust und Trauer.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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