Bildungsberatung für Arbeitsuchende
Grundqualifikationen und Erstausbildungen sind entscheidende Pfeiler für die berufliche Laufbahn. Während des Erwerbslebens verlieren sie jedoch in Bezug auf die Vermittlungsfähigkeit in den Arbeitsmarkt zunehmend an Bedeutung. Dies ist einer der Gründe, warum in der Arbeitsmarktpolitik Weiterbildung und Qualifizierung wichtige Handlungsfelder sind. Ebenso spiegelt sich diese Konsequenz eines dynamischen Arbeitsmarktes in den Zielsetzungen und Grundsätzen des LLL wider.
Die Gruppe der Arbeitsuchenden ist sehr heterogen. Sie umfasst sowohl Personen in Beschäftigung, die sich beruflich verändern wollen, als auch (Wieder-)EinsteigerInnen und Erwerbsarbeitslose. Gleichzeitig sind Arbeitsuchende Teilmengen der Zielgruppen in der Bildungsberatung. Eine eigene Bildungsberatungsschiene für Arbeitsuchende erscheint aus diesen Gründen nicht erfolgsentscheidend.
Bildungsberatung: Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Zugang und Zielsetzung
Das Angebot an Bildungsberatung ist sehr vielfältig, daher galt es im Rahmen einer Untersuchung die unterschiedlichen Ausrichtungen und Beratungskonzepte zu sichten und aufeinander in Bezug zu setzen. Exemplarisch werden in diesem Beitrag die Ländernetzwerke der Bildungsberatung Österreich und die AMS/BIZ-Beratungskonzepte betrachtet.
Die unterschiedlichen Grundsätze und Leitlinien der Beratung in der Bildungsberatung Österreich und den AMS/BIZ sind einerseits eine Herausforderung in der Kommunikation, andererseits konnte ein beträchtliches komplementäres Potential identifiziert werden. Die Bildungsberatung Österreich verfolgt ein ganzheitliches Beratungskonzept, das sich auf die individuellen Bedürfnisse der Ratsuchenden fokussiert. Dies ist auch einer der Beratungsgrundsätze des BIZ, allerdings wird dieser mit den Entwicklungen und Anforderungen am Arbeitsmarkt verbunden. Gleichzeitig konnte aufgezeigt werden, dass die beiden Angebote dann ergänzend wirken können, wenn sie dabei ihre eigenen Perspektiven beibehalten, da ansonsten der komplementäre Effekt verloren ginge.
Die Zielsetzungen überschneiden sich teilweise, so ist für beide die Ansprache von Niedrigqualifizierten bzw. Menschen mit negativen Bildungserfahrungen ein wichtiges Anliegen. Nicht nur, dass in diesem Bereich das Arbeitslosigkeitsrisiko besonders hoch ist, es bedarf auch einer „Heranführung“ an Bildung im weitesten Sinne und der Vermittlung von Erwachsenenbildung in Abgrenzung zu defizitorientierten Erlebnissen während der Schullaufbahn.
Hier kann im Rahmen der Bildungsberatung Österreich auf Tools und Expertise zurückgegriffen. Dies erfordert die Entwicklung von Übersetzungsinstrumenten. Als erläuterndes Beispiel wird in diesem Beitrag das mögliche Kooperationspotential anhand des Formats Kompetenz+Beratung dargestellt. Mit diesem Format wurde ein Kompetenzberatungstool zu Verfügung gestellt, das österreichweit standardisiert und zielgruppenoffen in einem formativen Erfassungsverfahren, fokussiert auf einige ausgewählte Aktivitäten, handlungs- und subjektorientierte Ergebnisse erarbeitet. Um die Ergebnisse in der Kooperation zwischen einer Bildungsberatung und der Beratung von Arbeitsuchenden im AMS (SfA) optimal nutzen zu können, ist eine Übersetzung bzw. Darstellung, die mit den Formaten des AMS, allen voran dem Betreuungsplan kompatibel ist, vonnöten.
Vorbereitende theoretisch-konzeptive Entwicklungsarbeit und eine begleitete Implementierung von Kooperationen in der Bildungsberatung sind Instrumente, um das derzeit bereits in Einzelfällen bestehende gemeinsame Arbeiten und die damit verbundenen Potentiale in der Bildungsberatung für Arbeitsuchende systematisch auszubauen.
- Roland Löffler/Veronika Litschel (2016): Bildungsberatung für Arbeitsuchende und Kooperationen mit dem AMS. Betrachtungen zu Angeboten und Kooperationen. Projektabschlussbericht des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung. Wien öibf (pdf)
- Genoveva Brandstetter/Wolfgang Kellner (2014). Kompetenz+Beratung. Ein Leitfaden. Projektpublikation des Rings Österreichischer Bildungswerke und des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung. Wien: öibf (pdf)
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