40 Jahre KEBÖ - eine Zwischenbilanz

05.11.2012, Text: Adrian Zagler, Online-Redaktion
Ein Blick auf die Leistungen der KEBÖ und ihre künftigen Vorhaben. (Serie: 40 Jahre KEBÖ, 3)
Noch keine alte Dame: Die KEBÖ feierte heuer ihr 40-jähriges Bestehen. Ein Blick auf ihre bisherige Geschichte zeigt, wieviel in vier Jahrzehnten gelungen ist, und welche Vorhaben nicht den erwünschten Effekt erzielten. Als einer der Erfolge der vergangenen Jahre ist die Gründung der "Weiterbildungsakademie Österreich" vor fünf Jahren anzusehen, als ein Vorzeigeprojekt der überinstitutionellen Professionalisierung von Erwachsenenbildung. Aber auch für die Zukunft gibt es auf Seiten der KEBÖ zahlreiche Pläne. Ein Blick zurück und nach vorn.

"Der Gute Vorsatz: Aufwachen und Weiterbilden"
Die ersten 30 Jahre der KEBÖ wurden bereits 2002 in einer Publikation zum Anlass des runden Geburtstags neu aufgerollt: "Kooperation & Konkurrenz, 30 Jahre Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs". Darin liest man unter anderem die mitunter recht unglückliche Geschichte des Medienverbunds. In den 1970er und 1980er Jahren versuchte die KEBÖ Erwachsenenbildung in den Medien präsent zu machen. 1973 und 1975 forcierte man Werbeaktionen unter den Titeln "Der gute Vorsatz 1973: Aufwachen und Weiterbilden" sowie "Unser Vitamin B braucht jeder", wobei das "B" natürlich für Bildung stand. Für die Zeit danach jedoch konstatiert Herwig Schmidbauer, der lange Jahre am WIFI als Trainer und Koordinator tätig war, dass die Verantwortlichen sowohl zu wenig Budget als auch zu wenig Kreativität und zu wenig Vertrauen in die Macht der Werbung gehabt hätten, wodurch die folgenden Werbemaßnahmen eher im Sande verlaufen seien. Ebenso gescheitert betrachtet Schmidbauer die Zusammenarbeit mit dem ORF und die  Gründung von Gesellschaft und Institut für Politische Bildung mit Sitz in Mattersburg. "Der Medienverbund hat sich weder als bildungspolitisches noch als pädagogisches Instrument nachhaltig bewährt" bringt es Martin Wiedemair, ehemaliger Direktor des Salzburger Bildungswerkes, auf den Punkt.

Projektgruppe "Terminologie der Erwachsenenbildung"
Erfolgreicher als der Medienverbund gestaltete sich die Arbeit der Projektgruppe "Terminologie der Erwachsenenbildung". Sie bestand von 1975 bis 1988 und arbeitete an der (Er-)Klärung fachspezifischer Begriffe und Kategorien. "Mit den Ergebnissen, die in vier Heften publiziert wurden, ist eine sachlich fundierte und von den Verbänden akzeptierte Begriffsregelung erstellt worden", fasst Hans Altenhuber, ehemaliger Leiter der Abteilung "Erwachsenenbildung" am BMUKK zusammen. Ein weiterer positiver Effekt der Projektgrupe "Terminologie" war, dass sie die Kommunikation zwischen den einzelnen Verbänden stärkte und harmonisierte. "Aus Reserviertheit konnte Kollegialität entstehen", so Schmidbauer.

Initiativ: Grundlehrgang für Erwachsenenbildung
Eine Reihe von Professionalisierungsbemühungen durch Weiterbildung ging von der KEBÖ aus. Die erfolgreichen Aktivitäten in diesem Zusammenhang umfassten beispielsweise den Lehrgang "Bildungsmanagement" und die Informationstage zur Weiterbildung. Darüber hinaus wurde 1975 der "Grundlehrgang für Erwachsenenbildung" aus der Taufe gehoben; 1992 übernahm die AG "Kooperatives System der Weiterbildung" die Arbeit an diesem Grundlehrgang. Aus der AG entstand die ARGE Weiterbildungssystem, eine Kooperation aus KEBÖ, BMUKK und dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung. Die ARGE plante, leitete und evaluierte den Lehrgang "Eb-PROFI" und widmete sich auch der Qualifizierung von Mitarbeitern und Führungskräften in den eigenen Reihen.

Weiterbildungsakademie: überinstitutionelle Zertifizierung von ErwachsenenbildnerInnen
Die verbandsübergreifende Aus- und Weiterbildung sowie die überinstitutionelle Zertifizierung sind ein zentrales Anliegen der KEBÖ. Daraus hervorgegangen ist im Februar 2007 die Weiterbildungsakademie (wba), die von der KEBÖ gemeinsam mit dem BMUKK und bifeb) getragen wird. Sie anerkennt in der Weiterbildungspraxis erworbene Kompetenzen und bietet TrainerInnen, BildungsmanagerInnen, BildungsberaterInnen und BibliothekarInnen die Möglichkeit, einen berufsbezogenen Abschluss auf zwei Stufen - wba-Zertikat und wba-Diplom - zu erlangen. Bis Anfang Oktober 2012 seien insgesamt 530 wba-Zertifikate und 134 Diplome vergeben worden, bilanzierte wba-Geschäftsstellenleiterin Karin Reisinger im Rahmen der Jubliäumstagung am 2. Oktober.

Von der Diskussionsplattform zur Fachtagung
In den 40 Jahren ihres Bestehens haben sich auch die jährlichen Tagungen der KEBÖ verändert. Anfangs waren diese Diskussionsplattformen für breite bildungspolitische Themen in Anwesenheit zuständiger MinisterInnen und PolitikerInnen; zudem berichteten die einzelnen Projektgruppen von ihren Arbeitsfortschritten. Später entwickelten sich die Jahreshauptversammlungen jedoch zu Fachtagungen für MitarbeiterInnen in der Erwachsenenbildung. Die Tagungen kreisten dabei meist um bestimmte Themenkomplexe, 1995 etwa - im Jahr des Beitritts Österreichs zur EU - lag der Schwerpunkt auf Bildungsprogrammen der EU. In jüngerer Zeit sind es vor allem die Themenbereiche finanzielle Unterstützung, PR und Marketing, interne Ausbildung der MitarbeiterInnen sowie Zertifizierung und Standardisierung, um die sich die Jahrestagungen drehen.

Steigende Bundessubventionen
Positiv ist zu bemerken, dass sich die Subventionen für Erwachsenenbildung in Österreich seit 1995 verdoppelt haben. Besonders bedeutend ist der Umstand, dass bei der Gestaltung der Bundessubventionen Leistungsvereinbarungen zwischen KEBÖ-Verbänden und BMUKK getroffen wurden. Die ersten dieser Leistungsvereinbarungen wurden für 2009-2011 abgeschlossen und brachten gegenüber dem Jahr 2008 eine 7,46%ige Erhöhung der Bundessubventionen. Die zweiten Leistungsvereinbarungen der Jahre 2012-2014 erhöhen die Subventionen gegenüber der ersten Leistungsvereinbarung. Diese Entwicklung laufe dem generellen Trend zuwider, nach dem Förderungen prinzipiell sinken und auch die Länder immer weniger Geld für die Erwachsenenbildung bereit stellen, heißt es von Seiten der KEBÖ.

LLL:2020 - viel zu tun
Ein Ziel der KEBÖ in den nächsten Jahren wird definitiv die Umsetzung der europäischen Strategie zum Lebenslangen Lernen (LLL:2020) sein. Ein Kernziel der Strategie ist es, die Weiterbildungsbeteiligung, gemessen am LLL-Strukturindikator, von 13,7% im Jahr 2010 auf 20% im Jahr 2020 zu erhöhen. Innerhalb der KEBÖ sieht man die LLL:2020-Strategie durchaus auch als demokratiepolitisches Anliegen. So formuliert die KEBÖ in einem Papier, das den Beitrag der KEBÖ zur Umsetzung der Strategie darstellt: "Wenn davon ausgegangen werden muss, dass 50 % der erwerbstätigen Bevölkerung kein Interesse an Weiterbildung zeigen, ihnen der Wert des Lernens fremd ist und die sie fördernde Motivation und Angebotsstruktur mangelhaft sind, stellt dies sowohl für den Wirtschaftsstandort, die demokratiepolitische Reife der Gesellschaft und für ein gelingendes Zusammenleben aller BürgerInnen eine ernstzunehmende Entwicklung dar, der durch ein Bündel von Maßnahmen entgegenzuwirken ist."

Schrittweise Umsetzung
Um die Weiterbildungsbeteiligung innerhalb der österreichischen Bevölkerung zu steigern, will die KEBÖ Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung betreiben. Daneben sollen auch strukturschwache Regionen besser mit Bildungsangeboten erschlossen werden, und Weiterbildung flexibler und dadurch attraktiver gestaltet werden. Vor allem männliche "Weiterbildungsmuffel" sollen angesprochen werden. Weiters sind das Nachholen von Abschlüssen und die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen zentrale Anliegen der KEBÖ. Auch die Weiterbildungsakademie will man fortführen. Wie viele andere Angebote der KEBÖ auch, ist diese aber auf öffentliche Subventionen angewiesen. Somit ist ein vorrangiges Ziel der KEBÖ natürlich, finanzielle Förderungen sicherzustellen und nach Möglichkeit auszubauen.
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