Forum Katholischer Erwachsenenbildung fordert kritische Medienbildung
"Das Bild, das wir von Gesellschaft, Politik und den Themen unserer Zeit haben, wird ganz wesentlich von den Medien (mit-)geprägt. Nicht erst der US-Wahlkampf hat verdeutlicht, wie schwierig es zwischenzeitlich ist, den Wahrheitsgehalt medialer Informationen einzuordnen. Eine kritische Medienbildung kann nicht einfach an die Familien und Schulen delegiert werden. Hier braucht es dringend Programme im Bereich der Erwachsenenbildung und die finanzielle Unterstützung einer kritischen Medienbildung durch die öffentliche Hand“, betonte Forum-Bundesgeschäftsführer Bernd Wachter am Rande der Jahrestagung zum Thema „Kritische Medienkompetenz. Soft skill des 21. Jahrhunderts“ am 19. und 20. November in Tirol vor rund 60 Tagungsteilnehmer:innen.
Aus dem Tagungsprogramm: Keynotes zum Tagungsmotto und Hauptversammlung mit Vorstandswahl
Eröffnet wurde die Tagung mit einleitenden Worten des langjährigen Forums-Vorsitzenden Christian Kopf, der besonders die Stärken der Erwachsenenbildung hervorhob: Die drei Schlagworte „Begegnen – Bilden – Bewegen“ bringen diese auf den Punkt, und so wünschte er allen Tagungsteilnehmer:innen viele Inspirationen für die weitere Arbeit.
Magdalena Modler-El Abdaoui, Leiterin des Bildungshauses „Bildung St. Michael“, sah „geerdete Menschen mit einem festen Wertefundament“ als Mitgestalter von Demokratie. Die Erwachsenenbildung habe hier den Auftrag, Brücken zu bauen.
Bei der Tagung referierten dann die Theologin und Medienethikerin Claudia Paganini und der Medien- und Politikanalyst Peter Plaikner.
Den Schlusspunkt bildete eine Ideenwerkstatt mit Joanna Egger nach der Methode des "Design Thinking", bei der Probleme aus der Sicht der Nutzer:innen gelöst und neue Ideen entwickelt werden.
Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung nutzte den zweiten Teil der Tagung nicht zuletzt zur Wahl des neuen Vorstands. Christian Kopf, Forums-Vorsitzender von 2012 bis 2024, verabschiedete sich damit in den Ruhestand und dankte für das große Vertrauen, das in ihn gesetzt wurde und die gute Zusammenarbeit innerhalb des Verbandes.
Brauchen wir einen „Moralkompass“?
Dass die Digitalisierung voranschreitet und mittlerweile alle Lebensbereiche betrifft, ist Fakt. Diese Entwicklungen waren es auch, die den Anstoß zum Thema der Jahrestagung des Forums Katholischer Erwachsenenbildung gaben.
Philosophin und Theologin Claudia Paganini sprach gar davon, dass „der digitale Raum unser Lebensraum“ sei und stellte daher die Frage nach den Werten in den Raum, die zur Bewältigung der Herausforderungen der neuen Technologien gebraucht werden.
Der Fortschritt werde unterschiedlich eingeschätzt – entweder positiv oder negativ konnotiert. Es sei ungewiss, ob unser Leben dadurch besser oder schlechter werde. Paganinis Frage, ob es in Zeiten medialer Umbrüche daher so etwas wie einen „Moralkompass“ brauche, der uns auf dem Weg der Veränderung sicher leitet, führte anschließend im Publikum zu angeregten Diskussionen.
Als Auftrag für die Erwachsenenbildung formulierte sie die Stärkung des Bewusstseins für die Notwendigkeit der eigenen Beteiligung.
Medienmündigkeit als zentrale demokratiepolitische Kompetenz
Medienberater und Politikanalyst Peter Plaikner beleuchtete in seiner Keynote das Tagungsthema aus einem anderen Blickwinkel und lenkte die Aufmerksamkeit auf den Einfluss der Medien auf politische Belange. „Wir sind alle Passagiere“, so Plaikner eingangs zum Einfluss der Medien, wobei der Social Media-Bereich immer mehr in den Vordergrund rücke und für politische Zwecke genutzt werde. Das „Konzept der Polarisierung“ sei laut Peter Plaikner das zentrale Konzept, das über die Medien und hier insbesondere in der politischen Kommunikation, befördert werde. Medienmündigkeit werde laut Plaikner daher zur zentralen demokratiepolitischen Kompetenz. Das herkömmliche Bildungswesen könne diesen Auftrag aber immer weniger erfüllen, weshalb der Journalismus und die Erwachsenenbildung in Schlüsselrollen gerieten, um die digitale Transformation menschengerecht und sozial verträglich zu gestalten.
Wie (katholische) Erwachsenenbildungsangebote darauf reagieren können, wurde daher gemeinsam mit den rund 60 Tagungsteilnehmenden diskutiert. Denn zwischen den Polen Politik, Medien und Zivilgesellschaft stelle die Erwachsenenbildung den einzig möglichen „Missing Link“ dar, den die Demokratie brauche. In Zeiten sich schnell ändernder Entwicklungen sei dies für die Erwachsenenbildung eine enorme Herausforderung und ein Balanceakt, den es zu meistern gelte.
Neuausrichtung des Verbandes mit neuem Vorsitz
Am 20. November wurde im Rahmen der Hauptversammlung des Verbandes der neue Vorstand des Forums gewählt. Mit Hubert Petrasch übernimmt kein Unbekannter die Funktion als Vorstandsvorsitzender, hatte er doch bereits von 2000 bis 2012 diese Funktion inne. Er löst damit Christian Kopf ab, der nach 12 Jahren als Forums-Vorsitzender mit Jahresende in den Ruhestand geht. Ab Mitte 2026 wird der bekannte Theologe und Buchautor Andreas G. Weiß nachfolgen.
Gemeinsam mit dem neuen Verbandsvorsitz und Bundesgeschäftsführer Bernd Wachter ist eine strukturelle und inhaltliche Neuausrichtung des Verbandes geplant. Die Katholische Erwachsenenbildung muss und wird sich neu erfinden. Trotz der vielen Themen von Kirche ist die Katholische Erwachsenenbildung ein Erfolgsmodell und hat 2023 fast 500.000 Menschen in Vorträgen und anderen Veranstaltungsformaten begeistert. Schon jetzt steht fest: Die Entwicklungen 2024 weisen auf eine weitere gute Tendenz hin!
Der Verband hat sich in den vergangenen Jahren bereits deutlich verändert und professionalisiert, unter anderem durch die Implementierung einer neuen Homepage und österreichweit nutzbaren Lernplattform, durch zeitgemäße Kommunikationsarbeit und zeitgemäße Strukturen.
Forum Katholischer Erwachsenenbildung als derzeitiger vorsitzführender Verband der Konferenz der Erwachsenenbildung
Das Forum ist derzeit und noch bis 2025 vorsitzführender Verband der Konferenz der Erwachsenenbildung (KEBÖ) und konnte in dieser Funktion für die Erwachsenenbildung wichtige Impulse setzen. Zu den gemeinsam erreichten Meilensteinen gehören etwa eine Valorisierung des KEBÖ-Fördervertrages 2024/2025, die Wiedereinführung des Staatspreises für Erwachsenenbildung und weitere erfolgreiche Projekte der Erwachsenenbildungslandschaft in Österreich.
Die vom Forum organisierte Jahrestagung der KEBÖ unter dem Motto „Demokratie lernen“ war mit hochkarätiger Besetzung – u.a. Altbundespräsident Heinz Fischer – und 130 Teilnehmenden ein weiterer Höhepunkt dieser Vorsitzperiode.
Fakten zum Forum Katholischer Erwachsenenbildung
Im Forum Katholischer Erwachsenenbildung engagieren sich rund 650 Hauptamtliche und 11.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 70 kirchlichen Bildungseinrichtungen für eine zeitgemäße, kirchliche Erwachsenenbildung in ganz Österreich.
In den Vorträgen, Lehrgängen und Seminaren und vielen weiteren Formaten der kirchlichen Erwachsenenbildung geht es um die Befähigung zur offenen und dialogischen Auseinandersetzung mit brisanten Themen der heutigen Zeit. Und das vielfach auch im Rahmen digitaler Angebote, die seit Beginn der Corona-Pandemie zunehmend an Fahrt aufgenommen haben.
Für Forum-Bundesgeschäftsführer Bernd Wachter steht dabei vor allem eines im Vordergrund: „Wir brauchen zeitgemäße, katholische Erwachsenenbildung, damit die Welt ein Stück gerechter und friedvoller wird, und wir alle respektvoller im Umgang miteinander werden. Das brauchen wir dringend in der Kirche aber ganz entscheidend in Politik und Gesellschaft.“
Nachrichten-Serie über Kritische Medienkompetenz
Der kritische und konstruktive Umgang mit Medien ist Voraussetzung für eine selbstbestimmte Teilhabe an der (digitalen) Welt. Kritisches Medienhandeln ist damit mehr als die Fähigkeit, sich über die Geschehnisse in der Welt zu informieren. Es ist zentral für Lernen, Kommunikation, Partizipation und zur Meinungsbildung. Die Nachrichten-Serie „Kritische Medienkompetenz“ versammelt aktuelle Nachrichten und Hintergrundinformationen zum Thema.
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