Klimaschutz als Querschnittsaufgabe in der Urania Steiermark

16.04.2021, Text: Karin Dullnig, Daniela List, Initiative "Klimaschutz in der Erwachsenenbildung" und Wolfgang Moser, Urania, Redaktion: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Als lernende Institution verleiht die Urania ihrem Leitbild neue Inhalte: den Bildungsschwerpunkt Klimaschutz.
Projekthighlights Urania - Ich tu´s Bildungspartner Erwachsenenbildung (Standard YouTube-Lizenz, Umweltinformation Steiermark)
Beginnend mit den 1970er Jahren entstand ein immer größer werdendes Wissen zu Umweltfragen. In den 1990er Jahren bildete sich ein tieferes Verständnis für die Bedeutung von Treibhausgasen für die Klimaerwärmung. Parallel dazu wurden diese Erkenntnisse auch in Bildungsaktivitäten in der Schul- und in der Erwachsenenbildung aufgenommen. Vorträge über Entstehung von Smog oder die Wirkung von zu hoher Ozonbelastung wurden von vielen Interessierten aus allen Bildungs- und Altersschichten besucht. In der allgemeinen Erwachsenenbildung verlor sich dieses breite Interesse jedoch in den frühen 2000er Jahren und spielt bis heute eine untergeordnete Rolle. Im ersten Artikel wiesen wir bereits darauf hin, dass 2017 in der Steiermark nur 2 % der Bildungsangebote Umwelt- oder Klimaschutz behandelten und nur knapp 5 % der Standorte ein Umweltzertifikat hatten.

 

Mit der Initiative Klimaschutz in der Erwachsenenbildung werden Erwachsenenbildungseinrichtungen ermuntert, sich dem wichtigen Thema Klimaschutz zu widmen und Bildungsformate in unterschiedlichen Disziplinen zu entwickeln. Diese Herausforderung nahm die Österreichische Urania für Steiermark 2017 an.

 

Die Urania ist eine Einrichtung der allgemeinen Erwachsenenbildung mit Sitz in Graz und Außenstellen in Knittelfeld, Weiz und ab Sommer auch in Bad Radkersburg. Die Stammbelegschaft mit 16 MitarbeiterInnen ist relativ gering, rund 300 externe ReferentInnen (mehr als 70 % davon Frauen) unterrichten in den unterschiedlichen Bildungsformaten. Sie hält engen Kontakt zu den steirischen Universitäten, Museen und Kultureinrichtungen. Die Urania widmet sich seit ihrer Gründung 1919 der allgemeinen Erwachsenenbildung, um Menschen durch besseren Wissenstand mündiger zu machen. Dies trifft auch und ganz besonders auf marginalisierte junge Menschen zu, die Basisbildungs- oder Pflichtschulabschlusskurse absolvieren.

 

Gemäß ihrem Leitbild ist die Urania – durchaus im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet – unter anderem:

  • einem humanistischen Menschenbild,
  • den Werten der Demokratie und Aufklärung,
  • der Geschlechtergerechtigkeit und
  • dem Respekt gegenüber unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen, Kulturen und Religionen

 

Im Rahmen der Initiative Klimaschutz in der Erwachsenenbildung wurden an früheren Kooperationen angedockt und das bestehende Umweltwissen und -bewusstsein der Mitarbeiter:innen genutzt. 2018 gab es das Thema wieder im Kursprogramm mit einem 3-teiligen Arbeitskreis "Alltagsfragen zum Umwelt- und Klimaschutz". Und mit dem Jahresschwerpunkt 2020/21 "Klimaschutz" gibt die Urania – als lernende Institution – dem Leitbild neue Inhalte.

Verknüpfung von Klimaschutz und politischer (Erwachsenen-)Bildung

Der Bildungsschwerpunkt Klimaschutz hat zum Ziel, wissenschaftlich gesichertes Wissen neutral auf akademischem Niveau zu den Themen Umweltschutz, Klimawandel und Artensterben mit Handlungswissen, d.h. Wissen über prozedurale Vorgänge, in diesem Bereich zu verknüpfen. Auf der Ebene der Teilnehmer:innen hat sich die Urania zum Ziel gesetzt, ethische Grundlagen und gängige Argumentationslinien für den Umweltschutz zur Dissemination im persönlichen Umfeld (z.B. Familie, Arbeitsplatz, Nachbarschaft) – auch im Sinne von Community Education – zu erarbeiten.

Ein breites Spektrum von Arbeitskreisen, Vorträgen, Seminaren, Kursen und Exkursionen

Arbeitskreis Umweltethik unter der Leitung L. Neuhold, Institut für Ethik und Gesellschaftslehre, Universität Graz: Ziel ist, das Thema Klimawandel und Umweltschutz in einen Gesamtzusammenhang von Wertewandel, Jugendsoziologie, moderne Gesellschaft, Friedensethik und die Soziallehre der wichtigsten politischen Wertegemeinschaften bzw. der großen Kirchen gestellt. Soziale Zusammenhänge werden empirisch untersucht und ethisch reflektiert, sodass daraus praktische Konsequenzen abgeleitet werden können.
Fünfteilige Vortragsreihe "Artensterben – einst und heute" unter der wissenschaftlichen Gesamtleitung von I. Fritz, Chefkurator für Geologie & Paläontologie am Naturkundemuseum des Universalmuseums Joanneum (Graz): Im Zentrum steht die Erkenntnis, welche globalen und ökologischen Auswirkungen massives Artensterben im Verlauf der Erdgeschichte hatte bzw. im Anthropozän haben wird. Einer der Vortragenden zum Thema "Artensterben in der Gegenwart" wird C. Sturmbauer, Institut für Zoologie an der Universität Graz sein.
Arbeitskreis "Freitage für die Zukunft/Die Erde im KLIMAkterium": H. Schimek bespricht im Monatsrhythmus, jeweils am letzten Freitag, Themen wie Fleischkonsum, Müll, Wohlstand und Wachstum. Hauptzielrichtung des Arbeitskreises ist persönliche Erkenntnis darüber, was im Zusammenhang mit dem Klimawandel jede Person tun kann bzw. tun muss.
Exkursionen und Führungen: Fachlich begleitete Wanderungen und Ausgänge in Natur- und Kulturlandschaften rund um Graz vermitteln einen praktisch-aktiven Zugang zu Erleben von Natur in ihrem jahreszeitlichen und klimatisch bedingten Wandel.

Klima- und Umweltschutz als Querschnittsaufgabe in der Bildung

Ökologische Lernraumgestaltung und ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Kursbetrieb bilden die Basis für weitere Handlungsschritte. So versucht die Urania, Klima- und Umweltschutz auch in Kursen der Basisbildung und in Pflichtschulabschlusskursen laufend zu thematisieren.

 

Über die Autorinnen und den Autor: Karin Dullnig und Daniela List (ecoversum) setzen Schulungen und Projekte rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz um. Wolfgang Moser ist Direktor der Urania Steiermark.

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