Atypisch Beschäftigte in der Erwachsenenbildung: Prekäre Tendenzen

05.04.2018, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Studie zeigt: ErwachsenenbildnerInnen ohne fixe Anstellung sind deutlich unzufriedener mit sozialer Absicherung und Arbeitsplatzsicherheit.
Die Arbeitsbedingungen in der Erwachsenenbildung sind grundsätzlich gut, atypisch Beschäftigte sind jedoch häufig benachteiligt.
Foto: CC0 Public Domain, https://pixabay.com
Flexible Arbeitsmodelle sind heute gängige Praxis – gerade auch in der Erwachsenenbildung. Wie wirkt sich die Abkehr von traditionellen „Normalarbeitsverhältnissen" auf die Arbeits- und Lebensbedingungen von ErwachsenenbildnerInnen aus? Florian Kandutsch und Robert Klinglmair von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt haben die Kärntner Weiterbildungsbranche im Auftrag der Arbeiterkammer untersucht und ihre Ergebnisse in einer Studie zusammengefasst. Ihr Fazit: Besonders freie DienstnehmerInnen und WerkvertragnehmerInnen sind gegenüber Beschäftigten mit Normalarbeitsverhältnis benachteiligt, wenn es um Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsbelastung und soziale Absicherung geht.

 

Arbeitsbedingungen grundsätzlich positiv, atypisch Beschäftigte jedoch benachteiligt

Den Auswertungen zufolge stellen sich die Arbeitsbedingungen in der Erwachsenen- und Weiterbildung in Kärnten grundsätzlich positiv dar. Der Großteil der Befragten ist mit der Tätigkeit als ErwachsenenbildnerIn zufrieden und blickt optimistisch in die Zukunft. Jedoch streichen die Autoren heraus, dass es zahlreiche signifikante Unterschiede nach Art der Beschäftigung gibt. So sind atypisch Beschäftigte – darunter verstehen die Studienautoren freie DienstnehmerInnen und WerkvertragnehmerInnen – deutlich unzufriedener mit der Arbeitsplatzsicherheit, den Weiterbildungsmöglichkeiten und der sozialen Absicherung.

 

Fallbeispiel: Prekäre Arbeitsbedingungen

Anhand von zwei Fallbeispielen zeichnen Klinglmair und Kandutsch die Situation von atypisch Beschäftigten in der Erwachsenenbildung nach. Diese erwirtschaften nur in unregelmäßigen Abständen ein Einkommen oder sind auf eine Nebenbeschäftigung angewiesen. Mangelnde soziale Absicherung und unsichere Zukunftsaussichten tragen dazu bei, dass die Betroffenen ihre Arbeitssituation als prekär empfinden. Dies wirkt sich auch auf die private Lebenssituation aus – so kommen die Betroffenen nur schlecht mit dem Haushaltsbudget aus und können sich beispielsweise Urlaube nicht leisten. Während die Autoren davor warnen, diese Fallbeispiele als Grundlage für Verallgemeinerungen anzusehen, so sollen diese dennoch bewusst machen, dass es in der Erwachsenen- und Weiterbildung teils prekäre Arbeitsbedingungen gibt, die es zu verbessern gilt.

 

Über die Studie

Die Erhebung erfolgte mittels Fragebogen. Befragt wurden 210 haupt- und nebenberufliche ErwachsenenbildnerInnen, wobei jene Beschäftigte als hauptberuflich gelten, die bei keinem weiteren Arbeitgeber einer vollen Sozialversicherungspflicht unterliegen. Während hauptberufliche TrainerInnen zu über 73% weiblich sind, sind über 65% der nebenberuflich Tätigen männlich. Von den Hauptberuflichen arbeiten 72% in einem Normalarbeitsverhältnis, 28% sind atypisch beschäftigt. Bei den Nebenberuflichen sind über 90% atypisch beschäftigt, nämlich 66% auf Werkvertragsbasis und 16% mit einem freien Dienstvertrag. Die befragten ErwachsenenbildnerInnen sind hauptsächlich in den Bereichen Zweiter Bildungsweg, Persönlichkeit, Management, EDV/IT, Wirtschaft und Sprachen tätig.

 

Klinglmair, Robert/Kandutsch, Florian (2017): Arbeits- und Lebensbedingungen von Beschäftigen in der Erwachsenenbildung in Kärnten: Empirische Ergebnisse. Schriftenreihe Arbeit & Bildung – September 2017. Herausgegeben von der AK Kärnten. Online kostenlos verfügbar.

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