Der Portfolio-Effekt im Sprachunterricht
Was ist das Europäische Sprachenportfolio und wie hilft es den TeilnehmerInnen?
Das Europäische Sprachenportfolio ist ein Lernbegleiter und Informationsinstrument. Mit seiner Hilfe können LernerInnen ihren Sprachenerwerb selbst planen, einschätzen und dokumentieren. Es hilft, erworbene Sprachkenntnisse und –fertigkeiten überschaubar und europaweit vergleichbar zu machen. Es hilft, Lernen effizienter und zielorientierter zu gestalten. Es unterstützt KursleiterInnen dabei, noch besser auf die Motive und Bedürfnisse der KursteilnehmerInnen einzugehen. Es beurteilt objektiv, ob gesetzte Lernziele erreicht werden und sichert die Qualität des Unterrichts.
Wie wird das ESP von den TeilnehmerInnen angenommen?
Natürlich stellt sich für die TeilnehmerInnen bei der Einführung des Portfolios oft die Frage: Wozu brauchen wir neben dem Kursbuch noch ein Portfolio im Unterricht? Hier ist es wichtig, den TeilnehmerInnen die Funktion des Portfolios als ständigen, persönlichen Lernbegleiter zu vermitteln. Das ESP ist immer für sie da. Es begleitet sie ein Leben lang. Ins ESP integrieren sie alle erworbenen Sprachen. Das Kursbuch haben sie nur für eine begrenzte Zeit. Es ist für alle gleich. Indem das ESP neue Perspektiven aufzeigt und den Lernprozess sichtbar macht, kann es gut in den Sprachenunterricht eingefügt werden.
Was hat sich dadurch an der Unterrichtsmethodik verändert?
Der Unterricht erfolgt lernerInnenzentriert. In Abstimmung mit den Zielen der Lernenden unterstützt die KursleiterIn die Lernpraxis und Motivation der TeilnehmerInnen. Sie muss sich ihrer geänderten Rolle bewusst werden. Die Vermittlung von Lernstrategien ist dabei ein bedeutendes Thema im Unterricht geworden. Fast alle TeilnehmerInnen benötigen eine schrittweise Hinführung zum selbst gestalteten Lernen. Um passende, unterschiedliche Lernstrategien weiter geben zu können, müssen auch die KursleiterInnen mit diesen vertraut sein. Eine wichtige Konsequenz ist gezielte KursleiterInnenweiterbildung in diesem Bereich.
Die Arbeit mit dem Portfolio bedeutet eine neue Rollenverteilung für KursleiterIn und TeilnehmerIn. Dies erweist sich in der Praxis oft als schwierig, denn beide, KursleiterIn und TeilnehmerIn, sind an Frontalunterricht und Konsumhaltung gewöhnt. Das Aufbrechen dieser Strukturen zieht einen langen Prozess nach sich, an den sich beide gewöhnen müssen. Hat er jedoch einmal begonnen, möchte niemand mehr zurück. Die KursleiterInnen werden zu LernbegleiterInnen, die TeilnehmerInnen zu autonomen LernerInnen.
Was steckt hinter dem Begriff LernerInnenautonomie?
LernerInnenautonomie bedeutet keineswegs als KursteilnehmerIn alleine gelassen zu werden sondern, den Lernprozess selbst in die Hand zu nehmen um diesen selbst zu gestalten. Die LernerInnen bestimmen ihr eigenes Tempo und entwickeln selbst Strategien wie sie am besten lernen. Sie reflektieren über das Lernen, sind in der Lage ihre Lernziele zu definieren und bestimmen den Weg zu diesen Zielen. Der Sprachkurs wird so zu einem maßgeschneiderten Kurs für jede/n einzelne/n TeilnehmerIn.
Nähere Informationen bei:
Mag.a Christine Bitsche
Stellvertretende Leiterin der Volkshochschule Tirol
c.bitsche@vhs-tirol.at
SERIE
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