Zeitschrift Spurensuche greift Bildungsthemen abseits des Mainstreams auf
Blick ins Archiv des bifeb fördert Aufarbeitung der Geschichte
Einem Ansatz zur Aufarbeitung der Geschichte bundesstaatlicher Erwachsenenbildung widmet sich Christian Kloyber (Bundesinstitut für Erwachsenenbildung). Laut dem Autor handle es sich dabei um ein noch nicht ausreichend bearbeitetes Feld in der Erwachsenenbildungsforschung. Ein Blick in ausgewählte Quellen (z.B. Gästebücher und Protokolle) des Archivs des Bundesinstituts für Erwachsenenbildung ermögliche, so der Autor, eine kritische und systematische Beschäftigung mit der Geschichte der Erwachsenenbildung.
Einträge in den Heimbüchern des bäuerlichen Volksbildungsheims Hubertendorf (die Vorgängereinrichtung des bifeb) geben einen Einblick in gesellschaftspolitische Entwicklungen wie z.B. die Machtübernahme durch Vertreter des austrofaschistischen Systems, das sich auch im Bildungsprogramm von Hubertendorf niederschlug. Um auch kommenden Generationen die Beschäftigung mit der Geschichte zu ermöglichen, sei es laut dem Autor notwendig, Dokumente und Materialien zu erfassen und digital zur Verfügung zu stellen.
Beschäftigung mit Bildern dient als Erinnerungsarbeit
Thomas Jung (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung) widmet sich der Bedeutung von Bildern für die Erinnerungsarbeit. Bilder spielen, so der Autor, eine wichtige Rolle als kollektives Gedächtnis wichtiger Ereignisse in der Geschichte der Erwachsenenbildung. Durch die Digitalisierung und Kommerzialisierung von Fotografien habe diese Bedeutung allerdings stark abgenommen. Durch Social Media finden Bilder heutzutage sekundenschnelle Verbreitung in der Öffentlichkeit. Die technologischen Entwicklungen stellen, so Jung, Archive vor große Herausforderungen, wenn es um die Entwicklung einer Bildgeschichte der Disziplin Erwachsenenbildung geht. Der Autor plädiert an die Scientific Community, Diskurse und disziplinüberschreitende Methoden zu prüfen, die die Bedeutung von Bildern wieder stärker thematisieren.
Gesundheitsbewusstsein: Plädoyer für einen kritischen Umgang mit Information
Stephan Ganglbauer (Österreichisches Volkshochschularchiv) widmet sich der "Gesundheitsbildung als Aufklärung und Disziplinierung". Ein berühmtes Zitat der Weltgesundheitsorganisation (WHO), führt an, Gesundheit wäre mehr als nur Abwesenheit von Krankheit und richte sich neben körperlichen auch auf soziale und psychologische Faktoren. Der Autor problematisiert in Bezug darauf den heutigen Stellenwert der Gesundheitsbildung in der Gesellschaft. Ausgelöst durch die mediale Präsenz des Themas Gesundheit sei es heute leichter denn je, Informationen unhinterfragt Glauben zu schenken. Die Tendenz zum blinden Vertrauen sieht der Autor in Trends wie esoterischen, aber auch streng naturwissenschaftlich ausgerichteten Gesundheitsbildungsangeboten. Bildung müsse hier, so Ganglbauer, vor allem die Urteilskraft der Menschen stärken, um ein umfassendes Gesundheitsbewusstsein zu fördern, das neben biologischen auch psychosoziale Aspekte mitdenkt.
Gesundheit nicht auf Verwertbarkeit reduzieren
Stefan Vater (Verband Österreichischer Volkshochschulen) beschreibt, wie Gesundheit zunehmend nur noch als Notwendigkeit verstanden wird, um im Arbeitsalltag einwandfrei funktionieren zu können. Warum dieses Verständnis von Gesundheit laut Vater weite Verbreitung findet, begründet er anhand der Gouvernementalitätsstudien von Michael Foucault. Das Management der Gesundheit, das sich vor allem in Disziplinierung und Kontrolle der eigenen Fitness äußere, vermittle ein gewisses Maß an Sicherheit. Dies sei den Menschen willkommen. Denn durch ständig verändernde Anforderungen des Arbeitsmarktes und den Fokus auf Eigenverantwortung , breite sich zunehmend Unsicherheit aus. Der Autor plädiert dafür, im Zuge der Gesundheitsbildung vermehrt kritische Perspektiven zu Wort kommen zu lassen und die sich wandelnde Bedeutung von Gesundheit zu problematisieren.
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