QUERBEET: Der Vielfalt eine Stimme verleihen

17.12.2018, Text: Michaela Habetseder, Salzburger Bildungswerk/Ring ÖBW
Eine Salzburger Zukunftsinitiative thematisiert den Umgang mit der gesellschaftlichen Vielfalt in der Region in verschiedenen Bildungs- und Kulturprogrammen: vom Theaterprojekt bis zum Besuch im Landtag.
"Gemeinsames Theaterspielen fördert das gegenseitige Verständnis": Darin waren sich die Teilnehmenden des Theaterworkshops einig.
Foto: CC BY, Andrea Folie, auf erwachsenenbildung.at
Sieben Gemeinden im Pinzgauer Saalachtal beteiligen sich derzeit aktiv an der regionalen Zukunftsinitiative "Ankommenstour QUERBEET". Zwei Jahre lang werden im Rahmen dieses LEADER-Projektes individuelle Bildungs- und Kulturprogramme entwickelt.

 

"Das Thema der interkulturellen Bildung wird uns in den kommenden Jahren maßgeblich begleiten und vor allem die Regionen vor neue Herausforderungen stellen": Davon ist Projektleiterin Mag. Andrea Folie vom Salzburger Bildungswerk überzeugt. Ein Blick in die Wanderungsbilanz zeigt darüber hinaus, dass "Einheimische" vermehrt in Ballungszentren ziehen und bei Neuzugezogenen in der Region ein Familienzuzug zu verzeichnen ist. Andrea Folie: "Deshalb müssen jetzt und zukünftig Modelle und Konzepte im Umgang mit der regionalen Kulturvielfalt gefunden werden". QUERBEET ist ein Modell dazu. Das Konzept ist so aufgebaut, dass es bedarfsorientiert arbeitet und unterschiedlichste Gesellschaftsschichten einbezieht. Das Hauptthema: Der Umgang mit der gesellschaftlichen Vielfalt in der Region.

 

Vom Frauensalon bis zum Migrationsdialog

"Bei Austausch- und Auftaktworkshops wurden am Beginn in allen sieben Gemeinden die Ideen, Bedarfe und Wünsche festgehalten und gemeinsame Projekte in die Wege geleitet", erinnert sich Andrea Folie. Ein Frauensalon in Unken, ein Migrationsdialog in Saalfelden, ein Theaterprojekt mit Einheimischen und neu Zugezogenen in Lofer, ein Leseprojekt in Weißbach, eine Exkursion zum Salzburger Landtag, ein interreligiöser Dialog in Maria Alm, "Querbeet goes school" in Saalfelden, ein interkulturelles Fotoprojekt sowie Workshops mit Migrantinnen und Migranten in verschiedenen Schulen: Diese ausgewählten Beispiele zeigen die Vielfalt der Aktivitäten, die im Rahmen von QUERBEET entstanden sind. "Integration wird damit auf unterschiedlichsten Ebenen möglich", freut sich Andrea Folie. Das Theaterprojekt und die Exkursion zum Salzburger Landtag stellen wir stellvertretend für diese Vielfalt kurz vor.

 

Lofer spielt Theater

Theater von Ort zu Ort: 25 Frauen und Männer – MigrantInnen und Einheimische aus Lofer – haben an diesem Theaterworkshop teilgenommen. Professionell begleitet von Mitgliedern des Theaters "bodi end sole" in Hallein und unterstützt vom örtlichen Kulturverein "Binoggl" haben sie sich dem Thema "Das erste Mal" gewidmet und Menschenleben und Menschenbilder erzählt. "Das erste Mal" erzählte vom ersten Schnee, der zu sehen war, von der ersten Liebe, der ersten Reise, der ersten Flucht ... berührende Momente für alle. Zur Aufführung dieser Bild-Geschichten kamen viele Interessierte nach Lofer. Und danach wurde gemeinsam gefeiert – großzügig gesponsert von der Gemeinde. "Gemeinsames Theaterspielen fördert das gegenseitige Verständnis": Darin waren sich alle Teilnehmenden einig.

 

Besuch im Salzburger Landtag

Ein Wunsch kam immer wieder: Gespräche mit Politikern bzw. Politikerinnen zu führen. Das Thema der Politischen Bildung ist wichtig. Zahlreiche Interessierte aus dem Saalachtal traten schließlich die Fahrt nach Salzburg an und haben im Salzburger Landtag mehr über die parlamentarischen Funktionen und Aufgaben erfahren. Darüber hinaus wurde mit der Landtagsabgeordneten Barbara Sieberth über die aktuelle Situation im Integrationsbereich und über die betroffenen Menschen diskutiert. Einige Teilnehmende gaben Sieberth wiederum Einblicke über ihre aktuelle Situation mit. Manche Menschen haben den Einstieg in die Arbeit und Sprache geschafft, während andere noch Unterstützung benötigen. Politische Bildung ist ein zentrales Element, um gesellschaftliche Strukturen zu verstehen.

 

Apropos QUERBEET

Die Aktivitäten zeigen es deutlich: QUERBEET ist eine Plattform, die sich dem Thema der interkulturellen Bildung aus Kultur- und Bildungsperspektive (an)nähert. Modelle und Konzepte sollen ausprobiert, Bewährtes mit den Akteurinnen und Akteuren weiterentwickelt und in bestehende Einrichtungen integriert werden. "Unsere Zielgruppe sind Gemeinden, Bürgerinnen und Bürger, die Betreiber von Flüchtlingshäusern, Flüchtlinge sowie lokale Kultur- und Bildungsvereine", informiert Andrea Folie.

 

Die Arbeit in den sieben Pinzgauer Gemeinden passiert auf zwei Ebenen: Neben dem gemeinsamen prozessorientierten Arbeiten stehen lokale und überregionale Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Teilnehmenden und ihren Projekten im Mittelpunkt. Mit Unterstützung von LEADER Saalachtal, Land Salzburg, Salzburger Bildungswerk, Gemeindeentwicklung Salzburg und dem Verein IKULT sind hier Aktivitäten mit Vorbildcharakter entstanden.

 

Das Konzept von QUERBEET ist mittlerweile als best practice im Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg eingebettet. Die Aktivitäten werden aber auch außerhalb des Bundeslandes wahrgenommen: So waren die Projektverantwortlichen beispielsweise im September 2018 eingeladen, bei der NECE-Konferenz in Marseille über die Initiative zu informieren. Und im Oktober 2018 wurde QUERBEET beim österreichweiten Wettbewerb "Wertschöpfung am Land" in der Kategorie "Gesellschaft und Gemeinwohl" zum Siegerprojekt gekürt.

 

Mit Ende des Jahres ist QUERBEET im Pinzgauer Saalachtal abgeschlossen. 2019 startet das Folgeprojekt im Salzburger Pongau.

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