The right to e-read: E-Books und Bibliotheken

16.01.2014, Text: Simone Kremsberger, Büchereiverband Österreichs
Die Rechtslage behindert Bibliotheken, attraktive E-Book-Angebote zu entwickeln. Der Büchereiverband startet eine österreichweite Kampagne.
Eine Kampagne fordert "The right to e-read"
Grafik: (C) BVÖ
Für E-Books gelten nicht dieselben Gesetze wie für das physische Buch. Wer ein E-Book kauft, erwirbt nur eine Lizenz und damit den Zugang zur Nutzung. Im Gegensatz zum physischen Buch kann ein E-Book nicht verliehen, verschenkt oder vererbt werden. Die derzeitige Rechtslage hindert auch Bibliotheken daran, attraktive E-Book-Angebote zu entwickeln. Der Büchereiverband Österreichs setzt sich daher in der Kampagne "The right to e-read" für den Verleih von E-Books in Bibliotheken ein.


E-Books am Buchmarkt
Die zunehmende Digitalisierung prägt die Buchbranche. Noch ist die Entwicklung von E-Books im deutschsprachigen Raum "mehr Evolution als Revolution", wie es der Börsenverein des Deutschen Buchhandels beschreibt, doch der Anteil von E-Books am Gesamtumsatz wächst. In Deutschland haben sich das Umsatz- und das Titelvolumen von 2011 auf 2012 verdreifacht: 2012 haben E-Books 2,4 Prozent zum Buchumsatz des Publikumsmarktes beigesteuert, 13,2 Millionen elektronische Bücher wurden verkauft. Über 50 Prozent der deutschen Verlage führten E-Books im Programm. Anderswo hat das E-Book bereits einen Boom erlebt: In den USA liegt der Anteil verkaufter E-Books laut der "Book Industry Study Group" bei 30 Prozent der verkauften Bücher.


E-Books in Bibliotheken
Auch viele Bibliotheken bieten E-Books an. 2009 starteten in Österreich die ersten digitalen Medienangebote Öffentlicher Bibliotheken. Mittlerweile bieten sechs Stadtbibliotheken und vier Verbünde, insgesamt 510 Bibliotheken, E-Books über die "Onleihe" des Anbieters DiViBib an. In sieben Bundesländern gibt es das digitale Angebot der AK-Bibliotheken, die mit der Firma Ciando zusammenarbeiten. Die virtuellen Büchereien werden von den NutzerInnen gut angenommen - erst kürzlich meldeten etwa die Büchereien Wien die 500.000ste digitale Entlehnung. 


Unsichere Rechtslage
Die digitalen Medienangebote von Bibliotheken sind jedoch durch die rechtliche Situation eingeschränkt: Bei gedruckten Büchern sind die Vertriebsrechte nach dem Erstverkauf "erschöpft", das heißt, Bibliotheken können Exemplare von einem Buchhändler kaufen und an BibliotheksnutzerInnen verleihen. Bei elektronischen Büchern hingegen ist die Rechtslage unklar. Verlage interpretieren das Urheberrecht dahingehend, dass E-Lending ein Dienstleistungsangebot sei und das Erschöpfungsrecht nicht zur Anwendung komme. Manche Verlage sehen Bibliotheken als Bedrohung für ihr Geschäft und weigern sich, E-Books an Bibliotheken zu verkaufen. Sollte sich diese Auslegung des Urheberrechts durchsetzen, würden künftig Verlage und nicht Bibliotheken über die digitalen Bestände entscheiden - und auch bestehende E-Lending-Services wären gefährdet. Bibliotheken könnten ihre Aufgabe, freien Zugang zu Informationen bereitzustellen, nicht mehr erfüllen.


Kampagne: The right to e-read
"Die österreichischen BürgerInnen haben das Recht, (elektronisch) zu lesen! Und es sollte ihnen die Möglichkeit gegeben sein, in Bibliotheken von diesem Recht Gebrauch zu machen. Daher muss es Bibliotheken rechtlich erlaubt sein, E-Books zu verleihen", so Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbandes Österreichs. Dazu sei ein überarbeiteter urheberrechtlicher Rahmen nötig.


Der Büchereiverband startet daher die Kampagne "The right to e-read", mit der BibliothekarInnen, PolitikerInnen und die Öffentlichkeit über die Problematik informiert werden sollen. Auf der Kampagnen-Website werden die Forderungen versammelt und Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt. Die Kampagne wird gemeinsam mit dem europäischen Dachverband EBLIDA auch auf internationaler Ebene durchgeführt. Am 23. April, dem Welttag des Urheberrechts und des Buches, wird in allen teilnehmenden Ländern eine Pressekonferenz für nationale Medien stattfinden. 


Büchereiperspektiven: Lizenz zum E-Lesen
Die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift "Büchereiperspektiven" des Büchereiverbandes Österreichs greift das Thema ebenfalls auf: Das Heft bietet einen Überblick über die aktuelle Situation von E-Books in Bibliotheken, informiert über die Entwicklung des E-Book-Marktes und stellt die Kampagne "The right to e-read" vor. In Berichten aus verschiedenen Kontinenten werden internationale Perspektiven des E-Book-Verleihs aufgezeigt. Bestseller-Autor und Internet-Aktivist Cory Doctorow spricht sich in einem Beitrag für E-Books in Bibliotheken aus. Auch österreichische BibliothekarInnen kommen zu Wort und stellen ihre E-Lending-Angebote vor. Nicht zuletzt werden die Möglichkeiten der digitalen Literatur betrachtet.


E-Books sind eine Zukunftsfrage für Bibliotheken - Ziel all dieser Aktivitäten des Büchereiverbandes Österreichs ist es, über das Thema aufzuklären und das Recht auf den Ankauf, den Verleih und das Lesen von E-Books in Öffentlichen Bibliotheken durchzusetzen.

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