8. September: UNESCO-Welttag der Alphabetisierung

05.09.2011, Text: Daniel Klostermann, Online-Redaktion
"Welttag schafft Aufmerksamkeit und sensibilisiert für Alphabetisierung", so Bildungsforscherin Birgit Aschemann.
Am Welttag der Alphabetisierung, der jedes Jahr am 8. September stattfindet, erinnert die UNESCO an die Bedeutung von Alphabetisierung und Erwachsenenbildung. "Der UNESCO-Welttag der Alphabetisierung bietet eine gute Gelegenheit, eine breitere Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren" so Dr.in Birgit Aschemann vom Verein Frauenservice Graz, verantwortlich für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts MIKA.

Analphabetismus weltweit und in Österreich
Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2011 geht von etwa 796 Millionen erwachsenen Menschen weltweit aus, die von Analphabetismus betroffen sind. Das sind rund 16% der Weltbevölkerung, ungefähr zwei Drittel davon Frauen. Das Thema betrifft auch Österreich - vor allem in Form des "funktionalen Analphabetismus". Dieser liegt laut UNESCO bei einer Person vor, die sich nicht an den zielgerichteten Aktivitäten ihrer Gemeinschaft, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen erforderlich sind, beteiligen kann. Die Zahl der von funktionalem Analphabetismus betroffenen ÖsterreicherInnen ist je nach Schätzung und Berechnungsgrundlage höchst unterschiedlich. Gesprochen wird, je nach Untersuchung, von 140.000 bis zu 600.000 Erwachsenen.

Österreich: MigrantInnen mehr in den Fokus nehmen
Alphabetismus wurde in Österreich in den letzten Jahren verstärkt thematisiert. "Im Fokus standen und stehen dabei jedoch oft nur ÖsterreicherInnen. Die Alphabetisierung von MigrantInnen wurde zumeist wenig berücksichtigt. In Zukunft muss es darum gehen, die Anliegen beider Gruppen sichtbarer zu machen" meint Aschemann zur Situation in Österreich.

Veranstaltungen in Österreich zum Welttag
Im Rahmen des Welttags finden in Österreich u.a. folgende Veranstaltungen statt:
  • Unter dem Titel "schriftlos heißt nicht sprachlos" findet an der Volkshochschule Linz eine Lesung von Geschichten statt, die von Menschen geschrieben worden sind, die eigentlich gar nicht schreiben können.           
  • Die burgenländischen Volkshochschulen veranstalten eine "Bookcrossing-Aktion". In Eisenstadt und Oberwart werden Bücher auf Reisen geschickt, um die Öffentlichkeit über das Thema zu informieren und zu sensibilisieren.
  • Das Netzwerk "Zukunft * Basisbildung * Pongau" lädt zur Eröffnung der Wanderausstellung "Basisbildung: Erwischt war gestern" im Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus in Schwarzach. Ab 11:00 Uhr wird dabei das Thema Basisbildung thematisiert.


Schweiz: Initiative zur Teilhabe an Wahlen

Analphabetismus führt häufig zum Ausschluss von gesellschaftlichen Teilbereichen. Das Projekt "ich will wahlen.ch" stellt Audio-Informationen zur Parlamentswahl der Schweiz für Nicht-Wählende mit Leseschwierigkeiten zur Verfügung. Sie sollen dadurch zur politischen Teilnahme motiviert werden.

Netzwerk MIKA
Das Netzwerk MIKA (Migration-Kompetenz-Alphabetisierung) zielt auf die österreichweite Professionalisierung der Ausbildung von Lehrenden in den Bereichen Alphabetisierung, Basisbildung und Zweitspracherwerb mit MigrantInnen. Die letzte Projektperiode endete mit August 2011. Berichte und Ergebnisse werden mit Ende September vorliegen.

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