Tagung "Deutsch über alles?"

22.12.2010, Text: Christina Pernsteiner, Online-Redaktion
Internationale Tagung zur Sprachförderung für Erwachsene resümiert: Auch Erstsprachen von MigrantInnen müssen gefördert werden.
Bedeutung von Erstsprachenkompetenz oft unterschätzt
Vor dem Hintergrund Migration/Integration veranstalteten die Arbeiterkammer Wien, der Verband Österreichischer Volkshochschulen (VÖV), die Wiener Volkshochschulen sowie die Universität Wien die Tagung „Deutsch über alles?“ am 23. und 24. November im AK Bildungszentrumt.

„Wenn in Österreich über die Sprachförderung von erwachsenen MigrantInnen diskutiert wird, ist primär von den durchaus wichtigen Maßnahmen zum Deutschlernen die Rede. Außer Acht gelassen wird in diesem Zusammenhang die Frage nach der Förderung und Nutzung vorhandener Erstsprachen von MigrantInnen“ so Mario Rieder, Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen.

Dabei stellt Erstsprachenkompetenz eine wichtige Basis dar, um überhaupt erst Deutsch lernen zu können und eine Qualifikation, von der auch die Wirtschaft profitieren kann. Ziel der Tagung war es, dafür Bewusstsein zu schaffen.

Internationale WissenschafterInnen über Spracherwerb, Sprachtests und Deutsch als Zweitsprache
Vortragende aus dem Europarat, Belgien und Österreich brachten internationale und nationale Erfahrungen, Strategien und Modelle ein. Fünf Workshops boten Möglichkeiten der Vertiefung.Thematisiert wurde, wie Erstsprachen gefördert werden können (auch als Basis für der Erwerb der Zweitsprache), wo Tests zur Sprachstandsfeststellung sinnvoll einsetzbar sind und welchen Stellenwert Prüfungen für Aufenthaltstitel, Arbeitsmarktzugang und Einbürgerung haben (sollten). Die (Weiter-)Bildung von Eltern und deren Auswirkung auf die Entwicklung der Kinder war ein weiteres Workshopthema, wie auch die Sensibilisierung für die Förderung von berufsbezogener Sprache und die Herausforderung, in anspruchsvollen Bereichen wie Behörde und Gesundheit effizient zu dolmetschen.

Neuer Stellenwert von Erwachsenenbildung in Zusammenhang mit Migration
Elisabeth Feigl-Bogenreiter, Sprachenreferentin des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen betonte in diesem Zusammenhang auch die Rolle der Erwachsenenbildung: „Im Bereich der Integration von und mit Personen mit Migrationshintergrund bekommt die Erwachsenenbildung einen ganz neuen Stellenwert, da niederschwellige, zielgruppengerechte und flächendeckende Angebote gefragt sind“. Deutschkenntnisse sind wichtig und werden durch die gleichzeitige Förderung der Erstsprache zusätzlich unterstützt.

Ausgezeichnete Sprachförderprojekte der Volkshochschulen
Die Volkshochschulen haben eine lange Tradition der Sprachförderung von MigrantInnen, so der VÖV in einer Aussendung. So wurde beispielsweise das Kooperationsprojekt „Dynamo“ am 9. November vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur mit dem Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung ausgezeichnet. Weiters erhielt das Projekt „Sprich mit mir und hör mir zu! – Habla conmigo y escúchame! – Benimle konus ve beni dinle!" das ESIS Sprachensiegel.

(Quelle: Presseaussendung VÖV)
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